Wladimir Kaminer

Mein deutsches Dschungelbuch

Cover: Mein deutsches Dschungelbuch
Goldmann Verlag, München 2003
ISBN 9783442545544
Gebunden, 255 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Haben sie schon einmal vom geheimnisumwitterten Waldbröl, von Sömmerda, Weikersheim oder von Rotenburg an der Wümme gehört? Wladimir Kaminer hat diese und andere Orte der deutschen Provinz besucht. Mit klarem Blick, einem unverwüstlichen Sinn für Humor und mit viel Poesie nimmt er sich dieser exotischen Regionen an. Seine Geschichten sind voller Details und universeller Wahrheiten über das menschliche Dasein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2003

Wladimir Kaminer hat ein Buch über Deutschland geschrieben, oder genauer: über die deutsche Provinz. Aber was heißt schon deutsche Provinz, fragt sich Christoph Bartmann in seiner Besprechung. Schließlich habe sich Kaminers Bild von der Provinz im Laufe seiner Lesereise, deren Erfahrungen den Stoff des Buches bilden, geändert, beschreibt der Rezensent "das Angenehme" an Kaminers Dschungelbuch, denn die Provinz ist überall, zum Beispiel auch in München, wie der Autor herausgefunden haben soll. Kaminers Berichte ziehen zwar manchmal ein oberflächliches, aber selten ein falsches Fazit, immer aber sei es erheiternd, beurteilt Bartmann die Ergebnisse der Kaminer'schen Beobachtungen. Er lobt das Buch als ein aus dem Geist des Understatements geschriebenes, es sei keine Kulturkritik und habe auch keine schwerliterarische Ambition. "Ein großer Stilist, ein Meister seiner Form", jubelt der Rezensent und freut sich über diesen "großen Gewinn" für die deutsche Literatur.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.11.2003

Die Texte des seit seiner Erfindung der "Russendisco" zum "Kultautoren" avancierten Wladimir Kaminer seien "lakonisch, skurril", jedoch im "Rahmen des Realistischen" verharrend, schwärmt Ursula März. Es scheint ihr, als wüssten diese, dass sie zweifelsohne Kaminer-Texte seien, "nichts anderes werden dürfen und aus diesem Grund auch nichts anderes von sich wissen wollen". Aha. In seinem neuen Buch habe der Autor die Wege und Erfahrungen aus seinen unzähligen Lesereisen nachgezeichnet, erklärt uns Ursula März, gleichzeitig eine "Erkundungsreise" durch die "soziokulturelle Mitte Deutschlands". Summa summarum sei hier alles recht "seltsam", könnten die Texte auf eine mögliche Frage nach ihren Eindrücken antworten, findet die Rezensentin, die von diesem Potpourri aus "Ethnografie des Inlands, Kalendarium, Sittengeschichte" und "moralischer Reflexion" vollends begeistert ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2003

Dass der Klappentext des Buches Waldimir Kaminer als "Jungautor" vorstellt, stößt bei Dirk Schümer auf Belustigung, schließlich hat Kaminer, schon mehrere ausgesprochen erfolgreiche Bücher veröffentlicht. Dass aber Berlin und insbesondere der Prenzlauer Berg, wo Kaminer lebt, nicht unbedingt das Zentrum der Republik darstellen, musste der Autor dann auf seinen Lesereisen durch die Bundesrepublik feststellen, die nun wiederum den Stoff für das neue Buch lieferten. "Der Russe kommt", so soll man den längst eingebürgten Autor gelegentlich auf Plakaten in der deutschen Provinz angekündigt haben, berichtet Schümer amüsiert. Mit dem Status der unschuldigen Unkenntnis sei Kaminer durch die deutschen Lande gezogen und habe seinen ethnografischen Blick schweifen lassen. Seine Geschichten kombinieren allerlei Merkwürdigkeiten und überraschende Beobachtungen, so Schümer, böten urkomische Dialoge und die Einsicht, dass womöglich ganz Deutschland Provinz sei und gar kein Zentrum besäße, freut sich der Rezensent, der Kaminer einmal als "Iwan Rebroff der Literatur" bezeichnet, der bestehende Russenängste drastisch abbauen helfe und nachhaltig zur Völkerverständigung beitrage.
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