Andre Kubiczek

Kopf unter Wasser

Liebesroman
Cover: Kopf unter Wasser
Piper Verlag, München/Zürich 2009
ISBN 9783492047050
Gebunden, 234 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Die Hoffnung, dass es wieder aufwärts gehen würde, hatte Henry aufgegeben. Vorbei waren die Zeiten mit den Abendessen im kleinen Kreis, in den weitläufigen Berliner Altbauwohnungen bei Weißwein und Stoffservietten in Silberreifen. Dass sein Geld weg war, interessierte Henry dabei noch am wenigsten. Beunruhigender war die Situation mit Birte. Seit ihrem unschönen Auszug, bei dem sie ihre Tochter Johanna mitgenommen hatte, konnte er auch vor sich selbst seine Verlorenheit nicht mehr als Freiheit kaschieren. Und nun dachte Henry darüber nach, was Cynthia ihm soeben am Telefon gesagt hatte: Peter, sein bester Freund, war letzte Nacht nicht nach Hause gekommen. Nach einem Streit hatte Henry ihn niedergeschlagen und einfach liegen gelassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.07.2009

Für Volker Breidecker ist Andre Kubiczeks vierter Berlinroman eine einzige große Enttäuschung, und er rät dem Autor, es doch beim nächsten Mal mit einem anderen Handlungsumfeld zu versuchen. Es geht um den als Zeitgeist-Kolumnenschreiber und Sachbuchautor hofierten Henry, der im Lauf des Romans seinen beruflichen und privaten Niedergang erleben muss, erklärt uns der Rezensent. Ambitioniert unternehme es der Roman, ein Generationenporträt der Nachwendezeit und der Berliner Republik zu zeichnen und scheitere dabei an seinem eigenen "Anspruch", wie Breidecker moniert. So abgenudelt wie die im Roman gebotenen Klischees, sei vielleicht auch die Wirklichkeit, doch das steigere nicht unbedingt das Lesevergnügen, beschwert sich der Rezensent. Zudem spürt er bei der mit mehreren Handlungssträngen und Erzählebenen aufgepeppten und nicht immer plausiblen Geschichte seitens des Autors eine gewisse Lustlosigkeit, wobei er findet, dass die Liebesgeschichte, die der Titel wohl nurmehr sarkastisch nennt, noch zu den besten Passagen des Buches zählt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Den Auftakt des vierten Romans von Andre Kubiczek würde Edo Reents gerne zur Revision an den Autor zurücksenden. Über die Gepflogenheiten junger Paare in der Berliner ironischen Republik hat man ja lange nichts gelesen - warum auch, meint Reents. Warum auch, wenn es so klischeeschwer und blutleer daherkommt wie hier. Stilbrüche und Ungenauigkeiten gehen dem Rezensenten zusätzlich auf die Nerven. Doch dann entdeckt Reents das eigentliche Sujet des Buches: die Konfrontation von Milieus, hier: der Uckermärkischen Bier- und Schlachtefeste mit der Berliner Kulturschickeria, in der Kubiczeks Held volontiert. Und siehe da: in der Reflexion "deutsch-deutscher Wendemanöver" gewinnt der Text für Reents erheblich an Kontur. Ein Mord kommt ins Spiel und zivilationskritische Töne, wie sie Reents nicht erwartet hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2009

Gnadenlos, boshaft und ironisch ist das Sittengemälde des 1969 geborenen Andre Kubiczek über seine in prekären Hauptstadtverhältnissen lebende Generation ausgefallen, berichtet die mit dem Ergebnis hoch zufriedene Rezensentin Lavinia Meier-Ewert. An der Figur des reüssierenden Henry, Dandy, Flaneur und erfolgreicher Kolumnist auf dem Gebiet der ost-westlichen Mentalitätsunterschiede, wird das ganze Dilemma der akademischen Mittelschicht und ihrer Baukastenidentitäten durchgespielt. Der Absturz beginnt, als die Frauen, in seinem Leben wie im Roman die "Bestimmerinnen", ihn als Vater und Liebhaber austauschen. Die exzellente Beobachtungsgabe des Autors und die präzisen Dialoge sind unbedingt zu loben, findet Meier-Ewert, die an machen Stellen zwar auch einen ins Plakative gehenden Überschuss an Ironie ausmacht, was der Lektüre des Textes aber keinen Abbruch tut.