Alberto Savinio

Mein privates Lexikon

Cover: Mein privates Lexikon
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783821845517
Gebunden, 490 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Richard Schroetter. Aus dem Italienischen von Christine Wolter und Karin Fleischanderl. Savinio passt in keine Schublade. Man kann in ihm einen Traditionalisten, einen Aristokraten sehen. Doch stand er mit der europäischen Avantgarde auf Du und Du, war befreundet mit Picasso, Apollinaire und den Surrealisten, wetteiferte mit seinem Bruder Giorgio de Chirico, und tat sich als Maler, Komponist, Choreograph und Reporter hervor. Das Alphabet erlaubt es ihm, mit der größten Unbefangenheit von einem Thema zum andern zu springen: von der Allwissenheit zur Amöbe, vom Don Quichotte zum Druckfehler, von der Solidarität zu den Süßspeisen und vom Ziborium zur Zoographie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2005

Alberto Savinio, der jüngere Bruder des berühmteren Giorgio de Chirico, war eine Art künstlerisches Universalgenie: Maler und Schriftsteller, Komponist und Regisseur, von unübertrefflicher Bildung und dazu rasend fleißig, der Not, aber wohl auch dem Drang gehorchend. In der "Anderen Bibliothek" erscheint nun jene zunächst in den vierziger Jahren unter anderem in der Architekturzeitschrift "Domus" veröffentlichte Serie von Artikeln, in der sich Savinio, unzufrieden mit den Vorhandenen, sein eigenes Lexikon zusammenschrieb. Stichwörter sind unter anderem idiosynkratische Lemmata wie "Hass auf Literaten", "Kometenwörter", "Trinkerathletentum" oder auch, von der Rezensentin Maike Albath ausführlicher vorgestellt, "Karussell". Savinio scheut dabei vor keiner Abschweifung zurück, überlässt sich einem freien Assoziieren, das sich wie ein Karussell auch mal im Kreis dreht. Die Artikel fallen daher sehr unterschiedlich aus, eines allerdings haben sie nach Ansicht der begeisterten Rezensentin gemeinsam: "Ein größeres Vergnügen, als in den tiefsinnigen Plaudereien Savinios zu versinken, gibt es kaum."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.04.2005

"Eines der beglückendsten - und glücklichsten - Bücher der Literaturgeschichte" kommt in der Verkleidung eines Lexikons daher, jubelt ein vollkommen begeisterter Thomas Steinfeld. Hier sind Beiträge für die Architekturzeitung "Domus" versammelt, die Alberto Savinio, Bruder des berühmten Malers Giorgio Chirico, während der 40-er Jahre verfasst hat, und sie erweisen sich als "inspiriertes", in Literatur übertragenes "intellektuelles Herumschweifen", schwärmt der Rezensent. Er preist Savinios Wissen, seine Fantasie, sein Gespür für Dramaturgie und auch seine "Strenge", wodurch berückende "kleine Denkstücke" entstanden seien. Der Text zum Stichwort "Giraffe" etwa, die der entzückte Steinfeld zur Illustration seines überschwänglichen Lobes heranzieht, versammelt auf gerade mal zwei Seiten neben den Beobachtungen zum Zusammenhang von "Proportionen und natürlicher Komik", Betrachtungen zum Verhältnis von Körper und Geist. Savinios größtenteils alphabetisch geordneten Einträgen ergeben zusammen eine Chronik der Mitte des letzten Jahrhunderts in Italien, sie fällen "schlagende Urteile" unserer Lebenswelt und sie sind stets "klug", so Steinfeld hingerissen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.03.2005

"Welch ein Buch", jauchzt Gabriele Killert, "ganz sicher das schönste, das originellste, das geistreichste dieses Bücherfrühlings!" In den über 200 Stichwörtern des privaten Lexikons von Alberto Savinio erfährt die Rezensentin "Erstaunliches" über Stichwörter wie die Liebe, das Schamgefühl oder die Germanen. Zum Eroberungsdrang der Deutschen - das Buch wurde 1940/41 verfasst - bemerkt Savinio etwa, dass die Deutschen nicht herrschen, sondern sich mit anderen Völkern vermischen wollen, um dem "Horror Vacui vor sich selbst" zu entkommen. Killert preist die "höchste Leichtigkeit des zweckfreien geistigen Spiels" des Italieners, der sich nicht mit der drögen Frage nach dem Warum aufhält. Sie verehrt den "Scharfsinn" des Autors, und gesteht, dass man Savinio "einfach gern haben muss". Mit der Ironie als Grundlage seien selbst seine Irrtümer "geistreich". Und die Form sei dem niveauvollen Inhalt durchaus angemessen. Die 16 Beiträge, die nur in dieser Ausgabe vorkommen machen den Band zusammen mit der "schönen" wie "geschmeidigen" Übersetzung zu einem "bibliophilen Wunderwerk".
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