Gerhard Paul

Bilder einer Diktatur

Zur Visual History des Dritten Reiches
Cover: Bilder einer Diktatur
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835336070
Gebunden, 528 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Überraschende und ungewöhnliche Einblicke in die Bilderwelten des Nationalsozialismus.Außergewöhnliche Perspektiven auf das Dritte Reich: Bilder von Bedrohten, Verfolgten, Besetzten, Verschleppten - und Tätern. Bilder aus der NS-Zeit begegnen uns immer noch häufig. Viele davon entstammen der nationalsozialistischen Propaganda und vermitteln einen einseitigen Blick. Gerhard Paul - Begründer einer Visual History im deutschsprachigen Raum - fächert das Spektrum der Bilderwelten in der NS-Zeit neu auf. In "Bilder einer Diktatur" stellt er offizielle Aufnahmen des Regimes neben weniger bekannte und bisher völlig unbekannte. Sie zeigen Geschehnisse auf Straßen und Plätzen ebenso wie in Lagern oder Gefängnissen, in privaten Räumen oder Verstecken. Viele bieten überraschende Entdeckungen, und oftmals erweist sich ihre Nachkriegsgeschichte als ebenso spannend wie ihre zeitgenössische Wahrnehmung. Trotz der strengen Kontrolle der Nationalsozialisten entfalteten viele der Bilder eine Wirkung, die den Absichten des Regimes zuwiderliefen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2020

Für den Rezensenten Niklas Zimmermann setzt Gerhard Paul mit seinem "Visual Turn" Maßstäbe in der Geschichtswissenschaft. Wie Paul die Vielfalt der Bildproduktion und -rezeption im NS-Staat dokumentiert und untersucht, findet Zimmermann augenöffnend. Wenn der Autor etwa die Entwicklung von Körpermetaphern oder die Gleichsetzung von Juden mit Ungeziefer anhand des historischen Bildmaterials analysiert, löst das bei Zimmermann Verstörung aus, führt aber auch zu Erkenntnissen, indem Produktions- und Rezeptionsbedingungen der Bilder duetlich werden. Auch ohne roten Faden gewährt das Buch mit seinen Einzelstudien dem Rezensenten allerhand Einsichten.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.05.2020

Unser Bild von der Nazizeit wird bis heute vielfach von den Nazis selbst geprägt. Darauf hinzuweisen ist laut Rezensent Carsten Hueck ein eminentes Verdienst dieses Bandes des Historiker Gerhard Paul. Denn viele Bilder in Schulbüchern und historischen Werken, die sich in unsere Erinnerung eingebrannt haben und die heute mit trügerischer Neutralität historische Kontexte illustrieren sollen, waren ursprünglich Propagandabilder der Nazis. Um so wichtiger dieser Band, so Hueck, der anhand von 42 Schlüsselbildern endlich die Kontexte herstelle. Vom Umfang und Gewicht des Bandes sollten sich die Leser dabei nicht abschrecken lassen, so Hueck, denn der Autor wende sich durchaus auch an ein breites Publikum und präsentiere hier wahrhaftig so etwas wie eine "aufklärende Schule des Sehens". Der Rezensent hat hier nochmals gelernt, das Bilder eine "Realität generieren". Um so dringlicher die Reflexion in diesem kontaminierten Kontext.