Beqe Cufaj

Der Glanz der Fremde

Roman
Cover: Der Glanz der Fremde
Zsolnay Verlag, Wien 2005
ISBN 9783552053304
Gebunden, 220 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Albanischen von Joachim Röhm (Originaltitel: "Shkelqimi i huaj"). Zwei Leben, eine Kindheit: Ricky und Arben wachsen in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz Kosovo auf. Die Lethargie des Lebens im Abseits spüren sie mehr, als daß sie davon wissen. Und auch wenn sie kaum etwas gemeinsam haben, verbindet sie ein Wunsch: eine bessere Zukunft. Auf unterschiedlichen Wegen gelangen schließlich beide nach Deutschland, wo sie einander treffen. Vom Glanz ist jedoch nur die Fremde übriggeblieben. Beqe Cufaj erzählt die Geschichte dieses seltsamen Paares, das auf tragikomische Weise versucht, die Träume nicht aus den Augen zu verlieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2005

Hans-Peter Kunischs Eindruck von diesem Roman, der parallel die Geschichte zweier Einwanderer aus Albanien in Deutschland erzählt, ist zwiespältig, am Ende aber überwiegt doch das Positive. Der schüchterne Schriftsteller Arsen Duka und der Angeber Ricky stehen im Mittelpunkt dieses Romans, der sich auch, aber nicht nur aus den eigenen "Erfahrungen" des in Deutschland lebenden albanischen Autors speist, betont der Rezensent. Der Roman beginnt mit einem "einfachen, kraftvollen Bild" von vier alten Männern, und schon dafür, findet der Rezensent, gebührt Cufaj Lob. Während er auf der formalen Ebene das Buch bestenfalls als "halb gelungen" ansieht, weil die beiden parallel erzählten Lebensgeschichten nur sehr "unentschieden" voneinander getrennt sind und "Zeitsprünge" zudem unmotiviert erscheinen, findet der Rezensent in diesem Debütroman viele Rosinen, die für die Mängel entschädigen. Am gelungensten erscheint ihm die Darstellung der "tiefen Gleichgültigkeit", die einen der Protagonisten zum Totschläger werden lässt. Dieser Roman erlaubt den Lesern Einblick in eine "ungewöhnliche Welt im Zwielicht" und ist deshalb schließlich doch eine lohnenswerte Lektüre, resümiert Kunisch.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.07.2005

Dem Rezensenten Nico Bleutge gefällt die Atmosphäre, die dieser Roman ausstrahlt. Beqe Cufaj erzählt die Geschichte des jungen Arben und seines Freundes Ricky. Beide sind aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen, beide wissen noch nicht so recht, wie sich ihre Zukunft gestalten wird, sie befinden sich in einer Art Schwebezustand, lesen wir. Die Rückblenden auf die Kindheit im Kosovo findet der Rezensent literarisch gut umgesetzt, weil sich Cufaj eine " bewusste Kinderperspektive" ausgesucht habe, die es ihm erlaube, "ganz unaufdringlich von den Bräuchen und Grenzlinien seines Städtchens zu erzählen". Leider traut der Autor dieser Erzählperspektive nicht so recht und versucht sich immer wieder an den unterschiedlichsten "literarischen Formen", so Bleutge. So schaden beispielsweise die Zusammenfassungen, die Cufaj ab und zu in seinen eigentlich schönen, stimmungsvollen Roman einbaut, dem Lesefluss, findet er. Die Sätze bekommen dann "bisweilen etwas unnötig Lehrhaftes". Der Rezensent ist froh, dass Cufaj "bald wieder zurückfindet zu seinem klaren, entspannten Stil".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2005

Beeindruckt zeigt sich Rezensent Stephan Wackwitz von Beqe Cufajs Roman über Ricky und Arben, die aus hoffnungslose Lage aus ihrem albanischen Dorf im Kosovo nach Stuttgart aufbrechen. Dort treiben sich die beiden eine Weile in der verwahrlosten, alkoholisierten, gewalttätigen und ziellosen Subkultur umher, bis Ricky schließlich für einen sinnlosen Mord ins Gefängnis geht und Arben als Korrespondenten nach Berlin. Trotz erzählerischer Ungeschicklichkeiten - Wackwitz nennt die "schlecht verlöteten Perspektivwechsel" und "uneinleuchtende Sprünge durch disparate, dann aber wieder nicht recht durchgehaltene Erzählgenres und -formen" - biete der Roman ein "großes, fast soghaftes Lektüreerlebnis". Wackwitz hebt hervor, dass sich Cufajs Schilderung des Migrantenschicksals nicht in den marxistischen Schablonen des Gastarbeiterschicksals erfasst werden kann. In den Bewegungen von Cufajs Figuren sieht er vielmehr "moralische Parabeln" beschrieben.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.05.2005

Sibylle Becker-Grüll würdigt diesen Roman über die beiden Kosovo-Albaner Arben und Rifat, die beide unabhängig voneinander illegal nach Deutschland gekommen sind, zwar als "ambitioniert", findet ihn aber zumindest "zwiespältig". Während ihr der erste Teil, in dem die von Diskriminierung und Angst geprägte Kindheit und Jugend Arbens geschildert wird, ganz eindrucksvoll erscheint, stört sie der Wechsel zum lockeren Lebenswandel Rifats als allzu "unvermittelt". Die Lebensläufe der beiden Hauptfiguren "beziehungsreich zusammenzubasteln", ist dem Autor ihrer Ansicht nach nicht recht gelungen. Die Konstruktion wirkt ihr mitunter zu gewaltsam.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.04.2005

"Große Literatur" macht Stefan Kister in diesem Erstling des Albaners Beqe Cufaj aus. Der Gegenstand sei trostlos: eine Kindheit im tristen Kosovo, eine Gegenwart in einem ebenso tristen Stuttgarter Vorort, und ein Erzähler, der versucht, über diese Migrantenwelt einen Roman zu schreiben. Gewisse Parallelen zwischen Autor und Erzähler seien somit evident, und doch verstehe es Cufaj, mit Distanz zu erzählen und auf "jegliche ideologische Aufrüstung" zu verzichten, stellt der Rezensent freudig fest. Vielmehr werfe Cufaj einen neugierigen Blick auf das "Befremdliche des Daseins", ohne sich dabei auf eine bestimmte Seite zu schlagen. Stefan Kister mag es.