Christopher A. Bayly

Die Geburt der modernen Welt

Eine Globalgeschichte 1780-1914
Cover: Die Geburt der modernen Welt
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783593381602
Gebunden, 700 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen und Karten. Aus dem Englischen von Thomas Bertram, Martin Klaus und Manuela Lenzen. Bis heute gilt Europa als Wiege der Revolutionen, die seit 1789 die alte Ordnung erschütterten. Christopher Bayly widerlegt dieses Bild. So stellt er die europäischen Ereignisse von 1848 in einen Zusammenhang mit der Taiping-Rebellion in China und dem amerikanischen Bürgerkrieg. Doch Bayly revidiert nicht nur zentrale Mythen des europäischen Selbstbildes. Er löst sich von der bislang vorwiegend ökonomischen Analyse der Globalisierung. Sein weltumspannender Blick auf das Agieren der Staaten, die vielfältigen Ausprägungen von Gesellschaftsordnungen, Religionen und Lebensweisen zeigen auf verblüffende Weise, wie eng schon im 19. Jahrhundert die Entwicklung Europas mit den anderen Erdteilen verknüpft war. Nach der Lektüre dieses Buches sehen wir die Welt mit neuen Augen und müssen unsere eigene Geschichte neu bewerten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2007

Sehr beeindruckt zeigt sich Caroline Schnyder von dieser Geschichte des 19. Jahrhunderts von Christopher A. Bayly, in der dieser eine globale Perspektive einnimmt. Nach der faszinierenden, wiewohl durchaus anspruchsvollen Lektüre wird man Geschichte kaum noch als eine Abfolge von geografisch oder national begrenzten Einzelgeschehnissen sehen können, so die Rezensentin. Der englische Historiker untersucht die Weltgeschichte unter wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten, wobei er einiges an Vorwissen bei seinen Lesern annimmt und vieles auch nur knapp umreißt, stellt Schnyder klar. Bayly geht es bei seiner globalen Betrachtung vor allem um die Herausarbeitung von "Wandel und Kontinuitäten" in einer Zeit, erklärt die Rezensentin einverstanden: Lobend hebt sie auch hervor, dass der Autor dabei nicht nur jeglichen Nivellierungen von Unterschieden aus dem Weg geht, sondern auch so manche historische Entwicklung unter dem globalen Blick in ein neues Licht gerückt wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.01.2007

Großen Eindruck hat Christopher Baylys Globalgeschichte bei Balthasar Haussmann hinterlassen. Dem Historiker gelinge eine überzeugende Schilderung der "Geburt der modernen Welt" als globalgeschichtlicher Vorgang und damit die Verabschiedung des traditionellen Bilds, nach dem die Geschichte ihren Ausgang in Europa nahm und sich von dort aus über die restliche Welt verbreitete. Bayly weise nach, dass die Moderne der Welt nicht von Europa aufgezwungen wurde, sondern sich in vielen Ländern mit indigenen Entwicklungen herausbildete. Balthasar bescheinigt dem Werk, ein neues Geschichtsbild geschaffen zu haben. Man werde nach der Lektüre "nie mehr anders als weltgeschichtlich über Europa nachdenken können". Demgegenüber fallen die Schwächen des Buchs - sein bisweilen mühsamer Stil, die "lieblose Übersetzung", die voraussetzungsreiche Darstellung - seines Erachtens kaum ins Gewicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.01.2007

Anerkennend, aber auch kritisch, äußert sich Johannes Willms über Christopher A. Baylys universalhistorische Untersuchung über die "Geburt der modernen Welt". Dem Autor geht es seiner Ansicht nach zunächst einmal darum, das Phänomen der Globalisierung in eine historische Perspektive zu stellen und deren vermeintliche Neuartigkeit zu relativieren. Sein Hauptanliegen sieht Willms dabei in einer Revision der eurozentrischen Sichtweise, wonach der zivilisatorische Fortschritt von Europa und den USA ausgegangen sei. Demgegenüber suche Bayly zu zeigen, dass die Weltgeschichte der Moderne nicht nur ein europäisches Epizentrum hatte, sondern von Anfang an durch multipolare Kausalitäten globaler Dimension gekennzeichnet war. Allerdings überzeugen Baylys Bemühungen, diese Großthese in sozial-, verfassungs-, kultur-, wirtschafts- oder religionsgeschichtlicher Hinsicht aufzuweisen, Willms nicht immer, bleibt er doch für zahlreiche Behauptungen die Beweise schuldig. Nichtsdestoweniger würdigt Willms das Werk als einen "mutigen Wurf", der neue Sichtweisen ermögliche.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2006

Dieses Buch möchte Caspar Hirschi nicht mehr missen. So gewaltig und ambitiös Christopher A. Baylys Versuch einer Universalgeschichte dem Rezensenten auch vorkommt, die Lektüre hat ihn nicht enttäuscht. An die Grenzen der Darstellbarkeit sieht Hirschi den Autor in seinem Bestreben gehen, die sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen zu beackern und die Moderne als globale Angelegenheit auszuweisen. Die Kampfansage an die Vertreter der "Mikrohistorie" findet Hirschi dennoch imposant und durchaus berechtigt. Ausdrücklich lobt er die "klare Sprache" des Autors und sein hohes Reflexionsniveau und findet die Stärken des Buches dort, wo Bayly globale Abhängigkeiten und Entwicklungen "generalisierend" beschreibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.12.2006

Große Anerkennung zollt Herfried Münkler dieser Globalgeschichte des langen 19. Jahrhunderts, die der Historiker Christopher Bayly vorgelegt hat. Dessen Revision des vertrauten Bilds Europas als Ausgangspunkt einer positiven Entwicklung, die über die Französische Revolution und die industrielle Revolution in England in die Moderne führt, hat ihn überzeugt. Er unterstreicht Baylys Neubeurteilung der Rolle Chinas und Indiens sowie die Relativierung von früher behaupteten Kausalitäten und Zentrierungen. Deutlich wird für ihn, dass die Globalisierung des 19. Jahrhunderts keineswegs einseitig von Europa ausging, sondern ein polyzentrisches und multikausales Geschehen war. In diesem Zusammenhang hebt er Baylys Zusammenschau der Revolutionen in Europa um 1848 mit der Taiping-Rebellion in China und dem amerikanischen Bürgerkrieg hervor. Im Zentrum der Überlegungen sieht Münkler den Begriff der Wechselwirkung beziehungsweise Interaktion, mit dem es dem Autor gelinge, den konventionellen Eurozentrismus zu überwinden ohne die damit verbundenen Geltungsansprüche von Methoden und Theorien aufzugeben. Auch wenn eine solche Position keine großen wissenschaftliche Auseinandersetzungen provozieren wird, scheint sie Münkler überaus "klug". Und sie passt zum Grundduktus des Werks: "nicht spektakulär, aber subtil."