Christoph Nußbaumeder

Die Unverhofften

Roman
Cover: Die Unverhofften
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429624
Gebunden, 671 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Spätsommer 1900 im Bayerischen Wald. Die junge Arbeiterin Maria blickt von einer Anhöhe herab auf ihr Dorf. Die Glasfabrik, die den Menschen hier Arbeit gibt, steht in Flammen. Maria selbst hat das Feuer gelegt aus Rache für eine ungesühnt gebliebene Vergewaltigung. In dieser verheerenden Brandnacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren Ausgang, in deren Zentrum der Aufstieg Georg Schatzschneiders, unehelicher Sohn einer Magd, zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im erst noch geteilten, dann wiedervereinigten Deutschland werden, begleicht im Hintergrund Generation um Generation dieser Familie eine große, aus einer Notlüge entstandene Schuld, die die Vorfahren Georgs auf sich geladen haben.
In seinem ersten Roman, "Die Unverhofften", erzählt der Dramatiker Christoph Nußbaumeder eine Familiensaga über vier Generationen; ein Sozial- und Aufsteigerepos, das die Verteilungskämpfe und Widerstandsbewegungen eines ganzen Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart verhandelt und gleichzeitig den ewigen Treibstoff der großen Menschheitsdramen anschaulich macht: Liebe, Verrat und das unstillbare Bedürfnis des Menschen nach Anerkennung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.01.2021

Rezensentin Katharina Teutsch ist Feuer und Flamme für das Romandebüt des Dramatikers Christoph Nußbaumeder. Das Können des Autors erkennt sie unschwer daran, wie er seine süddeutsche Familiensaga um Liebe, Verletzungen und Verdrängung über hundertzwanzig Jahre hinweg ausbreitet, ohne dass die Romankonstruktion oder die Leserin dabei zusammenbricht. Arbeiterbewegung, Krieg und Zwischenkrieg, Nationalsozialismus, BRD, Aufstieg und sogar die Klimakatastrophe finden neben allerhand persönlichen Katastrophen im Text Platz, staunt Teutsch. Schlank der Stil, souverän die Montage der Teile, glaubwürdig die mal sachlich, mal dramatisch geführte Handlung und lang erinnerlich die Figuren, findet Teutsch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.11.2020

Rezensent Ulrich Seidler wundert in der Retrospektion nicht, dass Christoph Nußbaumeders Stück "Eisenstein" von 2010, dessen Stoff dem vorliegenden Roman zugrundeliegt, nicht zündete. Zu sehr baut der Autor auf koventionelles Erzählen ohne Brüche, meint Seidler. Was im Theater laut Rezensent nicht ankommt, funktioniert als Roman überzeugend, findet Seidler. Der Stoff um eine bayerische Magd im Nachkriegsdeutschland, die die Herkunft ihres Kindes von einem Kommunisten verleugnet, scheint Seidler zu fesseln, da der Autor dramaturgisch geschickt familiäre Konflikte und ein atmosphärisches, historisch gut informiertes Zeitbild verbindet. Nur bisweilen fühlt sich Seidler allzu sehr an der dramaturgischen Angel herumgeführt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.11.2020

Wie konnte es dieser Debütroman des Dramatikers Christoph Nußbaumeder nicht auf die Longlist schaffen, fragt sich eine erstaunte Katharina Teutsch. Gebannt taucht die Kritikerin hinein in diese ein Jahrhundert umfassende Chronik aus einem bayerischen Dorf, in der sie anhand zahlreicher Figuren von einer Familiendynastie liest: Auf siebenhundert Seiten folgt die Rezensentin Familien- und Firmengründungen, Geburt und Tod, Vergewaltigung und Flucht - und so vielen Desillusionierungen, das Teutsch unweigerlich an die "Buddenbrooks" denken muss. Darüber hinaus gelinge es dem Autor aber auch, leichthändig den jeweiligen Zeitgeist zwischen Gründer-, Nazi-, Nachkriegsjahren, wilden Sechzigern und "materialistischen" Achtzigern bis in die Gegenwart einzufangen, staunt die Rezensentin. Ohne "Pathos", aber dafür mit dem Gespür des Theatermannes für Figuren und Pointen ist dieses Epos eine der "Überraschungen" dieser Saison, versichert die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Christoph Schröder kennt und schätzt Christoph Nußbaumeder als Dramatiker - und auch dessen Debütroman liest der Rezensent mit Begeisterung. Auf mehr als 670 Seiten entfaltet ihm der Autor ein sich über 120 Jahre erstreckendes Familienepos: Im Mittelpunkt steht der Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg einer Sägewerk-Dynastie, die Nußbaumeder in Dekadenschritten umreißt, erfahren wir. Mehr noch: Der Autor beleuchtet die jeweilige Epoche, hat dabei stets die Entwicklung von Politik und Ökonomie insbesondere in den Nachkriegsjahren im Blick und umschifft die Gefahr der Plakativität durch eine "schmucklose", mal umgangssprachliche, mal zeitgenössische Sprache, lobt der Kritiker. Ein "kluger und unterhaltsamer" Roman, der nicht zuletzt durch lebendige Figuren überzeugt, schließt Schröder.
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