Charles Simmons

Lebensfalten

Roman
Cover: Lebensfalten
C.H. Beck Verlag, München 2001
ISBN 9783406471247
Gebunden, 161 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck. In diesem leicht wehmütigen Roman zieht Charles Simmons das Fazit seines bisherigen Lebens: Von den ersten Kindheitserinnerungen über die verwirrenden Erfahrungen als Jugendlicher bis hin zu Ehe, Scheidung, Affären durchläuft er in jedem der über vierzig kurzen Kapitel einmal seine gesamte Biografie. Die Kapitel widmen sich jeweils einem eigenen Thema: Schmerz, erste Liebe, Familie, Geld, Sterben ? und werden immer mit einem Ausblick auf eine mögliche Zukunft beschlossen. So zeigt sich: Niemals wird das Leben leichter, immer bleibt es aufregend und spannend.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2001

Ähnlich wie James Salter sind die Romane von Charles Simmons hierzulande im Buchmarkt untergegangen, behauptet Thomas Leuchtenmüller. Zu Unrecht, denn Simmons verfüge anders als der gleichfalls sehr phantasiereiche Salter außerdem über Selbstironie. Das hier vorgestellte Büchlein stammt im Original bereits aus dem Jahr 1978 - damals war Simmons, hauptamtlicher Literaturkritiker in New York, 54 Jahre alt, so der Rezensent. "Lebensfalten" komme ohne Handlung aus, sei stark formalisiert und von einem kindlichen Blick dominiert, der allerdings nie penetrant werde, charakterisiert Leuchtenmüller das Buch. Es gebe klare Bezüge zur Person Simmons, auch wenn ein Er-Erzähler die 44 absatzlosen Miniaturgeschichte aufschreibt, die alle Lebensbereiche - auch die äußeren wie Kleidung oder Gesichter - umfasst. Hier und da streut Simmons offenbar Lebensweisheiten ein (ist das Selbstironie?) und gesteht Missgeschicke ein, was Leuchtenmüller zu der Formulierung verführt, da offenbare sich das "(Alter) Ego eines freundlichen Clowns".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.08.2001

Kontinuierliches Erzählen? Fehlanzeige. Den "spröden Charme" des Buchs führt Rezensent Martin Lüdke zurück auf "einige ganz simple Kunstgriffe," kurz: Der Mann (Simmons) erzählt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und er erzählt, was ihm so einfällt scheinbar: über Erfahrungen mit Zahlen, mit Frauen, mit Insekten, in der Reihenfolge. Der Rezensent nennt das "richtiges" Erzählen und plaudert aus dem germanistischen Nähkästchen. Über Benjamin und wie der die Moderne sah. Alles, um uns endlich mitzuteilen, dass der Autor zwar nicht wie Benjamin sieht, aber danach handelt und am Schluss dennoch so etwas wie eine Lebensgeschichte zustande bringt: "Ganz allmählich (wird) die Gestalt eines amerikanischen Schriftstellers sichtbar, von dem wir weder Name noch Adresse wissen". Dafür aber wissen wir, "dass er sich morgens gelegentlich fragt, ob er noch fähig wäre, 'aus dem brusthohen Fenster oberhalb der Kloschüssel zu pinkeln.'"

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.07.2001

Bizarre Anti-Autobiografie, Lexikon des persönlichen Lebens, Gegenbild zum memoirenhaften Größenwahn - klingt doch interessant. Bedenken über den lapidaren, unspektakulären Erzählstil des Autors und die in diesem Buch zelebrierte "mechanische Reihung" zerstreut Hans-Peter Kunisch denn auch rasch mit dem Hinweis auf eine "unnachgiebige Ethik, welche die eine, immer gleiche Wahrheit immer wieder neu formuliert", und mit dem positiv konnotierten Begriff des "Understatements" - im Stil in diesem Fall. Und dass nicht ein Roman entstanden ist, wie Kunisch findet, sondern viele (44 genau genommen) ist ja ohnehin ein Gewinn.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2001

Verena Auffermann sieht in diesem Roman ein "typisches Männerbuch", was für sie heißt: es geht um die leidigen Pubertätsprobleme, ums Masturbieren und den männlichen Blick auf weibliche Beine etc. Eigentlich ein Buch, das man "vergessen" kann, findet die Rezensentin, wenn da nicht doch noch etwas mehr wäre. Denn der Reiz dieses Buchs liege gerade darin, dass es "so eigenartig abstoßend" und dass Simmons einfach ein guter Schriftsteller ist. Dies zeigt sich, so Auffermann, in zahlreichen Tricks, mit denen der Autor arbeitet, etwa was das "Klima der Illusionslosigkeit" betrifft, das durch die gnadenlose Haltung des Erzählers gegenüber dem Protagonisten entstehe. Oder auch, dass Simmons seinen Protagonisten vor allem durch dessen "Ticks und Vorlieben" zeichnet. Das Buch ist nach Auffermann nicht immer leicht zu lesen, es erfordere doch einige Anstrengungen, doch insgesamt biete Simmons mehr als nur ein "wehleidiges Altmännerbuch", sondern vielmehr einen Roman, der auf äußerst nüchterne Art mit Sentimentalitäten abrechnet und das Leben eines Außenseiters beschreibt.