Betsy Udink

Allah und Eva

Der Islam und die Frauen
Cover: Allah und Eva
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406563225
Gebunden, 237 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Anna Berger. Islamische Gesellschaften haben zwei Gesichter: Nach außen führen die Menschen ein freies und normales Leben. Aber unsichtbar, in den von den Vätern beherrschten Häusern, in den von religiösen Fanatikern kontrollierten Dörfern und in den Gefängnissen der staatlichen Geheimdienste werden die Menschen - meist Frauen und Mädchen - grausam unterdrückt. Die Journalistin Betsy Udink hat sich in Pakistan, dem "Land der Reinen", das sich als ideales muslimisches Gemeinwesen versteht, an diese sonst kaum sichtbaren Schauplätze begeben. Sie berichtet von der ständigen Angst von Frauen und Mädchen, von ihren Vätern oder Ehemännern im Namen des Korans und der Familienehre misshandelt, verstümmelt oder getötet zu werden. Sie erzählt vom sexuellen Missbrauch kleiner Jungen, den brutalen Folgen der Gesetze gegen Gotteslästerung und von einem Frauengefängnis, in dem selbst kleine Kinder wie Vieh gehalten werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.12.2007

Grundsätzlich berichtenswert, weil skandalös, findet Rezensent Ludwig Ammann das Thema dieses Buches, die katastrophale Lage der Frau in Pakistan. Doch was die niederländische Journalistin Betsy Undink in den drei Jahren, die sie mit ihrem Mann, einem Botschafter, in Pakistan verbrachte, dazu fabriziert hat, sagt ihm gar nicht zu. "Bauchgrimmen" macht ihm die Rede der Autorin vom Islam, wenn eigentlich nur Pakistan gemeint ist, die Gleichsetzung des Islam mit seinen fundamentalistischen Strömungen, so dass der Islam als grundsätzlich frauenfeindlich dasteht, und die Tatsache, dass sich die Autorin vor allem auf Zeitungsberichte und nicht eigene Recherche bezieht. Außerdem wundert er sich, dass sie nur eine einzige wissenschaftliche Studie über das Frauendefizit in Asien rezipiert und dabei übersieht, dass dadurch ihre These ins Wackeln gerät - denn "anscheinend sind auch Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus tödlich für Frauen".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.12.2007

Kritisch betrachtet Rezensentin Ines Kappert dieses Buch über die schlimme Situation von Frauen in Pakistan, das Betsy Udink vorgelegt hat. Dabei attestiert sie dem Buch der in Pakistan lebenden Diplomatengattin durchaus gute Seiten. Udinks eindringlicher Bericht über die katastrophalen Zustände in einem Frauengefängnis in Peschawar hat sie nicht kalt gelassen. Zustimmend äußert sie sich über die Kritik der Autorin an den Eliten des Landes, die ihr Versagen mit Sündenbockdenken verschleiern wollen: Egal, ob es um die Ernäherungsituation, die Bildung oder den schwierigen Umgang mit dem Erbe der Kolonisation gehe, stets werde die moralische Verkommenheit des Westens als Grundübel und die Unterdrückung der Frauen als geeignetes Gegenmittel angesehen. Nicht einverstanden ist Kappert allerdings mit der Gleichsetzung von Islam und Islamismus, den die Autorin betreibt. Auch die Gestaltung des Covers und der Klappentext des Buchs sind ihr sauer aufgestoßen, sieht sie hier doch das Klischee des guten, vernünftigen Westens, dem ein finsterer, unaufgeklärter Islam gegenübersteht, am Werk. Besonders ärgert sie sich schließlich über das letzte Kapitel des Buchs. Hier hält sie der Autorin vor, das zu tun, was sie davor selbst kritisiert hat: die eigene Position durch die Abwertung einer anderen zu sichern und mit "moralisch-rassistischem Register" zurückzuschlagen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.10.2007

Elisabeth Kiderlen hat sich über Betsy Udinks Buch "Allah und Eva" geärgert. Was sie am meisten erbost, ist der Titel nebst Untertitel, der eine Auseinandersetzung mit dem Islam in Hinblick auf Frauenrechte suggeriert. Leser-Täuschung, schimpft die Rezensentin, die nämlich weder analytische noch reflektierende Ausführungen zum angekündigten Thema gefunden und auch Wortmeldungen von Muslima vergeblich gesucht hat. In Wirklichkeit beschreibe die Autorin, die drei Jahre als Frau des holländischen Botschafters in Pakistan gelebt hat, ihre Erfahrungen in dem Land, und das Elend der Frauen, das sie vielerorts gesehen oder den Zeitungen des Landes entnommen habe, stellt die Rezensentin klar. Also keine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Islam, der ja ohnehin in der Praxis von Land zu Land sehr verschieden aussieht, wie Kiderlen betont. Bei aller Verstimmung räumt die Rezensentin ein, das es ein "Verdienst" der Autorin ist, auf die Lage vieler Frauen in Pakistan hinzuweisen, aber einen differenzierten Blickwinkel hätte sie sich statt der ohne Quellen angegebenen Gräuelmeldungen von Frauenschicksalen schon gewünscht. Dass ausgerechnet der Verlag, der die ausgezeichnete Reihe "Islamischer Orient" herausgibt, sich zu dieser "Mogelpackung" hinreißen ließ, bleibt Kiderlen ein Rätsel.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2007

Rezensentin Regina Mönch begrüßt dieses Buch über die islamische Gesellschaft in Pakistan, das Betsy Udink vorgelegt hat. Als aufrüttelnd empfindet sie die Ausführungen der Autorin. Diese zeige entschieden die schlimme Situation von Frauen auf in einem Land, das sich nach außen hin modern gibt. Mönch berichtet ausführlich über Udinks Schilderung der allgegenwärtigen Unterdrückung von Frauen in Pakistan, über das Klima von Frauen-Hass und Denunziation, über Ehrenmorde, die so gut wie nie aufgeklärt werden, über die katastrophalen Zustände in Frauen-Gefängnissen, über die wenigen Frauen, die im Parlament sitzen, aber nur Platzhalterinnen für ihre Brüder, Onkel, Väter und Ehemänner seien. Mönch lobt die engagierte Darstellung der Autorin. "Unbestechlich legt Betsy Udink an diese islamische Gesellschaft ein einziges Maß: die Menschenwürde", resümiert sie. "Es steht dort schlecht um sie."
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