Andrea Stoll

Ingeborg Bachmann

Der dunkle Glanz der Freiheit. Biografie
Cover: Ingeborg Bachmann
C. Bertelsmann Verlag, München 2013
ISBN 9783570101230
Gebunden, 384 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Seit dem tragischen Tod Ingeborg Bachmanns am 17. Oktober 1973 in Rom überlagern Mythen und Legenden das Leben der gefeierten Schriftstellerin. Doch wer war die Frau hinter der strahlenden Ikone, die ihr Privatleben eisern zu verteidigen wusste und der nur wenige Freunde wirklich nahekamen? In ihrer Biografie zum 40. Todestag macht Andrea Stoll das Drama einer Frau und Künstlerin lebendig, die ihr Schreiben nie nur als Berufung, sondern immer auch als Zwang, Obsession, Verdammnis und Strafe empfunden hat. Weltbürgerin und Heimatsuchende in einem, über Jahre gefangen in einem Dickicht hochkomplizierter Liebesbeziehungen und Freundschaften, allen voran zu Paul Celan, Hans Werner Henze und Max Frisch, hat Bachmann doch immer auch um ihre persönliche Freiheit gerungen und ihre literarischen Ziele kompromisslos verteidigt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2013

Eingehend, aber nicht ohne Skepsis bespricht der große Literaturkritiker Helmut Böttiger diese erste ausführlichere Biografie über Ingeborg Bachmann. Er macht gleich zu Anfang klar, dass Andrea Stoll noch den aus den späten Siebzigern und frühen Achtzigern bekannten Kult um Bachmann pflegt und sich an das entsprechende - laut Böttiger demografisch mächtige - Publikum wendet. Dies verstellt ihr in der Perspektive des Rezensenten manches interessante Detail, das Bachmann selbst ausbreite: etwa ihre frühe Liebe zu ihrem Vater oder einem Lehrer, die beide mit der NSDAP verbunden waren. Nur langsam löste Bachmann sich aus dem Bann solcher Autoritäten - aber Stoll sehe ihre Ambivalenzen nicht. Für sie sei die Dichterin von Anfang vollendet - so vollendet, dass sie nicht einmal den Einfluss Paul Celans auf ihre Lyrik recht würdigen könne. Trotz allem aber empfiehlt Böttiger diese Biografie, unter anderem weil Stoll Zugang zu bisher ungeöffnete Archiven hatte - etwa zu den Familienbriefen Bachmanns.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.11.2013

Beatrice von Matt weiß Andrea Stolls "reichhaltige" Biografie über Ingeborg Bachmann zu schätzen. Sie hebt hervor, dass Stoll Einblick in bislang unbekannte Dokumente nehmen konnte. Dadurch gelingt es der Autorin ihres Erachtens überzeugend statt nur den "Mythos Bachmann" zu wiederholen in weiten Strecken das Bild eines "widersprüchlichen Menschen" zu zeichnen. Besonders lobt sie die ausführliche Behandlung von Bachmanns Kindheit. Kritisch äußert sie sich dagegen über Stolls Schilderung des Verhältnisses von Bachmann und Max Frisch. Hier kommt die Rezensentin nicht umhin, der Autorin grobe Unkenntnisse zu attestieren" die zu einem verzerrten Bild des Schweizer Schriftstellers führen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2013

Leben und Ende der Bachmann stellen sich Sandra Kegel nach der Lektüre von Andrea Stolls Biografie neu und anders dar. Nicht nur relativiert Stoll laut Kegel anhand von Gesprächen mit Verwandten und Weggefährten sowie Archivmaterial die Sicht auf den Tod der Dichterin als logische Folge ihres Lebens, sie zeigt der angenehm überraschten Rezensentin auch, dass Bachmanns Bild in der Öffentlichkeit nur ein (selbstinszenierter) Teil ihrer Biografie war und dass sie darüber hinaus auch eine fröhliche, gänzlich unkapriziöse Frau sein konnte. Mit Fußnoten und Quellenangaben (doch leider ohne Register) besticht das Buch für Kegel durch Seriosität, aber dank der Drehbucherfahrung der Autorin auch durch eine Spannung erzeugende Dramaturgie der vielen im Buch tönenden Stimmen.
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