Franz Overbeck

Erinnerungen an Friedrich Nietzsche

Mit Briefen an Heinrich Köselitz und mit einem Essay von Heinrich Detering
Cover: Erinnerungen an Friedrich Nietzsche
Berenberg Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783937834443
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Franz Overbeck war Nietzsches bester Freund. Er blieb es über dessen geistigen Zusammenbruch im Januar 1889 hinaus, weil er nie zum Apostel des Philosophen wurde. Den Freund betrachtet er in diesen Erinnerungen nicht als Genie, sondern als einen sensiblen, vielfach gebrochenen Menschen. Nietzsche erscheint hier nicht als Ausnahmemensch, sondern als Zeitgenosse, weniger seiner Zeit voraus als vielmehr ganz und gar ein Teil von ihr. Neben den Erinnerungen stehen auch die Briefe, die Overbeck zur Zeit von Nietzsches Zusammenbruch an dessen ergebenen Jünger Heinrich Köselitz (Peter Gast) schrieb. Sie erscheinen hier, ebenso wie die Erinnerungen, zum ersten Mal als Buch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.07.2011

Für den Rezensenten Ludger Lütkehaus ist dieser Band, der Franz Overbecks Gedanken und Auseinandersetzungen mit seinem lebenslangen Freund Friedrich Nietzsche und Briefe an Heinrich Köselitz in einer gekürzten Auswahl versammelt, philologisch höchst problematisch. Der Rezensent bedauert die Entscheidung, dass für die Ausgabe lediglich die von Carl Albrecht Bernoulli zusammengestellten und 1906 in der "Neuen Rundschau" publizierten Erinnerungstexte herangezogen wurden, statt sich an die Werkausgabe mit ungekürzten Overbeck-Texten zu halten. Damit geht der fragmentarische, subjektive Charakter, der Overbeck so am Herzen gelegen hat, zugunsten des Eindrucks in sich geschlossener "Erinnerungen" verloren, beklagt der Rezensent. Trotzdem von Wert ist ihm das Buch allein wegen des Essays von Heinrich Detering, der darin klug und komplex vor allem die "Ambivalenz" herausstreicht, die die gleichwohl unerschütterliche Freundschaft zwischen Overbeck und Nietzsche prägte, so Lütkehaus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.06.2011

Sehr angetan zeigt sich Johan Schloemann von dieser schönen Ausgabe der Erinnerungen des Theologen Franz Overbeck an Friedrich Nietzsche. Er beschreibt Overbeck als besten und treuesten Freund des Philosophen. Auch schätzt er ihn als umsichtigen Kommentator, der sich gegen jede vulgärpsychologische Deutung von Nietzsches Werk und dessen Wahn wandte. Die Erinnerungen Overbecks werden Nietzsches Bedeutung seines Erachtens vollauf gerecht und bieten zudem eine Reihe von auch kritischen Einsichten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.04.2011

Rudolf Walter lobt es als Verdienst des Berenberg Verlags, dass er jetzt eine Ausgabe von Franz Overbecks "Erinnerungen an Friedrich Nietzsche" für ein breites Lesepublikum wieder greifbar macht. Der Rezensent würdigt Overbeck als einen der ersten, der sich eingehend mit Nietzsches Werk auseinandersetzte, und der sich bei aller Freundschaft und Bewunderung des Philosophen nie als "Adept " verstand. Der Theologieprofessor lebte von 1870-1875 mit Nietzsche zusammen in Basel und war ihm lebenslang verbunden, lässt Walther wissen. Ihn beeindruckt das Buch, das erst nach dem Tod Overbecks erscheinen durfte, durch seinen klaren Blick nicht nur auf die Krankheit, sondern auch auf das "Subversive in Nietzsches Denken".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2011

In einer nicht immer ganz leicht zu lesenden Kritik, schildert Henning Ritter die Aufzeichnungen Franz Overbecks zu Nietzsche als das Dokument einer radikalen Prüfung des Verhältnisses, das Overbeck zu seinem Freund hatte. Dabei spare Overbeck durchaus nicht mit Kritik an Nietzsche, er spreche ihm sogar eigentliche Größe ab und kritisiere seine Philosophie. Was nach Ritter für Overbeck bleibt, ist auch bei Nietzsche: "rücksichtslose Selbstanalyse", die für Overbeck am Ende auch in Nietzsches Wahnsinn führte. Ritter legt die komplizierte Editionsgeschichte der "Erinnerungen" dar - Overbeck konnte den Text nicht selbst vollenden und musste dies seinem Schüler Carl Albrecht Bernoulli überlassen. In einer kritischen Ausgabe wären die Erinnerungen zugleich disparater, aber auch umfangreicher. Auf die vorliegende Ausgabe geht Ritter nicht näher ein, auch über Heinrich Deterings Vorwort sagt er nichts.
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