Alexander Osang

Fast hell

Cover: Fast hell
Aufbau Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351038588
Gebunden, 237 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ihre Wege kreuzen sich schon, laufen nebeneinander, lange, bevor Alexander Osang beschließt, Uwes Geschichte aufzuschreiben. Und mit ihm aufbricht auf einem Schiff in die Vergangenheit. Die weißen Nächte über der Ostsee - sie sind fast hell, verheißungsvoll und trügerisch, so wie die Nachwendejahre, die beide geprägt haben. Doch während Uwe der Unbestimmte, Flirrende bleibt, während sich seine Geschichte im vagen Licht der Sommernächte auflöst, beginnt für Alexander Osang eine Reise zu sich selbst, getrieben von der Frage, wie er zu dem wurde, der er ist. Eindringlich und mit staunendem Blick erzählt er von den Zeiten des Umbruchs und davon, wie sich das Leben in der Erinnerung zu einer Erzählung verdichtet, bei der die Wahrheit vielleicht die geringste Rolle spielt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.02.2021

Es ist interessant, wie Antonia Baum hier den Schriftsteller Osang gegen den Spiegel-Journalisten Osang ausspielt. Zunächst reflektiert sie die Frage der Subjektivität, des Ich-Sagens als Journalist, mit der sich dieses Buch auseinandersetzt. Eine Geschichte über einen Ostdeutschen soll ohne Klischees geschrieben werden, ein Mann wird zum Protagonisten des Reporters. Aber dann entspricht er nicht nur den Klischees - er war bei der Stasi -, sondern dessen interessantes Leben in New York und aller Welt ist dokumentarisch nicht auffindbar, erfahren wir von der Kritikerin. Daraus entsteht also, so die faszinierte Kritikerin, eine Reflexion über den Beruf des Journalisten, vielleicht liegt auch eine Relotius-Anspielung darin. Sie nimmt schließlich ein im Spiegel erschienenes Porträt von Osang, in dem alles dokumentierbar war (über den Verleger Friedrich), und hält es gegen den Roman, der dagegen alle Zwischenschritte, Zweifel und am Ende das Scheitern enthält. Der Roman gewinnt um Längen, findet Antonia Baum.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.02.2021

Rezensentin Anja Maier scheint die Art, wie sich Alexander Osang in seiner Uwe-aus-Ostdeutschland-Figur spiegelt, legitim. Den schwulen Protagonisten Uwe aus Berlin vorzuschieben, um die eigene Geschichte zu erzählen, als kulturelle Aneignung zu bezeichnen, findet Maier unnötig. Groß wie Osang schreiben kann, findet sie. Als Erzähler gehe er dramaturgisch und sprachlich geschickt zu Werke, und überhaupt sei er ein toller Typ. Dass Uwe auch spannend ist, nimmt der Autor allerdings mitunter allzu wenig zur Kenntnis, bedauert Maier.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.02.2021

Rezensent Cornelius Pollmer hat dieses "literarische Sachbuch" als autobiografischen Text über das Verlorenheitsgefühl ehemaliger Ostdeutscher gelesen. Indem er die Genres Reisereportage, Porträt und Deutschlandessay vermischt, beschreibt sich der Spiegel-Kolumnist Alexander Osang dem Kritiker zufolge als Person, die niemals irgendwo ankommen wird. Das mag mancher als Jammern auf hohem Niveau empfinden, vermutet Pollmer, aber genau das zeigt seiner Meinung nach umso deutlicher, wie gemütlich es sich die Westdeutschen in der Abgrenzung zu den scheinbar rätselhaften Ostdeutschen gemacht haben.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.01.2021

Rezensentin Melanie Mühl sieht Alexander Osangs Buch funkeln zwischen all den vermeintlichen Wenderomanen. Als Doppelporträt (des Autors und seiner aus dem Osten in die Welt aufbrechenden Figur Uwe) und Mischung aus Erzählung und Sachbuch überzeugt sie der Text mit Empathie, jeder Menge Abenteuerluft und dem "fesselnden Osang-Sound". Glaubwürdig und erhellend in Bezug auf die deutsch-deutsche Geschichte findet sie, was Osang schreibt. Im Lockdown elektrisiert sie außerdem der tolle Aufbruchsgeist nach der Wende, den das Buch für sie festhält.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter