Alan Posener

Benedikts Kreuzzug

Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft
Cover: Benedikts Kreuzzug
Ullstein Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783550087936
Gebunden, 268 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Als der Papst einen Holocaust-Leugner zurück in den Schoß der Kirche holte, war das Entsetzen groß. Doch dieser Schritt war nicht gedankenlos, wie viele meinen. Alan Posener weist eindrucksvoll nach, dass Benedikt XVI. schon seit langem einen Feldzug gegen die Errungenschaften der Moderne führt - und zwar mit aller Konsequenz. Die Konfrontation mit der 68er-Bewegung und der "Theologie der Befreiung" machte Joseph Ratzinger zum Hauptvertreter eines kompromisslosen Konservatismus. Seither formuliert er mit großer Radikalität und Beharrlichkeit die Grundsätze eines intellektuellen Rollbacks der Moderne. Als Papst Benedikt XVI. bekämpft er den weltlichen Staat und die Werte der Aufklärung: Pluralismus der Gesellschaft und des Glaubens, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau, Emanzipation der Wissenschaft von der Religion. Mit seiner Rede in Auschwitz revidierte der Papst die Position der katholischen Kirche zum Holocaust; der Ton gegenüber den Juden hat sich ebenfalls verschärft. In ihrem Widerstand gegen die Moderne, so das Fazit dieses Buches, ist die katholische Kirche dem islamistischen Fundamentalismus bereits auf paradoxe Weise nahe gerückt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2009

Mag ja sein, dass Papst Benedikt sich für Dinge einsetzt, die den Grundannahmen des freiheitlichen Rechtsstaats widersprechen, räumt Rezensent Friedrich Wilhelm Graf ein. Aber die Polemik, die Alan Posener mit "Benedikts Kreuzzug" vorlegt, ist ihm viel zu grob geschnitzt. Nur vereinzelt kann der Rezensent Poseners Ausführungen etwas abgewinnen, etwa wenn dieser kenntnisreich auf Josef Ratzingers Verbindungen zu autoritären Gruppierungen innerhalb der Kirche hinweist. Im Großen und Ganzen sei es aber nichts Neues, was Posener da ausbreite, und "biederer Fleiß" ist noch das beste, was der Rezensent ihm bescheinigt. Insbesondere kritisiert der Rezensent, dass Posener - eingestandenermaßen - keine Ahnung von Theologie habe. Die muss aber haben, wer sich mit der Politik des Papstes auseinandersetzt, befindet Graf. Und dass nach Ansicht des Rezensenten immer wieder "islamophobe Stereotype" des Autors durchblitzen, lässt ihn zweifeln, ob hier "die Aufklärung einen klugen Verteidiger gefunden hat." Sein Fazit: Eine "brachiale Polemik, der es an analytischer Kraft mangelt."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2009

Durchaus sympathisieren kann der Rezensent Matthias Drobinski mit vielen Aspekten dieser Streitschrift des Welt-Redakteurs Alan Posener gegen den gegenwärtigen Papst. Mit der Tatsache etwa, dass sich das Buch, gegen deutsche Gepflogenheiten, kein bisschen um Ausgewogenheit bemüht. Und auch die grundsätzliche Stoßrichtung, den Verweis auf die Borniertheit der Ansichten, die Begrenztheit des intellektuellen Horizonts des Papstes, kann er jedenfalls nachvollziehen. Intoleranz, Verhütungs-Verbot, Probleme mit wissenschaftlichen Einsichten: das Arsenal der Vorwürfe scheint nicht ganz neu. Und nicht zuletzt darum findet der Rezensent vieles dann doch "überraschungslos" und auch allzu "schlicht". Am wenigsten anfangen kann er allerdings mit dem Gegenentwurf Poseners. Etwas anderes als ein "konturenloser Religionsverwalter" nämlich könnte ein Papst nach dem Geschmack dieses Autors, so Drobinski, nicht mehr sein.
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