Eric R. Kandel, Larry R. Squire

Gedächtnis

Die Natur des Erinnerns
Cover: Gedächtnis
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999
ISBN 9783827405227
Gebunden, 248 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Gedächtnis und Erinnerungsvermögen zählen zu den grundlegenden Aspekte der menschlichen Existenz. Schritt für Schritt entreißen die Wissenschaftler diesem vielschichtigen Phänomen seine Geheimnisse. Doch immer noch bleiben viele Fragen offen. Larry R. Squire und Eric J. Kandel zeichnen die spannende Konvergenz von Psychologie und Biologie nach, die es erstmals ermöglicht, eine lückenlose Kette vom Molekül bis zur Verhaltensreaktion aufzuzeigen. Zu den vielen neuen Entdeckungen, von denen die Autoren berichten, zählt zum Beispiel die Existenz multipler Gedächtnissysteme, welche die "Last" des Erinnerns untereinander aufteilen (eines ist zuständig für Tatsachen und vergangene Erfahrungen, ein anderes für motorische und Wahrnehmungsstrategien etc.). Auch beginnt man heute zu verstehen, in welchen Schritten durch Veränderungen in den spezifischen Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn Erinnerungen geschaffen werden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.07.2000

Das Gehirn als Setzkasten - das Bild, das uns Wolfgang Müller beschreibt, ist so neu nicht. Ungewöhnlich ist allerdings der Zugriff der beiden von Müller besprochenen Bücher, die sich den Vorgängen im Gehirn, dem Erinnern und den Denken, mit einer Verbindung von Wissenschaft und Kunst nähern.
1) Larry R. Squire & Eric R. Kandel: "Gedächtnis"
Warum ist er nachtragend, fragt sich Wolfgang Müller, und verübelt es heute noch einem taz-Setzer, dass er ihm vor Jahren ein t zuviel in ein Wort geschmuggelt hat. Warum erinnert er sich genau daran und an soviel anderes nicht? Müller empfiehlt - zum Grübeln - dieses Buch, das in wissenschaftlichen Aufsätzen dem Phänomen des Kurzzeitgedächtnisses oder der biologischen Basis von Individualität nachgeht, dabei aber durch zur Seite gestellte Kunstwerke neue inhaltliche Verbindungen schafft. Auch hier gibt es selbstverständlich einen Setzkasten, der von Louise Nevelson stammt und sich in eine Modulansammlung verwandelt, "die das deklarative Gedächtnis aufrechterhält." Was das genau ist, haben wir natürlich vergessen oder - ehrlich gesagt - nie gewußt.
2) Via Lewandowksy, Durs Grünbein: "Gehirn und Denken"
Bis Oktober 2000 sind im Hygienemuseum Dresden Setzkästen in Raumgröße zu beschauen und zu begehen, empfiehlt Wolfgang Müller, in denen die verschiedenen Fähigkeiten des Gehirns durch den Künstler Via Landwosky und den Lyriker Durs Grünbein thematisiert wurden. Ein besonders entspanntes und befruchtendes Verhältnis von Kunst und Wissenschaft konstatiert Müller in diesem Fall. Manchmal ist die Wissenschaft selbst bereits zur Kunst geworden, meint der Rezensent, dem zum Beispiel die alten Präparate von flugunfähigen Fliegenstuben als Kunstobjekte gut gefallen haben. Allen 17 Räumen sind in 17 Kapiteln entsprechend wissenschaftliche und künstlerische Beiträge im Katalog zugeordnet. Und mittenmang das Rasierzeug von Herbert Wehner. Warum, wieso, hat unser Rezensent vergessen zu schreiben.