Felix Stephan

Die frühen Jahre

Roman
Cover: Die frühen Jahre
Aufbau Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783351038847
Gebunden, 255 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein intimer Blick auf das Leben der Angepassten. Als die DDR zusammenbricht, versammelt sich die Familie des Erzählers eines Abends vor dem Ofen, um sämtliche Beweise über die Stasi-Tätigkeit ihrer Mitglieder zu verbrennen. Der einzige Sohn wächst in eine Welt hinein, die sich in Auflösung befindet und in der die Eltern schnell die Orientierung verlieren. Erst als der Großvater, die sozialistische Heldenfigur der Familie, allmählich dement wird, scheint ein Neuanfang denkbar. Felix Stephan erzählt von einer Familie, die sich ein neues Leben aufbauen muss ohne sich auf das alte berufen zu können, und wirft einen Blick auf die inneren Verwüstungen der Angepassten und die Herausforderungen der Freiheit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.05.2023

Eine Familie, die die Unfreiheit in der DDR als Lebensprinzip verinnerlicht hat, beschreibt der SZ-Redakteur Felix Stephan in einem Roman, den der Kritiker Adam Sobocynski als in nicht unerheblichem Maße autobiografisch charakterisiert. Autor und Protagonist sind sechs Jahre alt, als die Mauer fällt, was für die Erwachsenen eine Katastrophe ist: Sie hatten es sich in ihrer Unfreiheit bequem gemacht, hohe Posten erreicht, jetzt verlieren sie die Orientierung, so Sobocynski. Dass aus der Perspektive eines Kindes geschildert wird, wie er versucht, die Eltern zu trösten und gleichzeitig in der Schule nicht mehr klarkommt, sorgt zwar für eine nahe Perspektive zur Familie, aber auch dafür, dass sich die Figur nicht mit den tieferen Empfindungsschichten seiner Angehörigen befassen muss, die für ihn noch nicht verständlich sind, bemängelt der Rezensent. Wenn das Ungesagte noch Platz in einem eventuellen weiterführenden Roman fände, wäre er beinahe restlos zufrieden mit dieser doch auf erkenntnisreiche Art berührenden Geschichte.