Agnes Zsolt

Das rote Fahrrad

Tagebuch
Cover: Das rote Fahrrad
Nischenverlag, Wien 2012
ISBN 9783950334500
Gebunden, 160 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Ernö Zeltner. Mit einer Einleitung der Mutter und einem Nachwort von Gabor Muranyi. Das von ihrer Mutter postum herausgegeben Tagebuch Evas, eines frühreifen ungarischen Mädchens, ist ein fesselndes Zeitdokument über dreieinhalb Monate der kleinen Freuden und des bangen Wartens im Frühjahr 1944 vor der Verschleppung nach Auschwitz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2012

Potentielle Leser sollten sich nicht von dem "nichtssagenden" deutschen Titel "Das rote Fahrrad" abschrecken lassen, warnt Rezensent Andreas Platthaus, der dieses ergreifende Erinnerungsbuch von Ágnes Zolt schon allein wegen seiner Entstehungsgeschichte nur dringend empfehlen kann. Bis heute sei ungeklärt, ob es sich hier um das originale Tagebuch der im Alter von dreizehn Jahren in Auschwitz ermordeten Eva Heyman handele oder ob ihre Mutter, die 1912 geborene Journalistin Ágnes Zolt, den Text stark nachbearbeitet oder gar selbst geschrieben habe, informiert der Kritiker. Im erschütternden Vorwort der Mutter erfährt Platthaus, wie sie sich gemeinsam mit Evas Stiefvater dank einer diagnostizierten Typhusinfektion vor der Deportation retten konnte, während die Tochter zu den Hunderttausenden ungarischer Juden gehörte, die noch im März 1944 von den Nazis ermordet wurden. Nicht nur in den im Anhang enthaltenen Briefen von Zolts Haushälterin, die ihr das Tagebuch später übermittelte, sondern auch im Text selbst liest der Kritiker die grausamen (Selbst-)Vorwürfe, die Evas Mutter schließlich vier Jahre nach Erscheinen des Buches dazu führten, sich das Leben zu nehmen. Trotz der "gewollt nach Kindersprache" klingenden Übersetzung Ernö Zeltners und des fehlerhaften Nachworts des Publizisten Gabor Muranyi liest der Rezensent gebannt und ergriffen die ebenso klugen wie bedrohlichen Alltagsbeobachtungen, die das kleine Mädchen in den Monaten kurz vor der Deportation notierte.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2012

Rezensentin Elisabeth von Thadden freut sich, dass das von Agnes Zolt herausgegebene Tagebuch ihrer Tochter Eva Heymann nun unter dem Titel "Das rote Fahrrad" endlich auch auf Deutsch erhältlich ist. Der berührten Kritikerin offenbart sich hier eine "doppelte Lektüre" der Geschichte des jüdischen Leids in Ungarn. Denn das Tagebuch, das von der dreizehnjährigen Jüdin Eva für ein paar Monate bis zu ihrer Ermordung im Oktober 1944 in Auschwitz geführt wurde, wurde von ihrer Mutter Agnes Zolt, die ihr Kind bei den Großeltern zurückließ, den Holocaust überlebte und sich aus Schuldgefühlen im Jahre 1951 umbrachte, offenbar "rekonstruiert", berichtet die Rezensentin. Und so liest die Kritikerin hier nicht nur die ergreifende Geschichte der kleinen Eva, sondern vernimmt auch die Trauer und die "nachholende Liebe" der Mutter zu ihrem Kind. Lobend erwähnt die Rezensentin auch den Kommentar des Publizisten Gabor Muranyi, der gewissenhaft über die schwierige Quellenlage informiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.09.2012

Für eine traurige Kostbarkeit hält Rezensentin Cathrin Kahlweit das "Rote Fahrrad", mit dem Zsóka Lendvai das Programm des neuen Wiener Nischenverlags eröffnet. Es sind die drei Monate umfassende Aufzeichnungen der dreizehnjährigen Éva Zsolt, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Allerdings ist unklar, wie die Rezensentin hinzufügt, ob das Mädchen das Tagebuch wirklich selbst verfasst habe. Die Frage aber, ob Évas Mutter Agnes die Notate ihrer Tochter nur überarbeitet oder vor ihrem Selbstmord 1951 ganz geschrieben habe, findet die Rezensentin erstaunlicherweise ganz nebensächlich. Die ungeklärte Autorschaft nehme dem Text "nichts von seiner Wucht", meint Kahlweit.
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