Adolf Placzek

Wiener Gespenster

Cover: Wiener Gespenster
Zsolnay Verlag, Wien 2000
ISBN 9783552049659
Gebunden, 111 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

»Sie hätten es mich nicht so fühlen zu lassen brauchen«, ruft Lisa ihrer Chefin zu. Doch ganz New York läßt es sie fühlen, die jüdischen Emigranten aus der Alten Welt, aus Wien, daß sie selbst Jahre nach ihrer Flucht nicht dazugehören, ja niemals wirklich dazugehören werden. Vergeblich sehnt sich auch Lisas Bruder Carl zurück in die Wiener Kaffeehäuser, während er sich im Strom der Passanten durch die Wolkenkratzerschluchten quält. Als »Packerlschupfer« verdingt sich der einstige Schriftsteller großbürgerlicher Herkunft nun in der Metropole der Neuen Welt. Und zu Hause wartet die betagte Mutter völlig abgeschottet in ihrer eigenen Welt, in ihrem »Aber-bei-uns-Land«. Adolf Placzek, in Wien geboren und 1939 aus seiner Heimat vertrieben, lebt heute in New York und gilt als der große alte Mann der amerikanischen Architekturgeschichte. Wovon er hier in bildmächtiger, unter die Haut gehender Sprache erzählt, ist ihm selbst widerfahren. Die Wiener Gespenster - das Gefühl der Fremde, das trotz allmählicher Assimilation nicht abnimmt, die Heimat, die ihn verstoßen hat und dennoch Heimat bleibt - sie nehmen Gestalt an in diesem meisterhaften Stück Prosa, das Erleben in Literatur verwandelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.12.2000

In einer Doppelrezension bespricht Hans Christian Kosler zwei Bände von Adolf Placzek, der Wien 1939 verlassen musste und in den USA später eine renommierte Architekturbibliothek aufbaute. Beiden Texten gemeinsam ist nach Kosler eine ausgesprochen tiefe Melancholie.
1.) Adolf Placzek: "Traumfahrt mit der Familie" (Jüdischer Verlag)
Kosler lobt hier vor allem die "atmosphärische Verdichtung" und die "eindringlichen allegorischen Bilder", mit denen der Autor die Geschichte der Familie beschreibt, die kurz vor der Kristallnacht noch eine gemeinsame `Traumfahrt` unternimmt, bevor sich ihre Mitglieder aus den Augen verlieren. Der Rezensent sieht hier gleichzeitig den Untergang einer Zeit und das Ende des "Grossbürgertums" beschrieben. Doch anders als viele andere Autoren, habe sich Placzek nicht in Details verloren. Vielmehr liege die Stärke des Buchs vor allem in den Assoziationen, die es auslöst.
2.) Adolf Placzek: "Wiener Gespenster" (Zsolnay-Verlag)
Diese Geschichte, die von den Schwierigkeiten und dem Heimweh einer österreichisch-jüdischen Emigrantenfamilie in New York erzählt, bespricht Kosler nur kurz. Im Vergleich zur `Traumfahrt mit Familie` erscheint sie ihm einerseits "konventioneller geschrieben", gleichzeitig aber auch "wirklichkeitsorientierter".
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