Artur Klinau

Acht Tage Revolution

Ein dokumentarisches Journal aus Minsk
Cover: Acht Tage Revolution
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518127728
Kartoniert, 265 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Belarussischen von Volker Weichsel und Thomas Weiler. Belarus, August 2020. Die Präsidentschaftswahl ist in vollem Gange. Artur Klinau, Schriftsteller und Künstler, erhält einen Anruf: Seine Tochter Marta wurde verhaftet. Er fährt nach Minsk und macht sich auf die Suche. In den überfüllten Gefängnissen der Stadt werden Menschen festgehalten, die gegen massive Wahlfälschungen protestiert haben und nun der Gewalt der Staatsmacht ausgeliefert sind. Erschütternde Berichte über Folterungen dringen nach außen. Minutiös protokolliert Klinau seine Erfahrung dieser dramatischen Tage. Zugleich setzt er die Ereignisse ins Verhältnis zur jüngeren Geschichte des Landes und erschließt ihren politischen, historischen und lebensweltlichen Kontext. Mit bitterem, spöttischem Strich zeichnet er das Porträt eines Diktators, eines "Künstlers" sui generis, der seine Werke mit der Axt erschafft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.02.2022

Atemlos liest Rezensentin Ilma Rakusa Artur Klinaus Bericht über die weißrussischen Aktivisten in "Acht Tage Revolution". Nachdem seine Tochter, die sich als Wahlhelferin gemeldet hatte, vom Lukaschenko-Regime verhaftet worden ist, begibt sich Klinau auf die Suche nach ihr, hält schriftlich fest, was er selbst erlebt und von anderen erfährt und stellt Parallelen zu seinen Erinnerungen an vergangene Proteste her, resümiert die Rezensentin. Dabei veranschauliche der Autor die bedrückende Stimmung unter dem Regime mit satirischen Zwischentönen und "Kafka-Referenzen". Auch malerische Metaphern heben dies Buch von anderen Sachbüchern ab, meint Rakusa, die "Acht Tage Revolution" zum "bewegendsten Buch" über die weißrussichen Proteste im Sommer 2020 kürt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.12.2021

Rezensentin Sonja Zekri bespricht Artur Klinaus Buch vor dem Hintergrund eines Treffens im Rahmen des Literarischen Colloquiums Berlin. In seinem Buch beschreibe der Autor den Übergang von revolutionärem Eifer zur Resignation und lege dabei "schonungslos" die Diktatur als "Komfortzone" frei, fasst Zekri zusammen. Und auch beim Treffen in Berlin weise Klinau deutlich weniger Revolutionsgeist auf als früher noch - stattdessen: Distanzierung von der Naivität der jungen Revolutionäre von 2020, Verzweiflung und Schmerz über die Differenzen zur Tochter, und resignative Gewissheit über Putin als "Mastermind" hinter allen belarussischen Ereignissen, der ein "geopolitisches Triptychon" aus Russland, Belarus und der Ukraine anstrebe. Auch Klinaus Hoffnung auf eine "salomonische" Lösung eines Dialogs zwischen dem Präsidenten und seinen Gegnern und seinem geplanten Rückzug ins Private steht die Kritikerin etwas ratlos gegenüber.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.11.2021

Rezensent Jörg Plath kennt und schätzt den belarussischen Schriftsteller und Künstler Artur Klinau, der sich in diesem Buch auf die Suche nach seiner Tochter Marta macht, die nach den Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko verhaftet wurde. Wenn Klinau von der jungen Frauen mehr Geduld anmahnt und auf sein eigenes Leben in der dissidenten Nische zurückblickt, dann weiß Plath, dass diese Zeit der "friedlichen Koexistenz von Diktatur und Opposition" vorbei ist. Bei allem Respekt - fürs Heute empfiehlt er Olga Shparagas "Die Refolution hat ein weibliches Gesicht".