Dagmar Herzog

Lust und Verwundbarkeit

Zur Zeitgeschichte der Sexualität in Europa und den USA
Cover: Lust und Verwundbarkeit
Wallstein Verlag, Göttingen 2018
ISBN 9783835332041
Gebunden, 238 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Sexualitätsgeschichte als Gesellschaftsgeschichte. Was hat Sexualpolitik mit Vergangenheitsbewältigung zu tun? Welche anderen politischen Positionen werden in gesellschaftlichen Debatten über Sexualität mitverhandelt, und was kann die Sexualgeschichtsschreibung zum besseren Verständnis der europäischen Zeitgeschichte beitragen? An der Schnittstelle von Geistes- und Kulturgeschichte, Holocaustforschung, Religions- und Geschlechtergeschichte zeigt Dagmar Herzog, wie Diskussionen über Sexualität die prägenden ideologischen Kämpfe des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts beeinflussten. Mit einem genauen Sensorium für die methodischen Herausforderungen einer Geschichtsschreibung von Intimität und Körperlichkeit untersucht die amerikanische Historikerin politische und gesellschaftliche Konflikte um Fragen nach dem Stellenwert von Sexualität, sexueller Orientierung und dem Verhältnis von Reproduktionsrechten und Behinderung. In einem abschließenden Gespräch reflektiert Dagmar Herzog ihre bi-kulturelle Sozialisation in den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik der sechziger und siebziger Jahre, die Wechselwirkungen zwischen Gegenwartspolitik und Geschichtsschreibung und die umstrittene Frage nach den "Lehren aus der Vergangenheit".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.04.2019

Rezensent Urs Hafner lässt sich von der in den USA lehrenden Historikerin Dagmar Herzog die (politisierten) Kämpfe um den Sex und die Sexualität erklären. Was es mit Transgender und den Warnungen vor einer postnazistischen Eugenik auf sich hat, vermag Herzog dem Rezensenten auseinanderzusetzen. Klug findet Hafner den Essayband, der die Geschichte der Sexualität in den USA und Europa seit '45 erzählt, für seine gesellschaftspolitischen Einblicke und das Aufzeigen von Fronten. Dass Herzog die sexuellen Anstöße von '68 für nicht so bedeutsam hält wie angenommen, vermerkt Hafner mit Interesse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2018

Rezensent Andreas Mayer lernt bei der Zeithistorikerin Dagmar Herzog den politischen Hintergrund der Geschichte der Sexualität kennen. Das auf Herzigs Gastprofessur am Jena Center für Geschichte des 20. Jahrhunderts entstandene Buch zeigt ihm zudem, dass Herzogs Blick auf die Sexualwissenschaft nach 1945 fruchtbar ist, da die Autorin sie im sozialen, religiösen und juristischen Kontext betrachtet. So kann sie laut Mayer etwa Erich Fromms Karriere teils als Reaktion auf die Kinsey Reports darstellen oder Adornos Kritik am "healthy sex life" historisch einordnen. Dass die Autorin neben dem psychoanalytischen Mainstream auch dissidente Positionen und heutige Trends diskutiert, gefällt Mayer.
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