Francois Weyergans

Drei Tage bei meiner Mutter

Roman
Cover: Drei Tage bei meiner Mutter
DuMont Verlag, Köln 2006
ISBN 9783832179861
Gebunden, 170 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt 2005. "Du solltest veröffentlichen. Die Leute werden glauben, du bist tot."- Die weisen Worte einer Mutter. Doch was tun, wenn gerade im Schreiben die Schwierigkeit liegt? In "Drei Tage bei meiner Mutter" erzählt Francois Weyergans vom Schriftsteller Francois Weyergraf, der es nicht schafft, sein Buch zu beenden, das seit Jahren angekündigt wird. Aus der lähmenden Blockade flüchtet der Stadtneurotiker Weyergraf in seine Erinnerung, die von Frauen beherrscht wird: "Ich wollte sie zum Essen einladen, damit sie mir ihr Leben erzählt, was mir ersparen würde, an meines zu denken." Zerstreut verliert er sich zwischen aufregenden amourösen Affären. Am prägendsten aber ist seine Bindung an die heimliche Heldin des Romans: Weyergrafs Roman ist eine Liebeserklärung an seine Mutter, zu der er am Ende endlich gelangt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2007

Für Kristina Maidt-Zinke stellt dieser Roman von Francois Weyergans zwar nicht gerade eine literarische Offenbarung dar, doch bescheinigt sie ihm zunächst das Potential "gehobener" Unterhaltung. So richtig erwärmen kann sie sich aber nicht für den an Woody Allan erinnernden Ich-Erzähler Francois Weyergraf, der bei seinem Roman über den schreibblockierten Schriftsteller Francois Weyerstein an einer Schreibhemmung leidet. Immerhin kann der Autor für sich in Anspruch nehmen, dass er das schon ziemlich ausgeschöpfte Thema der Schreibhemmung im Gewand des ebenfalls in die Jahre gekommenen "Schachtelromans" mit frischem Leben erfüllt, räumt die Rezensentin ein. Trotzdem findet sie das Spiel mit den unverkennbaren alter egos Weyergans' auf die Dauer etwas öde und so sehr interessieren sie die neurotischen Spleens des französischen Autors eben auch nicht, um sie über die Länge eines Romans bei Laune zu halten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2006

Gut amüsiert hat sich Martin Krumbholz mit Francois Weyergans' verschachteltem Roman, der dem Titel zum Trotz nicht von der Mutter des Protagonisten handelt, sondern von dessen Schreibblockade. Die Hauptfigur des Textes ist ein Schriftsteller, der sich vornimmt, ein Buch namens 'Drei Tage bei meiner Mutter' zu schreiben, sich vor der Arbeit daran aber erst einmal in seine ehelichen Probleme flüchtet, berichtet er. Für große Literatur hält Krumbholz das mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Werk zwar nicht, empfiehlt es aber dennoch zur genussorientierten und nicht allzu kritischen Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Alexander Müller muss dieses Spiegelkabinett von einem Roman schon sehr aufmerksam gelesen haben. Wie sonst könnte er uns erklären, wie Francois Weyergans' Buch einerseits elegant umständlich vom Schreiben, andererseits aber ganz konkret und vital von Mutter und Sohn handelt und daher sowohl "abschweifend" als auch "unmittelbar" erzählt. Nach Müllers Resümee des Textes zu urteilen, liegt das nicht gerade auf der Hand. Dem Buch indessen steht es gut. Die etwas altmodische Sperrigkeit, die Müller sehr wohl auffällt, fällt dagegen kaum ins Gewicht. Das die Identifikation mit dem Autor stiftende, kunstvoll konstruierte und dennoch "unangestrengt" wirkende Vexierspiel geht auf. Solch stilsichere Umständlichkeit kennt Müller sonst nur von Wilhelm Genazino und Wolf Haas.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Joseph Hanimann erklärt uns die postmodern-verfahrene Romankonstruktion des Goncourt-Preisträgers Francois Weyergans so: Diese sei ein Roman im Roman über den Autor und Filmemacher Francois Weyergraf, der den bevorstehenden Besuch bei der Mutter in Südfrankreich benutzt, um seine Romanprojekte über mehrere Schriftsteller, die ihre Mutter besuchen möchten, immer wieder zu unterbrechen. Der Rezensent lobt die Erzählkunst, "möglichst umfangreich vom Anfang zu keinem Ende zu gelangen", daher brauche sich auch niemand über die Ziellosigkeit des Werkes zu wundern, hinter der nichts anderes stehe, als ein weiterer Versuch das Entsetzen über das Vergehen der Zeit zu bannen. Ein paar Neurosen haben den Rezensenten zwar genervt, wie beispielsweise die Umzugsneurose, die Großstadtneurose oder die strapazierte Bindungsneurose, dafür entschädigten ihn jedoch wieder ganz wunderbar komische Stellen, die das Werk unwiderstehlich gemacht haben.

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