Boris Saidmann

Hemingway und die toten Vögel

Roman
Cover: Hemingway und die toten Vögel
Berlin Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783827007841
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Tal Schani ist als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Israel ausgewandert. Jetzt ist er Anfang dreißig, lebt in Tel Aviv und fühlt sich wie ein ganz normaler Israeli. Das ändert sich schlagartig, als er zu einem Festival israelischer Kultur in seine frühere Heimat Ukraine eingeladen wird. Denn auf einmal ist er hin- und hergerissen zwischen zwei ihm eigenen und doch so gegensätzlichen Kulturen. Auf dem Flug nach Dniestergrad wird Tal - der früher Tolik Schnajderman hieß - von seiner Vergangenheit eingeholt. Plötzlich ist er wieder Tolik, und für den Israeli beginnt die oft amüsante, aber auch traurige Suche nach seiner Identität. Er sehnt sich zurück nach den Landschaften seiner Kindheit und erinnert sich an die Ängste eines jüdischen Jungen, dessen Vater eines Tages entschied, mit der ganzen Familie nach Israel auszuwandern. In seinen Gedanken geht Tal mit dem kleinen Tolik durch verschneite Birkenwälder.Die Entbehrungen, die seine Familie während des Zweiten Weltkriegs und unter dem Joch des Kommunismus erleiden musste, sitzen ihm wie ein böses Tier im Nacken. Ein Bild von Hemingway hing damals an der Wand, Tolik glaubte, es handle sich um ein Porträt seines verschollenen Onkels. Aber Tal weiß heute, dass dieser im Gulag umgekommen ist. Und das Gelobte Land war nicht mehr als ein Stück Wüste für Tolik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.10.2008

Kai Wiegandt ist nicht ganz glücklich geworden mit Boris Saidmans Roman. Zwar stellt der Rezensent klar, dass die Familiengeschichte des 1963 in der ehemaligen Republik Moldau geborenen Saidman durchaus Stoff für einen spannungsreichen und bewegenden Roman liefert. Saidman spreche schließlich für viele osteuropäische Juden, deren Schicksal auch im Nachkriegseuropa von Antisemitismus und Vertreibung gekennzeichnet ist. Doch Saidmans Umsetzung scheitert in Wiegandts Augen an einer gewollt witzigen Erzählweise, einer arbiträren Auswahl an zusammenhangslosen Erlebnissen, sowie einer zu großen Detailfülle. Saidman wandle in dem Roman seine eigene Geschichte um in die des Erzählers Tal Schani, der von Tel Aviv in seinen Geburtsort in der Ukraine fliegt und sich während dieser Reise in die entfremdete Heimat an seine Kindheit, seine Ankunft in Israel und die Verschwiegenheit seiner Eltern und Großeltern bezüglich der Vergangenheit erinnert. Der Leser erfahre viele kleine Details über das Alltagsleben in Russland und darüber, wie ein Junge erst nach und nach von der schrecklichen Katastrophe des Holocausts erfährt. Für Wiegandt war dies jedoch nichts Neues, er nennt es "Versatzstücke, die man aus anderen Büchern oder Filmen kennt".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2008

Manuel Gogos spart nicht mit Lob für dieses "magische Buch", das Romandebüt von Boris Saidman. Es erzählt die Geschichte des Israeli Tal, der als Kind noch in der Sowjetunion lebte und und Tolik hieß. Damals waren für Friedenstauben überm Kreml und das synchrone Wasserballett mit seinen "zewitausend gespreizten Beinen" das Höchste. Zu Tal wurde er, nachdem er mit seinen Eltern nach Israel übergesiedelt war. Mittlerweile dreißigjährig, wirft ihn eine Russlandreise in alte, längst überwunden geglaubte Identitätskrisen zurück, erzählt der Rezensent weiter, zwei einander völlig fremde, gegensätzliche Welten begegnen sich auf dieser Reise: die frostige Sowjetunion Toliks zur Hochzeit des Kalten Krieges und das hitzeflirrende Israel Tals. Laut Gogos ein "komischer, melancholischer Roman".
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