Monika Helfer

Löwenherz

Roman
Cover: Löwenherz
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446272699
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Monika Helfer erinnert sich an ihren Bruder Richard. Seit dem Tod der Mutter wachsen sie und ihre Schwestern getrennt vom kleinen Bruder auf. Sie sehen sich selten, verlieren die Verbindung. Es ist die Zeit des Deutschen Herbstes. Richard ist da bereits ein junger Mann, von Beruf Schriftsetzer. Er ist ein Sonderling, das Leben scheint ihm wenig wichtig. Verantwortung übernimmt er nur, wenn sie ihm angetragen wird. So auch, als ihm auf merkwürdige Weise eine verflossene Liebe ein Kind überlässt, von dem er nur den Spitznamen kennt. Die unfreiwillige Vaterrolle gibt ihm neuen Halt, zumindest für eine Zeit. Eine Geschichte über Fürsorge, Schuldgefühle und Familienbande.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.04.2022

Rezensentin Daniela Strigl scheint sehr berührt zu sein von diesem Buch, in dem Monika Helfer über ihren Bruder schreibt, einen "charmanten Autisten" mit nicht durchweg sympathischen Zügen, der sich mit dreißig Jahren das Leben nahm. Helfers Bild von ihrem Bruder ist kaleidoskopartig vielschichtig lobt die Rezensentin, der besonders gut gefällt, wie Helfer immer wieder hinterfragt - auch mit Hilfe ihres damaligen Liebhabers und heutigen Ehemanns - ob sie sich richtig erinnert. Das hilft, so Strigl, den Bruder in diesem schmalen Roman nicht nur von seinem Ende her zu sehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.02.2022

Rezensentin Judith von Sternburg wirkt tief getroffen von Monika Helfers drittem Buch über ihre Familie, dieses Mal über ihren verstorbenen Bruder Richard. Wie die Österreicherin diesen Menschen zeichnet, als jungen Mann, der durchs Leben driftete, ohne Ehrgeiz und Initiative, aber trotzdem lächelnd, ein bisschen wir ein Kind, entfaltet für die Kritikerin eine stille Wucht, und wieder bewundert sie Helfers ökonomische Schreibweise, ihre "markante Haltung", die sie als "präsent und still gleichzeitig" beschreibt. Wie zudem der Geburtstag der Autorin den Tod anzuziehen scheint - am 30. Baader, Ensslin und Raspe, am 31. dann Richard - hat für von Sternburg schon hysterisches Potenzial, aber glücklicherweise umgehe Helfer jegliche "Überzeichnung". Große Literatur ist das für die Kritikerin, und sie möchte der Autorin alles glauben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.01.2022

Rezensentin Rainer Moritz hofft auf weitere Texte über Monika Helfers Verwandtschaft. Der vorliegende wegen seines "herantastenden" Ansatzes laut Moritz als Roman durchgehende Text über den Bruder der Autorin, einen veritablen Eigenbrötler und Außenseiter, fasziniert den Rezensenten einerseits wegen seiner unprätentiösen erzählerischen Souveränität und andererseits wegen eines Protagonisten, der sich als großer "Schmähtandler" mit Talent zu skurrilen Verwicklungen erweist. Wie Helfer ihrem früh durch eigene Hand aus dem Leben geschiedenen eigenwilligen Bruder hier ein Denkmal setzt, findet Moritz unbedingt lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.01.2022

Rezensent Tom Wohlfahrt liebt die Erzählungen Monika Helfers, und auch der neue Wurf der österreichischen Autorin reißt ihn mit. Helfer erzählt darin von ihrem Bruder Richard, den die hochschwangere Kitti vor dem Ertrinken im Bodensee rettet und ihn prompt zum Vater ihrer zwei Kinder erklärt. Die Geschichte von Richard und der kleinen Putzi erscheint Wohlfahrt als eine der "berührend-besondersten Vater-Kind-Geschichten", die er je gelesen hat, ach was, der Literatur überhaupt. Das Lakonisch-Herzliche, mit dem Helfer ihre vorangegangenen Romane erzählte, findet der Rezensent zu seiner großen Freude auch hier, dazu aber noch eine überraschend "klassische Einfachheit", gepaart mit Fabulierlust.

Themengebiete