Emma Cline

Die Einladung

Roman
Cover: Die Einladung
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446277571
Gebunden, 320 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Monika Baark. Nach "The Girls" der neue Roman von Emma Cline. Der Sommer in den Hamptons neigt sich zum Ende, und Alex ist nicht mehr willkommen. Denn egal, wie nahe sie der Welt der Reichen und Schönen gekommen ist: Sie ist immer nur zu Gast - und keine Einladung gilt für immer. Ein Fehltritt bei einem Dinner, und schon setzt Simon, der ältere Mann, dem Alex Gesellschaft geleistet hat, sie vor die Tür. Und so geistert sie durch Gärten und über Dünen, während die Sonne vom Himmel brennt. Darin geübt, sich den Wünschen und Erwartungen anderer anzupassen, lässt Alex sich von einer Zufallsbekanntschaft zur nächsten driften und hinterlässt dabei eine Spur der Zerstörung, die nur ein Ziel kennt: Simons Gartenparty am Ende der Woche. Nach dem gefeierten Debüt "The Girls" der langersehnte neue Roman von Emma Cline.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.08.2023

"Ein literarischer Tiefenpsychothriller" liegt Rezensent Jan Drees mit Emma Clines Hochstapler-Geschichte vor. Das Call-Girl Alex, lesen wir, ist nach mehreren ausstehenden Mietzahlungen so gut wie obdachlos, ihr Geschäft läuft nicht mehr. Eine Zeit lang wohnt sie bei dem reichen Kunsthändler Simon, der Alex aber nach einem peinlichen Autounfall während einer Party vor die Türe setzt, erzählt der Rezensent. Jetzt, so Drees, versucht Alex auf eigene Faust im Strand-Paradies Long Island zu überleben, schafft es, sich Zugang zur High-Society zu verschaffen, wo sie es aber nicht Fuß fassen kann. Es wird für Drees immer deutlicher, dass auf Alex, die dem Leser zu keinem Zeitpunkt sympathisch sei, keine Rettung wartet. Wie Cline das Bild einer Gesellschaft zeichnet, deren Individuen aus ihrer eigenen "Ohnmacht" heraus versuchen die Kontrolle über andere zu erlangen und daran scheitern - das findet Drees meisterlich.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.08.2023

Rezensent Paul Jandl ist beeindruckt: von Emma Clines scharfem Blick auf die Gesellschaft - hier die Ostküstenaristokratie, die es sich in den Hamptons gut gehen lässt - ebenso wie von der Mitleidslosigkeit, mit der sie ihre Figuren beschreibt. Hauptfigur hier ist die 22-jährige Alex, die ihre beste Zeit als Escort-Girl schon hinter sich zu haben scheint, aber offenbar immer noch gut darin ist, Unheil anzurichten. Nur anzukommen scheint sie nie, nicht beim älteren reichen Simon und schon gar nicht bei den Snobs in den Hamptons, die sofort erkennen, wer dazugehört und wer nicht. Sympathisch ist aber auch Alex nicht, deren "berechnende Empathie" die Autorin laut Jandl brillant einfängt ohne je zu psychologisieren. Gerade das hebt den Roman für Jandl heraus. Ein "sehr, sehr gutes Buch", versichert er, das Monika Baark zudem "grandios" übersetzt habe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2023

Rezensentin Christiane Lutz unterhält sich gut mit Emma Clines Roman über ein aufstrebendes Escort-Girl und die gar nicht so feinen sozialen Unterschiede an der US-Ostküste. Die Geschichte der nur temporär bei den Reichen und Schönen hospitierenden Portagonistin erzählt die Autorin laut Lutz mit viel Sinn für Machtverhältnisse und den Habitus der Upperclass, aber ohne wohlfeile Thesen über die Motivation ihrer Figuren. Dass die Hauptfigur selbst nicht sehr sympathisch rüberkommt, findet Lutz durchaus originell.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.07.2023

In "lakonisch-berechnendem Ton" kommt der neue Roman von Emma Cline daher, schreibt Rezensentin Miriam Zeh begeistert. Die 22-jährige Hochstaplerin Alex, lesen wir, lässt sich von dem reichen Unternehmer Simon in dessen Urlaubsresidenz aushalten und lässt auf Parties, auf denen sie das hübsche Mitbringsel spielen muss, unzählige Kostbarkeiten mitgehen. Wieder in New York ist sie mit ihrer Obdachlosigkeit, ihren Schulden und einem Ex-Freund konfrontiert, fasst Zeh zusammen. Nachdem Simon genug von Alex hat, versucht sie sich auf eigene Faust im Urlaubsort durchzuschlagen, wobei ihre Identität aufzufliegen droht. Die Autorin breitet nicht den "identitätsformenden Traum-Plot" von Alex aus, sondern belässt es bei Andeutungen, weshalb die Protagonistin bis zum Ende geheimnisvoll bleibt. Für die Rezensentin besteht hierin der größte Reiz des Buches.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.07.2023

Die "Technik der Aussparung" beherrscht Emma Cline wahnsinnig gut, hält Rezensent Tobias Rüther anlässlich ihres neuen Romans fest: Über die Protagonistin Alex erfährt er fast nichts, außer, dass sie eine junge Frau ist, die sich betrügerisch in das Leben von New Yorker Upper-Class-Männern schleicht, um mehr schlecht als recht irgendwie durchzukommen. Ein Roman, meint Rüther, der das Machtfeld der Geschlechter noch einmal neu auslotet, hin zum Abgrund, der dann aber letzten Endes leider ausgespart wird. Für ihn ist Cline hier ein Roman gelungen, der die "Krisen der Gegenwart", die gesellschaftlichen Verhältnisse von arm und reich und das Verhältnis von Männern und Frauen schonungslos und absolut lesenswert auslotet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.07.2023

Dass Emma Cline wirklich richtig gut schreiben kann, hat sie Kritiker Dirk Knipphals spätestens mit ihrem neuen Roman bewiesen: Die Geschichte dreht sich um die 22-jährige Alex, die zunächst als eine Art Escort-Girl arbeitet, dann aber einen wohlhabenden Mann aus der Upper Class kennenlernt, mit dem sie sich näher einlässt. Wie Knipphals ausführlich schildert, werden die Erlebnisse der Protagonistin in dieser so reichen, aber doch nur scheinbar sorgenfreien Luxuswelt zum Porträt einer Gesellschaft, die nur funktionieren kann, weil die darunter liegenden Schichten bei der Kultivierung helfen. Das hat für den Rezensenten soghafte Wirkung, so empfiehlt er diese "aus dem Handgelenk geschüttelte Meisterschaft" des Schreibens auch und gerade wegen der lapidar-lässigen und doch abgründigen Atmosphäre, die die Autorin zu schaffen vermag.