Angela Saini

Die Patriarchen

Auf der Suche nach dem Ursprung männlicher Herrschaft
Cover: Die Patriarchen
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446276741
Gebunden, 352 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Simone Goldschmidt-Lechner. Was ist das Patriarchat, und wie ist es entstanden? Jahrhundertelang sahen Gesellschaften männliche Vorherrschaft als natürlich an. Was aber, wenn wir nicht davon ausgehen, dass Männer stets über Frauen herrschten? Wenn wir die Ungleichheit der Geschlechter als etwas Fragiles wahrnehmen, das immer wieder neu durchgesetzt werden muss?Die  Autorin Angela Saini erzählt, was wir "Patriarchat" nennen. Sie erforscht die Ursprünge männlicher Herrschaft in den frühesten menschlichen Siedlungen, in kulturellen Praktiken aus der ganzen Welt und aktuellsten Daten aus der Wissenschaft. Entstanden ist eine umfassende Geschichte des Patriarchats: vielschichtig, von Ort zu Ort unterschiedlich, zutiefst menschengemacht - und endlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.08.2023

Als "Textarchäologin" betätigt sich Rezensentin Katharina Teutsch im Buch der Wissenschaftsjournalistin Angela Saini über die Entstehung des Patriarchats. Im Fokus des Bandes steht die von Theoretikern wie Friedrich Engels und Johann Jakob Bachofen vertretene These vom "Untergang matriarchalischer Kulturen", lesen wir. Diese leugnen keineswegs die Existenz von Gesellschaften, in denen Frauen mehr Macht hatten als Männer, betrachten diese aber als primitivere Stufe der Zivilisation, die später vom vermeintlich fortschrittlicheren Patriarchat abgelöst wurde. Die Rezensentin findet den großen Aufwand löblich, den Saini bei ihrer Recherche betrieben hat, allerdings verliert sie angesichts der Fülle an unterschiedlichen Aussagen und Berichten von ForscherInnen ein wenig den Überblick. Für Teutsch kristallisiert sich folgendes Fazit heraus: Die historische Wirklichkeit war viel komplexer als die binäre Unterteilung in "patriarchal-gewältiätig" und "matriarchal-friedfertig"  und die Theorie vom Untergang des Matriarchats, wie sie Forscher lange darstellten, ein Mythos.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2023

Rezensentin Livia Sarai Lergenmüller annonciert ein Buch von "ungeheuer politischer Kraft", wie sie schreibt. Dabei ist die These nicht neu, die die britische Journalistin Angela Saini darlegt, räumt die Kritikerin ein: Weder sei die patriarchale Ordnung naturgegeben, noch trat sie plötzlich in die Welt. Vielmehr wandt sich das Patriarchat an verschiedenen Orten "wie Würmer" in die unterschiedlichen Gesellschaften, entnimmt die Rezensentin dem sorgfältig recherchierten und mit einer Fülle an Zitaten angereicherten Buch. So liest sie hier von egalitär oder matrilinear organisierten indigenen Gesellschaften im nordindischen Khasi, im südwestlichen China oder in Nordamerika, denen von christlichen Kolonisatoren  ein anderes Weltbild aufgezwungen wurde. Darüber hinaus erfährt Lergenmüller, dass es in der Geschichte mehr reine Frauenherrschaften als gleichberechtigte Gesellschaften gab. Ein wichtiges Buch, das die ein wenig mühevolle Lektüre lohnt, schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.04.2023

Gerne begibt sich Kritikerin Karin Gottschalk mit der Journalistin Angela Saini auf die Suche nach den Ursprüngen des Patriarchats: Saini widmet sich in ihrer Erforschung vor allem jenen Rändern der westlichen Gesellschaft, in denen die Gemeinschaft nicht männlich dominiert ist, so etwa den Native Americans im 16. Jahrhundert oder ethnischen Gruppen in Indien. Den wirklichen Urknall des Patriarchats kann die Autorin leider nicht ausfindig machen, bedauert Gottschalk, aber die Spur führt in die russische Steppe - und immer wieder zu Kolonialherren, die ihre patriarchale Lebenswelt den Kolonisierten überstülpen wollen. Für die Rezensentin springt bei den Betrachtungen beispielsweise zum Iran nicht immer Neues heraus, auch kann sie die Schlussfolgerung nicht nachvollziehen, in der Sowjetunion seien zumindest Versuche unternommen worden, von dieser Ordnung wegzukommen. Dennoch kann sie das Buch als Grundlagenwerk empfehlen, wenngleich die vielen Zitatverweise ihren Lesefluss bisweilen stören.