Andrej Blatnik

Platz der Befreiung

Roman
Cover: Platz der Befreiung
Folio Verlag, Wien - Bozen 2023
ISBN 9783852568799
Gebunden, 240 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Zwischen Liebe, Aufbegehren und Punkrock: Eine Nahaufnahme von der Entstehung des modernen Sloweniens. Als bei einer politischen Kundgebung ein zögerlicher Konformist einer entschlossenen Rebellin auf die blauen Samtschuhe tritt, nimmt eine verzwickte Liebesgeschichte ihren Lauf. Die beiden gehen Eis essen, besuchen Punk-Konzerte und reden, reden, reden. Wortreich begleitet auch der Vater des jungen Mannes die Umwälzung der späten Achtzigerjahre. Mit skurrilen Seitengesprächen versucht er den Sohn auf die aufziehenden neuen Zeiten einzuschwören und Kapital daraus zu schlagen. Am Ende stehen die slowenische Unabhängigkeit und Ratlosigkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2023

Anfang der 90er Jahre bricht Jugoslawien auseinander. Im neuen Slowenien erlebt ein junger Mann den Umbruch mit allen Ungewissheiten, die das Leben damals privat wie gesellschaftlich mit sich brachte, beschreibt Rezensent Tilman Spreckelsen den Hintergrund von Andrej Blatniks Roman. So schildert der Autor nicht nur die Revolutionsbestrebungen, von denen nicht immer klar ist, welchen Weg sie einschlagen werden, sondern auch die Beziehung des Erzählers zu seiner Freundin, die einen anderen, reicheren Familienhintergrund hat als er, lesen wir. Der Kritiker freut sich über die zugleich nüchterne und prägnante Sprache Blatniks, die ihm in den kurzen Kapiteln die Aufbruchs- und Umwälzungsenergie in der Liebe und im politischen Umschwung nahebringt. Die Lektüre empfiehlt er gern, damit nicht nur der Protagonist "für das Kommende gerüstet" ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.04.2023

Ins Slowenien der Wendejahre begibt sich Rezensentin Doris Akrap mit Andrej Blatnik und dessen namenlosen Protagonisten, der ebenfalls vor einer Wende steht, einer persönlichen: Er ist gerade mit dem Studium fertig und muss sich jetzt irgendwie durchschlagen in einer Gesellschaft, von der er nicht genau weiß, was jetzt mit der Abkehr vom Sozialismus eigentlich so großartig anders geworden ist. Diese Orientierungslosigkeit beobachtet Akrap auch in der Beziehung der Figur zu einer Frau, die er zwar liebt, die ihn aber auch auf ironische Distanz hält. Die von Fragen und Unsicherheiten getragene Geschichte gibt ihr das Gefühl, mittendrin zu sein in dieser merkwürdigen Zeit, die Blatnik mit klugen Dialogen wieder heraufzubeschwören vermag, und sie empfiehlt das Buch vollumfänglich als Einblick in slowenische Literatur und Debatten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.03.2023

Zwischen der APO und der Generation Z liegen die 89er. Dass der slowenische Autor Andrej Blatnik das in seinem Roman untermauert, gefällt Rezensent Norbert Mappes-Niediek sehr, denn endlich habe eine schwammige Begrifflichkeit ein Profil gefunden, lobt er. Die Geschichte um die 89er in Ljubljana sei kein in Worte gefasster Mythos, sondern ein "großer Roman" über Aufbruch und Resignation, schwärmt er: "Herrlich lakonisch" beschreibe der 1963 geborene Blatnik das Geschehen ohne Gefühlsduselei und Ostalgie und lasse seinen Landsmann Slavoj Žižek angesichts der philosophischen Tiefe zuweilen alt aussehen. Mappes-Niediek weist darauf hin, dass der Autor für die Slowenen geschrieben habe, aber weil Übersetzer Klaus Detlef Olof auch einen vorbildlichen Anmerkungsapparat beigefügt hat, könne der Rest der Welt an diesen "schönsten Höhen der Literatur" ebenso teilhaben.