Giorgio Chiesura

Hingabe

Roman
Cover: Hingabe
Secession Verlag, Zürich 2015
ISBN 9783905951301
Gebunden, 220 Seiten, 23,95 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Monika Lustig. Italien, Kriegsende 1945. Ein jüdischer Kapo kehrt aus dem KZ zurück auf das riesige, im Veneto gelegene Gut seiner Familie. In der Annahme, die Familie sei im Krieg ausgelöscht worden, haben die Verwalter und Pächter sich die Ländereien angeeignet. Der einzige Heimkehrer vertreibt sie und führt fortan ein Leben in absoluter Isolation. Die furchtbare Schuld, die er auf sich geladen hat, verbietet ihm, sich je wieder liebend einem Menschen, seinem Fleisch, seinem Körper zu nähern. Eros und Schuld sind eine innige Verbindung eingegangen. Eines Tages erscheint eine verschlagene Alte, bietet ihm ihre blutjunge Enkeltochter feil und wird von nun an jeden Monat kommen, den Lohn für deren Dienste einzufordern. Tonia, seine Schuld ahnend, beginnt sich ihm hinzugeben…

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.2016

Auch mit dem größten Wohlwollen vermag Christiane Pöhlmann Giorgio Chiesuras Roman nur als fragwürdig einzustufen. Die Geschichte um einen ehemaligen italienischen KZ-Häftling, der versucht, sein Trauma mittels erotischer Ersatzhandlungen zu verarbeiten, findet Pöhlmann tendenziell frauenverachtend und pädophil, in jedem Fall aber anstrengend. Dem Autor bei einer metaphorischen Ausdeutung von Story und Motiven zu folgen, scheint ihr nicht gelingen zu wollen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.11.2015

In "Hingabe" erzählt Giorgio Chiesura von einem italienischen Juden, der in einem Konzentrationslager der Nazis als Kapo der Vernichtung tausender Menschen zusah, selbst aber überlebte, berichtet Ronald Düker. Zurück in der Heimat kaufe er ein vierzehnjähriges Mädchen, mit dem er sich in eine unheilvolle Beziehung voller verschrobener Begierden verstrickt. Der Roman, der erstmals 1990 erschienen war, musste gekürzt werden, weil Primo Levis Witwe sich dessen Nennung in einer Rahmengeschichte verbat, weiß der Rezensent - der Rahmen fehle also auch in der deutschen Übersetzung. Eine so düster-erotische Geschichte vor dem Hintergrund des Holocausts mag eine Zumutung sein, gesteht Düker, aber diese hier ist eine großartige, die sich an "die Schrecken des Überlebens" herantraut, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.07.2015

Alles andere als lustvoll begeht Samuel Moser die Lektüre von Giorgio Chiesura Skandalroman, hier in der gekürzten deutschen Fassung von Monika Lustig. Ein alternder Held zwischen Passion und Hingabe, eine traumatisierte Figur, deren Befreiung von den eigenen Verbrechen im KZ laut Moser vom Autor nicht in ihrer ganzen Wirkung entwickelt wird, leider, wie Moser findet. Was kathartisch hätte sein können, wird banal, meint er. Dass er den Text, der für ihn etwas von Märchen, Beichte und Enwicklungsroman hat, nicht erotisch findet, liegt laut Moser an der Schamlosigkeit des Autors im Umgang mit der Figur.
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