Dirk van Laak

Über alles in der Welt

Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert
Cover: Über alles in der Welt
C.H. Beck Verlag, München 2005
ISBN 9783406528248
Paperback, 228 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Dieses Buch verfolgt am Beispiel Deutschlands die Entstehung und die Auswirkungen des modernen Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert. Dirk van Laak schildert die Vorgeschichte, den geistigen Hintergrund und den Verlauf der deutschen Kolonial- und Weltpolitik. Er widmet sich dabei neben den deutschen Kolonien auch den Versuchen einer imperialen Durchdringung Südosteuropas bis nach Bagdad sowie der Eroberung von "Lebensraum" im Osten bis nach Stalingrad. Der Autor kann dabei eindrücklich zeigen, dass der Imperialismus als folgenschwere Etappe der Globalisierung verstanden werden muss, die gerade in Deutschland von nationaler Verunsicherung und chauvinistischer Übersteigerung gekennzeichnet war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2006

Viel Lob spendet Benedikt Stuchtey dieser Studie über deutsche Kolonialpolitik von Dirk van Laak. Der Rezensent sieht die Anforderungen an eine Darstellung des Themas "weit übertroffen". Der besondere Vorzug dieser Arbeit liege im weiter als üblich gefassten zeitlichen Rahmen, der über die gängigen Kategorien der Kolonisation hinaus reicht, und so sei ein äußerst "perspektivenreiches und innovatives Buch entstanden". Der eigentlich neue Blick auf den deutschen Imperialismus besteht laut Stuchtey darin, dass der Autor einen "engen Zusammenhang" mit der Globalisierung im modernen Sinne erkennt. Dadurch weist Van Laak auf "faszinierende" Weise nach, dass Deutschland mit seinen kolonialistischen Bemühungen einen eigenen Beitrag zur "Raumerschließung der Welt" geleistet habe. Das sei bis zu diesem Buch noch nie so "eindrucksvoll und instruktiv" dargestellt worden, meint der beeindruckte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2005

Keineswegs einverstanden ist Gregor Schöllgen mit Dirk van Laaks Buch über den deutschen Imperialismus. Während Schöllgen das kolonialpolitische Experiment der Deutschen darin erschöpft sieht, dass sie ihren seit 1884/85 erworbenen Kolonialbesitz spätestens mit dem Versailler Friedensvertrag vom Juni 1919 wieder verloren, sucht van Laak zu zeigen, dass sich der "deutsche Imperialismus" als "offensiver Teil deutscher Weltaneignung" Merkmal deutscher Außenpolitik vom Beginn des ersten schlesischen Krieges im Jahre 1740 bis zur Gegenwart ist. Das nachzuweisen, hält Schöllgen für ein "ungewöhnlich anspruchsvolles Unternehmen". Unmissverständlich stellt er klar, dass dem Autor dieser Nachweis nicht gelingt. Schöllgen weist darauf hin, dass van Laak - von populären zeitgenössischen Kolonialagitatoren einmal abgesehen - durchweg aus zweiter oder dritter Hand zitiert. Weder erschließt er die Schriften der preußischen beziehungsweise deutschen Monarchen und Staatsmänner, noch die Werke der Pioniere der deutschen Afrika- und Asienforschung. Auch die Manifestationen der maßgeblichen nationalsozialistischen Ideologen und die großen Aktenwerke des Auswärtigen Amtes bleiben außen vor. Das Ergebnis ist nach dem Urteil Schöllgens "entsprechend verzerrt, mitunter abwegig, häufig fehlerhaft und nicht zuletzt in sich widersprüchlich". Van Laaks zentrale Kategorie der "Weltaneignung" erweist sich für Schöllgen notwendig als "schwammig". Denn nur so könne der Autor so unterschiedliche Bewegungen wie die klassische Kolonialpolitik im Zeitalter des Imperialismus, die bundesdeutsche Außenpolitik und die Ferienreisen deutsche Touristen nach 1945 über einen Kamm scheren.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2005

Andreas Eckert zeigt sich in seiner kurzen Besprechung von Dirk van Laaks Untersuchung der imperialistischen Bestrebungen Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert sehr angetan. Wie die deutsche Kolonialpolitik und die diversen Expansionsbestrebungen letztlich Schritte auf dem Weg zur Globalisierung waren und somit auch für die Gegenwart Bedeutung haben, findet der Rezensent sehr "überzeugend" dargestellt. Überhaupt stellt das Buch eine "gut lesbare" und dabei "anspruchsvolle" Einführung in den modernen Imperialismus dar, so Eckert eingenommen, der insbesondere die Ausführungen zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute als "aufschlussreich" lobt. Und den "provokanten" Standpunkt des Autors, das Deutschland von heute verfolge zwar keinen direkten imperialistischen "Anspruch" mehr, übe stattdessen aber "subtilere" Formen der imperialistischen Einflussnahme aus, findet der Rezensent offensichtlich auch bedenkenswert.