George Grosz

Ein kleines JA und ein großes NEIN

Sein Leben von ihm selbst erzählt
Cover: Ein kleines JA und ein großes NEIN
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783895613326
Gebunden, 380 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Hier schrieb einer der originellsten und unabhängigsten Köpfe des 20. Jahrhunderts sein bewegtes Leben auf: George Grosz. Der aufsässigste und explosivste unter den Grafikern und Malern, der Ankläger des Militarismus, Kapitalismus und der Bourgeoisie der zwanziger Jahre, zieht die Bilanz seines Lebens, die gleichzeitig eine Kunst- und Zeitgeschichte der Moderne ist. Ein kleines Ja und ein großes Nein ist ein pralles Buch der Erinnerung, vom kindlichen Dilettanten Georg Grosz in Pommern bis zum weltberühmten George Grosz in New York, mit wunderbaren Geschichten über de Chirico, Dali, Masereel, Schlichter, Harry Graf Kessler und Alfred Flechtheim, Bertolt Brecht, Richard Huelsenbeck, Else Lasker-Schüler, Walter Mehring, John Dos Passos, Kurt Tucholsky, Ernst Toller, Trude Hesterberg, Erwin Piscator und Josef von Sternburg. Das alte Cafe des Westens, Cafe Größenwahn genannt, und das Romanische Cafe Berlins, das Pariser Cafe du Dôme, der Kreml der zwanziger Jahre und die New Yorker Straßen der dreißiger bis fünfziger Jahre beleben sich mit unvergesslichen Gestalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2010

George Grosz' Autobiografie, erstmals 1946 in New York publiziert, auf Deutsch lange vergriffen und nun wieder aufgelegt, sorgt bei Rezensentin Konstanze Crüwell für ein faszinierendes, gleichzeitig aber auch ambivalentes Lektüreerlebnis. Einerseits lerne der Leser den grandiosen Zeichner Grosz hier als beeindruckenden Erzähler kennen, der insbesondere seine Zeit in Deutschland bis zu seiner Emigration nach Amerika 1933 plastisch und lebendig zu schildern vermöge, so Crüwell eingenommen. Andererseits zeigt sie sich erschrocken, wie rigoros der Maler und Karikaturist mit seiner politischen und künstlerischen Vergangenheit bricht. Möglicherweise, so die Rezensentin, die gleichzeitig betont, dass es sich nur um eine Spekulation handelt, stand dieser Sinneswandel in Zusammenhang mit der McCarthy-Ära, die sich mit dem "Ständigen Ausschuss für unamerikanische Aktivitäten" dem Kampf gegen den Kommunismus verschrieben hatte. Spannender als seine amerikanische Zeit findet sie jedenfalls die Jahre in Deutschland, die auch seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg umfassen, beschrieben.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.10.2009

Als "harten Brocken" beschreibt Rezensent Wilhelm Trapp diese nach fünfzehn Jahren endlich wieder aufgelegte Autobiografie. Und zwar nicht, weil das Buch so schwierig wäre, sondern weil man darin den George Grosz, den man liebe und schätze, recht vergeblich suche. Allzu "onkelhaft" nämlich plaudere Grosz in seinen Erinnerungen daher, so dass man darin die drastischen Porträts, mit denen er das Bild einer ganzen Epoche prägte, gar nicht wieder erkenne. Zwar verdichtet sich vieles in diesem Buch für den Rezensenten zum Sittengemälde einer Zeit, liest er sich auch durchaus mit Interesse durch die biografischen Fakten, sucht allerdings nach der Beschreibung innerer Wege Groszs zu seiner Kunst umsonst. Auch wenn Trapp es mitunter ganz erfrischend findet, dass dieser Künstler auf Manifeste und Programme verzichtet. Dennoch wundert er sich immer wieder, dass dieser Schöpfer der politischen Kunst nicht differenzierter dachte als ein normaler Zeitungsleser. Auch vom Privatmann Grosz bekäme man wenig zu lesen, obwohl der Rezensent im Buch manchmal Züge der Verbitterung entdeckt. Schließlich ist er der Ansicht, dass diese Biografie "nötigst" einen Lektor gebraucht hätte. Und dringend eine aktuelle Einführung und Erläuterung.