Günther Jikeli

Antisemitismus und Diskriminierungswahrnehmungen junger Muslime in Europa

Cover: Antisemitismus und Diskriminierungswahrnehmungen junger Muslime in Europa
Klartext Verlag, Essen 2012
ISBN 9783837501650
Kartoniert, 342 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Es gibt einen spezifisch muslimischen Antisemitismus in Europa. Dieser kann latent, aber auch massiv und aggressiv geäußert werden und stellt eine Gefahr für Juden dar. Günther Jikeli weist nach, dass sich der Antisemitismus muslimischer Jugendlicher weder durch Diskriminierungserfahrungen erklären noch auf "Israelkritik" oder Antizionismus reduzieren lässt. Der Autor hat muslimische, männliche Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu ihren Diskriminierungserfahrungen, Identitäten und Einstellungen zu Juden befragt. Diskriminierungen werden in den Ländern unterschiedlich empfunden, wie sich auch die Identifikation als Deutscher, Franzose bzw. Brite unterscheidet. Die ablehnende Haltung gegenüber Juden ist hingegen länderübergreifend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.07.2013

Wenn es um Antisemitismus unter Muslimen geht, arbeiten Universitäten und Sicherheitsbehörden gerne zusammen, und häufig wird muslimischen Jugendlichen eine antisemitische Einstellung zugeschrieben, berichtet Joseph Croitoru. Diese Urteile basieren allerdings selten auf empirischer Forschung, lernt der Rezensent in Günther Jikelis Buch "Antisemitismus und Diskriminierungswahrnehmungen junger Muslime in Europa", mit dem der Soziologe genau dieser fehlenden empirischen Grundlage abhelfen möchte. Zu diesem Zweck hat er insgesamt einhundertsiebzehn Jugendliche in Berlin, London und Paris interviewt und zu ihren Ansichten über Juden befragt, wobei ein großer Teil der Jugendlichen tatsächlich entweder "klassische Vorurteile" vertrat, Israels Behandlung der Palästinenser anführte, oder unbegründet eine Abneigung gegen Juden äußerte, fasst Croitoru zusammen. Problematisch findet der Rezensent die kleine Dimension von Jikelis Befragungen, repräsentative Aussagen lassen sich in diesem Maßstab kaum treffen, warnt Croitoru. Da ist noch einiges an Forschung nötig, findet er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.01.2013

Alarmiert hat Uwe Neumärker diese Studie zur Kenntnis genommen, die in Deutschland, Frankreich und Großbritannien den Antisemitismus junger Muslime untersucht. Zunächst hat den Rezensenten überrascht, wie wichtig die Judenfeinschaft für die Identitätsbildung in diesen Gruppen trotz aller Unterschiede ist: Denn britische Muslime fühlen sich britisch, französische Muslime wollen Franzosen sein, werden aber nicht als solche anerkennt, deutsche Muslime definieren sich gerade in Abgrenzung zu den Deutschen. Der Antisemitismus äußert sich jedoch in allen drei Ländern gleich und bezieht sich auf Stereotypen vom internationalen Finanzkapital, auf Verschwörungstheorien und Hass auf Israel. Erstaunt hat Neumärker, der immer wieder betont, dass dies kein muslimisches Problem ist, welche Rolle der Antisemitismus für die Gemeinschaftsbildung spielt und wie wenig er hinterfragt wird. Abschließend bemerkt er, dass Judenhass nicht im Islam verankert sei, wohl aber im Islamismus.
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