Ana Schnabel

Grün wie ich dich liebe grün

Erzählungen
Cover: Grün wie ich dich liebe grün
Folio Verlag, Wien - Bozen 2020
ISBN 9783852568041
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Ein radikales Debüt, das unsere Sehnsüchte, Begehrlichkeiten, Freuden und Ängste spiegelt. Ana Schnabl hält in ihren Erzählungen auf ganz ungewöhnliche Weise menschliche Beziehungen fest. Da ist die verstörende Unruhe einer Frau in der Warteschlange einer Apotheke, oder die junge Mutter, die um die Aufmerksamkeit ihres Mannes ringt, doch keine Liebe für ihr Neugeborenes empfindet, oder das Mädchen, das jede Regung ihrer strahlenden Zwillingsschwester studiert wie die eines seltenen Insekts unter dem Vergrößerungsglas.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.07.2020

Rezensentin Sophia Zessnik ist fasziniert von Ana Schnabls Erzählungen. Die slowenische Autorin, die sich selbst als zurückgezogene Beobachterin beschreibt, widmet sich hier Menschen, meist Frauen, die sehr gut um ihre desolate Situation wissen - Depressionen, Süchte, Angststörungen -, sich aber trotzdem nicht aus ihr befreien können, so die Rezensentin. Dabei komme der Leser diesen Figuren oft fast unangenehm nahe; Zuneigung und Ablehnung gehen hier Hand in Hand, meint Zessnik, und die "brutale Ehrlichkeit" sei zuweilen schwer erträglich. Trotzdem findet sie Schnabls Figuren faszinierend und merkt den Geschichten an, dass die Autorin aktuell in psychoanalytischer Theorie promoviert: Schicht für Schicht "seziere" sie ihre Protagonisten, und das "sprachlich brillant", lobt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.05.2020

Ana Schnabels Erzählband fällt gegen Ende zwar etwas ab, meint Rezensent Jörg Plath, aber viele Geschichten gefallen ihm. Die slowenische Autorin erzählt hier von Menschen am Rande der Gesellschaft (Alkoholiker, Depressive, Haschischraucher), die ihr Innerstes preisgeben - oder preiszugeben scheinen, meint Plath: denn die Figuren "kultivieren" ihre Probleme mit rhetorischer Raffinesse, maximale Ehrlichkeit vortäuschend, sodass es zu einer "gerissenen Inszenierung der Intimität" kommt, meint der Rezensent beeindruckt. Nur die Tendenz der Autorin, ihre Nebenfiguren zu vernachlässigen, stört ihn etwas. Überwiegend aber ein kluger Erzählband, der, so Plath, keine "Freakshow" ist, sondern ein "entschlossenes Statement für abweichende Weltsichten".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.04.2020

Laut Rezensent Norbert Mappes-Niediek dringt Autorin und Psychologin Ana Schnabl mit ihren Kurzgeschichten dahin vor, wo kein Psychiater mehr hinreicht: Er begegnet beim Lesen zehn Menschen, die ihre Probleme sehr gut analysieren können, aber sich dennoch nicht helfen können. Ob es um eine depressive Mutter, einen Haschisch-Süchtigen oder eine verwahrloste Frau geht: Die Autorin lässt ihre Figuren so genau "aus den Tiefen ihrer Persönlichkeit" sprechen, dass der Kritiker es unheimlich und brillant zugleich findet - gespannt wartet er auf Schnabls nächstes Werk.
Stichwörter