Friedrich Lenger

Der Preis der Welt

Eine Globalgeschichte des Kapitalismus
Cover: Der Preis der Welt
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406808340
Gebunden, 669 Seiten, 38 EUR

Klappentext

Der Kapitalismus hat in den letzten 500 Jahren eine Welt hervorgebracht, die ökonomisch hochgradig verflochten ist und zugleich hochgradig asymmetrisch. In seiner Globalgeschichte des Kapitalismus schildert der Historiker Friedrich Lenger diese Entwicklungen, die von den Indigenen Amerikas bis zu den bengalischen Seidenwebern niemanden unberührt ließen. Diese Geschichte handelt von wachsendem Wohlstand und krasser Armut, von Unfreiheit und Gewalt und der Gefährdung unseres Planeten, für die wir heute den Preis zahlen. Bestechend luzide und mit stupenden Kenntnissen erzählt Friedrich Lenger in diesem Buch vom globalen Siegeszug des Kapitalismus. Er erklärt seine Dynamik, die immer nur von außen begrenzt wurde, seine Krisen und die Ungleichheiten, die er in den vergangenen 500 Jahren produziert hat. Dazu gehören auch der ungleiche Verbrauch fossiler Ressourcen sowie Umweltzerstörungen, die in den Regionen dieser Welt sehr unterschiedlich zu spüren sind. Und so gleichgültig sich Handels- und Industriekapitalisten gegenüber der Natur erwiesen, so gleichgültig waren sie gegenüber menschlichem Leid. Millionen von Sklaven, die bis tief ins 19. Jahrhundert hinein auf den Plantagen Amerikas arbeiteten, sind nur ein Beispiel für die Vereinbarkeit von unfreier Arbeit und kapitalistischer Wirtschaft.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.01.2024

Ein überzeugendes Buch über die Verflechtungen des kapitalistischen Systems mit der Klimakrise liest Rezensent Ingo Arend mit diesem Band des Gießener Professors Friedrich Lenger: Während Greta Thunberg beispielsweise eine schnellstmögliche Abschaffung des Kapitalismus fordere, mache Lenger klar, dass das so einfach nicht geht. Er beginnt mit seiner Geschichte dieses Wirtschaftssystems schon im 13. Jahrhundert und macht über die Linien von Vasco da Gama, industrieller Revolution und Imperialismus für Arend deutlich, wie sich die heutige Situation entwickeln konnte. "Akribisch und umfassend" ist diese wenig positive Bilanz, die dem Kritiker aber deutlich macht, wie entscheidend "Zwang und Gewalt" für Entwicklung und Fortbestand des Kapitalismus sind - er kann die Lektüre nur empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.01.2024

Rezensent Claus Leggewie ist begeistert: So ausführlich und kenntnisreich hat er die Globalgeschichte des Kapitalismus bisher noch nicht erklärt bekommen: in einer gelungenen Mischung aus systemischer Analyse und anschaulichen Fallstudien. Geschickt zeige Lenger, die Probleme einseitiger Darstellungen der Dynamiken der Marktwirtschaft von Marx bis Schumpeter auf und betone außerdem die Verbindung zwischen Kapitalismus und Naturzerstörung, die mit global ungleich verteiltem Wohlstand einher gehe. Lenger zeichnet sechs Stadien der Entwicklung des globalen Kapitalismus nach, so Leggewie, die Geschichte setzt um 1400 mit europäischen Handelskapitalisten an und endet im Neoliberalismus. Die dazwischenliegenden Phasen installieren unter anderem ein ökonomisches Ungleichgewicht zwischen (globalem) Süden und (globalem) Norden, was unter anderem mit dem Sklavenhandel zu tun hat, dessen Rolle Lenger laut Rezensent differenziert bewertet: Als alleiniger take-off-Punkt des Kapitalismus habe er wohl nicht gedient, aber gleichzeitig sei die Dynamik der kapitalistischen Entwicklung ohne ihn kaum erklärbar. Optimistisch stimmt das Buch Leggewie keineswegs, dem Ausweg eines grünen Kapitalismus gibt Lenger wenig Chancen, andere historische Alternativen wie der Sozialismus sind gescheitert, beziehungsweise vom Kapitalismus erfolgreich integriert worden, um die Zukunft der Demokratie sieht es schlecht aus. Dennoch, wenn man überhaupt an eine bessere Zukunft glauben will, sollte man erst einmal Bescheid wissen und deshalb Bücher wie dieses lesen, empfiehlt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2023

Rezensent Kim Christian Priemel lobt die eingehende Quellendiskussion in dieser eher pessimistischen Globalgeschichte des Kapitalismus von Friedrich Lenger. Auch was die Breite und die terminologische Schärfe der Darstellung angeht, ist Priemel des Lobes voll, wenngleich er durchaus Leerstellen erkennt (z.B. den US-Einfluss auf die Wirtschaften Zentralamerikas). Insgesamt findet er Lengers den Handelskapitalismus als Konstante vorstellenden Ansatz plausibel und ertragreich, etwa wenn der Autor das Ineinandergreifen von Sklavenarbeit und Maschinisierung auf den Zuckerplantagen des 17. Jahrhunderts schildert.
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