Andre Pieyre de Mandiargues

Der Rand

Roman
Cover: Der Rand
Matthes und Seitz, Berlin 2012
ISBN 9783882215823
Gebunden, 284 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort versehen von Rainer G. Schmidt. Als Vertretung für seinen kranken Vetter tritt Sigismond eine Geschäftsreise nach Barcelona an. Als ihn, dort angekommen, ein Brief mit einer schrecklichen Nachricht von seiner Familie erreicht, verliert er den Halt und gerät in den Strudel der Stadt und ihren Zerstreuungen. Er gibt sich dem nächtlichen Barcelona hin, taumelt von erotischen Verlockungen zu leuchtenden und blinkenden Vergnügungen und kann der Realität und seinen Gespenstern doch nicht entkommen. André Pieyre de Mandiargues wurde für diesen Roman 1967 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.02.2013

Würde heute ein Autor ein Buch vorlegen, in dem der Protagonist geschlagene achtundvierzig Stunden durch das "Nuttenviertel" Barcelonas schlendert, würde er wohl keinen Verleger finden, mutmaßt Ralph Hammerthaler. Genau darum geht es aber in Pieyre de Mandiargues' Roman "Der Rand": Sigismond Pons hat einen Brief von seiner jungen Frau Sergine erhalten und schon die ersten Zeilen lassen ihn ahnen, dass sie sich das Leben genommen hat. Er gibt sich achtundvierzig Stunden Zeit, bevor er den Brief zu Ende lesen will, er streift durch die Straßen und "Korridore der Lüste", sucht vergeblich Trost bei einer Prostituierten, fasst Hammerthaler zusammen. Als Fremder in einer fremden Stadt beobachtet er das Treiben auf den Straßen, die allgegenwärtigen Spuren der Franco-Diktatur, er sinniert und erinnert sich an Sergine. Für den Rezensenten bildet sie den "Roman hinter dem Roman", sie zieht die Aufmerksamkeit in einem Maße auf sich, das nicht im rechten Verhältnis dazu stehen will, wie wenig Sigismund von ihr preisgibt. Hammerthaler freut sich sichtlich über das Erscheinen dieser Übersetzung, die er auch sprachlich gelungen findet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2012

Endlich ist Andre Pieyre de Mandiargues' bereits 1967 erschienener, mit dem Prix Goncourt ausgezeichneter Roman "Der Rand" auf Deutsch erschienen, freut sich Rezensent Peter Urban-Halle. Der Erklärung des deutschen Verlages, es handele sich um eine "erotische Odyssee", kann der Kritiker allerdings nicht ganz zustimmen: Zwar erlebt er hier neben "fettleibigen Nutten" und "Tunten in schwitzenden Varietes" einen Helden, der sich nach dem Selbstmord seiner Frau im Rotlichtviertel von Barcelona herumtreibt und sich vor allem für homosexuelle Matrosen interessiert, insbesondere liest Urban-Halle aber eine kompromisslose und berauschende Expedition in die Seele des Protagonisten: Bewundernswert gelinge es Pieyre de Mandiargues die Halluzinationen seines melancholischen Helden mit dem realen Raum Barcelonas zu verbinden, lobt der Rezensent, der dem Autor ein "sexualisiertes Verhältnis zum Denken" attestiert.