Claudio Piersanti

Luisa und die Stille

Roman
Cover: Luisa und die Stille
Residenz Verlag, Salzburg 2000
ISBN 9783701712038
Gebunden, 239 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Michael von Killisch-Horn. Luisa, an die Sechzig, geschieden, lebt allein in einer Wohnung im Zentrum einer norditalienischen Stadt. Seit zwanzig Jahren ist sie Buchhalterin in einer Spielzeugfabrik. Ihre Familie sind die Kollegen. Die Wochenenden verbringt sie mit ihrer Cousine auf dem Land. Der Alltag verläuft in gewohnten Bahnen, und doch fühlt sie mehr und mehr, dass sich etwas verändert. Luisa kann sich ihre merkwürdige Übelkeit nicht erklären. Etwas Unheilvolles versucht in ihr Leben einzudringen. Diese plötzliche Traurigkeit, die die Dinge für einen Augenblick in einem fahlen Licht erscheinen läßt. Lärm bricht herein, dringt in die Wohnung, die Ohren, das Gehirn. Unter Menschen sein ist anstrengend. Sie zieht sich zurück, ihr Körper verliert seine gewohnte Leistungsfähigkeit, die Seele ihre innere Ruhe. Luisa hat Angst. Leibhaftige Angst: Zittern, Schwindelgefühle, Schweißausbrüche. Angst, die von Zeit zu Zeit aus ihr herausbricht und in die Gegenstände um sie herum eindringt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2001

Wenn sich auch offenkundig der Rezensent Christoph Bartmann nicht den enthusiastischen Hymnen seiner italienischen Kollegen anschließen will, so ist er doch sehr beeindruckt von dieser Prosa, die durch ihr "Schweigen" gekennzeichnet sei. Piersanti erzähle "so ernst, so nüchtern und präzise... seine Geschichte von Luisas beinahe buchhalterisch geplantem Ableben" und dies sei es gerade, was den "Leser geradezu zur Aufmerksamkeit" zwinge. Keine moralisierende Suche nach Schuldigen und nach Sympathien für die Protagonistin sprengt die sachliche Schilderung, bemerkt der Rezensent respektvoll. Das dieser Respekt sich nicht zur Begeisterung auswächst, mag vielleicht auch an der Übersetzung liegen; aber darüber erfahren wir leider kein Wort vom Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2001

Der Rezensent Franz Haas dankt dem Residenz-Verlag, dass er Claudio Piersantis Roman gut und angemessen übersetzen ließ. Eine solche Lobpreisung lässt erahnen, wie Haas` Kritik über dieses Buch ausgefallen ist: durchweg positiv. Der Rezensent bewundert die Fähigkeit Piersantis, die Geschichte der Luisa, eine Geschichte über das ganz normale Grauen der Vereinsamung, mit "gedämpfter Eindringlichkeit" erzählen zu können. Für "Luisa und die Stille" hat Piersanti 1997 zwei Literaturpreise erhalten, berichtet Haas: Für seine "exemplarische Sprache" und für die "schlichte Perfektion", mit der er Luisas letzte Lebensmonate aufgezeichnet hat. Und das sei eine Kunst. Denn Piersanti schreibe weder mit schwüler Tragik noch in frostiger Lakonie. Franz Haas kann dieses "großartig unscheinbare" Buch jedenfalls nur empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2000

Glaubt man Cristina Nord, so hat man es hier mit einer eindrucksvollen, aber auch beklemmenden Studie über das Altern zu tun. Offensichtlich hat sie die Figur einer beziehungslosen Kleinbürgerin, die sich immer mehr aus der Welt zurückzieht und dabei immer menschenfeindlicher wird, stark in den Bann gezogen. Sie begründet das vor allem mit der Präzision, mit der Piersanti seine Heldin in ihren Wahrnehmungen und hier vor allem in ihrer Geräuschempfindlichkeit begleitet. Der Schluss des Buchs scheint überraschend zu sein - dies merkt man aus der Art, wie Nord als gute Rezensentin Andeutungen macht, ohne etwas zu verraten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.09.2000

Dorothea Dieckmann preist den Roman in einer sehr kurzen Besprechung. Der Autor zeige sich , in dem er das stille und unspektakuläre Sterben seiner Protagonistin vorführe, als "kühler, sanfter Beobachter". Auch mit der Übersetzung ist sie sehr zufrieden; bis auf kleine Ausrutscher und gelegentlich etwas hölzerne Dialoge sei sie ein "Glücksfall". Die Rezensentin wünscht sich gar, dass es nicht bei dieser einen Übersetzung bleibt.

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