Adam Thirlwell

Strategie

Roman
Cover: Strategie
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783100800480
Gebunden, 318 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Moshe liebt Nana und Nana liebt Moshe. Und sie versuchen ihr bestes und alles. Aber das reicht nicht. Dann kommt Anjali hinzu. Und zuerst schaut Moshe nur zu. Irgendwann sind sie zu dritt. Ein raffinierter Roman über die Liebe und ihre Arrangements in der Tradition von Milan Kundera und Woody Allen. Die erste Liebesgeschichte des 21. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.11.2005

Der Rezensent Michael Grus ist ein bisschen genervt vom Romandebüt des seiner Meinung nach überambitioniertem Autors Adam Thirwell - auch wenn er sich von manchen Ideen des Autors gut unterhalten fühlt. Doch das kann nur bedingt darüber hinwegtrösten, dass Thirwell nach Meinung des Rezensenten unterm Strich einfach nur ein therapeutisch motivierter Moralist ist: "Ein Kästner für (junge) Erwachsene". Nach Grus' Meinung gerät der Roman trotz seines expliziten und den Sex und die Liebe wenig beschönigenden Ansatzes jedenfalls "sehr rasch ins Fahrwasser moralpädagogischen Schrifttums".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.01.2004

Ein "unglaubliches und vollkommen überzeugendes Buch" erblickt Rezensent Kolja Mensing in Adam Thirlwells "überraschendem Debüt". Er nennt den Roman über die Mittzwanziger Moshe, Nana und Anjali, die eine Dreiecksbeziehung eingehen und sich alle Mühe geben, im Bett miteinander Spaß zu haben, zudem ein "absolut zeitgemäßes Buch". Denn Thirlwell werfe einen "ernüchternden Blick auf die körperliche Liebe zu Beginn des 21. Jahrhunderts", wo Romantik nur eine "Frage der Strategie" und Sex ein zuweilen unterhaltsames, oft aber auch anstrengendes "Spiel um Dominanz" sei. Auch wenn Thirlwell recht unverblümt und über Seiten hinweg Bondage-Spiele, Analverkehr, Fisting und "andere stimulierende Praktiken für ein bis drei Personen" beschreibt, soll es in dem Buch nicht um Sex gehen, auch nicht um Liebe. Das jedenfalls schreibt der Autor auf Seite 27 und Mensing nimmt es ihm ab. Worum geht's dann? Darum, so Mensing, dass die Menschen "keine besonders intelligente Einstellung zum Egoismus haben" (Thirlwell) und sich lieber freiwillig der Selbstzerstörung aussetzten, als sich eine moralisch nicht einwandfreie Haltung nachsagen zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2004

Enorme Vorschusslorbeeren hatte "Strategie" bereits in England erhalten, berichtet Felicitas von Lovenberg, wo dieser Debütroman, noch gar nicht fertig gestellt, bereits auf der Liste der 20 besten englischen Bücher landete. Und auch hierzulande werde es nicht viel anders ablaufen, prophezeit von Lovenberg, was man ja schon daran sieht, dass ihre Zeitung den Roman gleich am ersten Tag seines Erscheinens in Deutschland besprechen lässt. Der Roman beginnt tatsächlich sehr originell, räumt die Rezensentin ein. Es geht in jeder Hinsicht ganz lapidar um Sex, erklärt sie: um Sex als körperlichem Akt aber auch um Sex in unserer Phantasie und in unseren Gedanken, die gerade dann, wenn Sex nicht zufriedenstellend verläuft, besonders um dieses Thema kreisten. Und da die Qualität des Sex bei dem Protagonistenpaar "weit hinter der Qualität ihrer Gefühle zurückbleibt", fasst von Lovenberg die Sache zusammen, kommt eine dritte Person hinzu, was die sexuellen Beziehungen auch nicht einfacher gestalte. Das liest sich eine Weile "ganz amüsant", gesteht von Lovenberg. Genervt zeigt sich die Rezensentin von der allwissenden Haltung des Erzählers, seinem selbstgefälligen Geplauder, seinem belehrenden Dauerkommentar, den sie als kokett und selbstverliebt empfindet. So viel "Strategie" war nicht nötig, kommt von Lovenberg zu dem Schluss.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2004

Ijoma Mangold gibt sich ironisch-sokratisch, um sich dann ganz entschieden auf die Seite des "Amok- Schwätzers" zu schlagen, der uns diesen "komischen Roman" über "Sex als Mittel ethischer Reflexion und Kommunikation" beschert. Doch das ist schon der Hintersinn - zuerst ist da einfach: Sex. Und, noch wichtiger: ein Erzähler, der in einem fort redet, ohne einen Widerspruch zuzulassen, eine regelrechte "Erzähl-Domina" mit "Totalkontrolle über Stoff, Figuren und Leser". Sein großes Maul, mahnt Mangold, sollte den Leser aber nicht über die Virtuosität seiner Erzählung hinwegtäuschen, schon gar nicht über ihren verzwickten moralischen Hintersinn. Fazit: "ein großer Spaß", wenn auch, zugegeben, Geschmackssache.
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