Delphine de Vigan

Die Kinder sind Könige

Roman
Cover: Die Kinder sind Könige
DuMont Verlag, Köln 2022
ISBN 9783832181888
Gebunden, 320 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie 'Big Brother'. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche Youtuberin mit Tausenden von Followern. Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter dem Filmen jedoch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos. Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Methoden der Ermittlung in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind …

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.2022

Rezensent Niklas Bender hat ein paar Zweifel an der Indienstnahme der Literatur für aktuelle gesellschaftskritische Gedanken, wie sie Delphine de Vigan pflegt. Auch wenn die Autorin mit Humor und Überzeugungskraft die Geschichte einer Mutter erzählt, die ihre Kinder im Internet gewinnträchtig verheizt und in einen Entführungsfall schlittert, bleibt bei Bender das Gefühl einer etwas leblosen, sprachlich zu glatten Untersuchung mit einer moralischen Botschaft für Social-Media-Fans beizuwohnen. Die liebevoll gezeichnete Ermittlerin in diesem Krimi findet er allerdings durchaus sympathisch.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.06.2022

Rezensent Oliver Pfohlmann anerkennt das gesellschaftliche Engagement in den Romanen von Delphine de Vigan. Wenn die Autorin diesmal das Leben und Leiden kindlicher Influencer thematisiert, indem sie vom Verschwinden eines jungen Mädchens erzählt, ist sie damit laut Pfohlmann am Puls der Zeit. Das gleiche traut die Autorin dem Leser leider nicht zu, findet Pfohlmann. Die Figuren sind allzu klischeehaft, ihre Motivation eher "küchenpsychologischer" Art, und was ein "Prank" ist, muss nun wirklich niemandem lang erklärt werden, meint der Rezensent. Spannend und stilistisch abwechslungsreich ist der Roman aber schon, räumt Pfohlmann ein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.05.2022

Rezensent Rudolf von Bitter kann Delphine de Vigans Roman über eine Mutter, die ihre kleine Tochter auf Youtube vermarktet, bis das Kind schließlich verschwindet, kaum aus der Hand legen. Geschickt findet er de Vigans Montage von Recherchen und Polizeiprotokollen zu einer auf verschiedenen Zeitebenen spielenden Kriminalgeschichte mit beinharter Kritik an den sozialen Medien, an medialer Selbstvermarktung und Eltern, die ihre Kinder instrumentalisieren. Auch sprachlich scheint ihm der Text überzeugend. Der Registerreichtum ist auch in der deutschen Übersetzung wirksam, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.04.2022

Rezensentin Cornelia Geißler nennt die französische Autorin Delphine de Vigan eine "Chronistin der modernen europäischen Lebensweise". In ihrem neuen Roman "Die Kinder sind Könige" widmet sie sich auf brillante Weise einer weiteren Facette dieser Lebensweise, so Geißler. Die Geschwister Sammy und Kimmy kennen keine Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatleben, zwischen Arbeit und Freizeit, ihr Alltag findet zu großen Teilen vor der Kamera statt, wo sie vor allem eines tun: konsumieren, bis Kimmy eines Tages verschwindet. Das Zentrum dieses beunruhigenden Romans bilden jedoch nicht etwa die zwei Kinder, sondern zwei Frauen, die zunächst wie die Verkörperungen eines gesellschaftlichen Gegensatzes wirken: die aus bildungsbürgerlichem Haushalt stammende Ermittlerin und die Mutter der beiden Kinder, die sich in ihrer Familie stets übersehen fühlte, von einer Star-Karriere träumte und diesen Traum nun für ihre Kinder oder eher durch ihre Kindern verwirklicht. Besonders interessant wird es, als die Ermittlerin tiefer in die Welt der Influencer-Familie eintaucht, und sich vermeintlich einfache Antworten als unterkomplex erweisen - sowohl für die Ermittlerin, als auch für die Leserschaft, stellt Geißler fest. Diese Geschichte, so die bewegte Rezensentin, weist weit über sich selbst hinaus.


Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.04.2022

Delphine de Vigan kann auch Krimi, stellt Rezensentin Birgit Koß begeistert fest. Aber der neue Roman der französischen Schriftstellerin ist noch mehr, versichert die Kritikerin: Mit gewohnt scharfem Blick für gesellschaftliche Missstände erzählt ihr Vigan vom Verschwinden der sechsjährigen Kimmy, deren Eltern hatten das Leben ihrer Kinder als Influencer hemmungslos auf Instagram und Youtube ausgeschlachtet, resümiert Koß. Die zweite Heldin des Romans ist die Polizistin Melanie, die in dem Fall zu ermitteln beginnt und in die Abgründe und Folgen, die permanentes Streamen für Kinder bedeuten, blickt. Ein prall mit Spannung, Fakten und Hellsicht gefüllter Roman, schließt die Rezensentin.
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