David Clay Large

Berlin

Biografie einer Stadt
Cover: Berlin
C.H. Beck Verlag, München 2002
ISBN 9783406488818
Gebunden, 660 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Den Rahmen von Larges Geschichte bilden die beiden Vereinigungen Deutschlands: 1871 und 1990. In diesem Zeitraum hat Berlin eine an dramatischen Höhen und Tiefen reiche Entwicklung durchgemacht wie kaum eine andere Stadt: von einem verschlafenen preußischen Provinznest zum Symbol der Modernität, zu einem Treffpunkt von Immigranten, Künstlern und Intellektuellen, zum kulturellen Mekka, das Paris und London an Bedeutung zu übertreffen schien. In der NS-Zeit Schauplatz von Terror und Machtmissbrauch, nach 1945 in Schutt und Asche gelegt, wurde Berlin während der Teilung zur Ikone des Kalten Kriegs und ist heute wieder Hauptstadt der Deutschen. Large knüpft die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ereignisse zu einem farbenprächtigen Teppich zusammen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.10.2002

Wenn ein angelsächsischer Historiker wie David Clay Large von der Montana State University eine Biografie über den historischen "Sonderfall" Berlin schreibt, dann "verheißt" das "Lesbarkeit, Kolorit und einen essayistisch-intelligenten Stil", behauptet Balthasar Haußmann und sieht seine Annahmen mit diesem Buch auch weitgehend bestätigt. Der Autor hält, was er verspricht: Er präsentiert ein "umfassendes Bild", das den Leser nicht überfordert, erkennt der Rezensent an. Kaum etwas aus der wechselhaften Stadtgeschichte bleibe hier unerwähnt. Doch was dabei herauskomme, mag Haußmann nicht ganz verdauen. Berlin als "fast amerikanisch anmutende Boom-Town", der eigentlich kein "historischer Ballast" anhafte, weil sie alles Neue "gierig adaptiert", das Alte zerstört, um das Moderne zuzulassen, fragt der Rezensent und grübelt über die Gültigkeit dieses Stadtbildes. Was Large in seiner Geschichte zeige, sei ein "riesiges Panorama", dessen einzelne Teile kaum mehr zu erkennen seien, findet Haußmann. Schlecht sei diese Herangehensweise nicht, sondern durchaus "humorig" und bestens dazu geeignet, diese entspannende Lektüre in einem Berliner Cafe zu lesen, rät der Rezensent dem Leser.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2002

Nach Meinung der Rezensentin Sieglinde Geisel hat der Amerikaner David Clay Large eine Marktlücke entdeckt: in neuerer Zeit hätte sich noch niemand einen solch "beherzten Wurf zur allgemeinen Geschichte Berlins" zugetraut. In seiner zeitlichen Beschränkung auf die "beiden Hauptstadtwerdungen Berlins" lässt Large zwar "historische Tiefenschärfe" vermissen, findet Geisel, doch für ein breites Publikum habe dieser Wälzer durchaus "Gebrauchswert". Unterhaltsam geschrieben ist er außerdem, meint Geisel, denn Large erkläre Berlin nicht, sondern erzähle es. Gut gefallen hat der Rezensentin auch, dass das "schwule Berlin" so ausgiebig vorgestellt wird. Überhaupt ermöglichen die von Large erzählten Geschichten und die angeführten Daten und Fakten der Rezensentin einen veränderten, klareren Blick auf das heutige Berlin, auf Schlossplatz- und andere Stadtplanungsdiskussionen, auf Mai-Krawalle und Bevölkerungsentwicklung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Der US-Historiker David Clay Large habe "eine glänzend recherchierte und gut lesbare" Biografie über Berlin geschrieben, schwärmt Julius H. Schoeps. Der Autor, der bereits ein viel beachtetes Buch über "Hitlers München" verfasst habe, erweise sich erneut als brillanter Kenner der Geschichte. Der Rezensent nutzt seine lange Besprechung, um im Schnelldurchlauf viele Höhen und Tiefen der Berliner Stadtgeschichte Revue passieren zu lassen: die kulturelle Hochzeit der Weimarer Republik, der soziale, politische und kulturelle Niedergang während der NS-Zeit, die lange Zeit der Stadtteilung und schließlich die Mühen der Wiedervereinigung. In allem werde der Leser den Ansichten des Autors nicht beipflichten, vermutet Schoeps, denn vieles sei bissig, ironisch und bewusst witzig gehalten. Ohne Zweifel aber zeichne der "Urbanologe" Large ein facettenreiches, farbiges, subversives und geistreiches Bild Berlins. Und in Sachen Berliner Stadtplanung beweise der Autor Kenntnisse der aktuellen Debatte, die Rezensent Schoeps manchen Fachleuten wünschen würde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2002

Jens Bisky kann sich überhaupt nicht für diese Stadtgeschichte erwärmen, über die er urteilt, dass sie wohl eher eine "ausformulierte Materialsammlung" ist, die er als Einführung zu umfangreich und als weiterführende Lektüre über die Geschichte Berlins schlicht "zu unbedarft" findet. Er wirft dem amerikanischen Autor vor, sich lediglich auf "ausgetretenen Wegen" zu bewegen und sich für die Alltagsgeschichte Berlins kaum zu interessieren. Ärgerlich findet er die Äußerungen über die Kunstszene. Hier hat er Falschinformationen und oberflächliche Urteile gefunden, die er scharf kritisiert. Wirklich "fesselnd"" seien nur die Stellen, in denen der Autor aus Quellen wie Tagebüchern und Berichten zitiert, so der Rezensent, der insgesamt eine übergreifende Idee oder These in diesem Buch vermisst. Am Ende ist Bisky nach eigenen Angaben von der Lektüre völlig "erschöpft". Allerdings hat er den Eindruck, dass es dem Autor nicht viel anders geht.
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