Hans-Joachim Becker

Von der konfessionellen Militärstatistik zur "Judenzählung" (1916)

Eine Neubewertung
Cover: Von der konfessionellen Militärstatistik zur "Judenzählung" (1916)
Traugott Bautz Verlag, Nordhausen 2016
ISBN 9783959481885
kartoniert, 588 Seiten, 65,00 EUR

Klappentext

Vor rund 100 Jahren, am 11. Oktober 1916, erging aufgrund von Klagen antisemitischer Organisationen, die sich als besorgte Bürger tarnten, vom Preußischen Kriegsministerium (KM) ein Erlass, den jüdischen Kriegsbeitrag an der Front, in der Etappe und in der Heimat statistisch zu erfassen. Diese Konfessionelle Militärstatistik hatte bald den pejorativen Spitznamen "Judenzählung" weg und wird heute gemeinhin als antisemitische Maßnahme einer auch entsprechend gesonnenen Militärführung angesehen. Eine genauere Untersuchung zeigt jedoch, dass deren Wirkung zwar vielfach eine antisemitische war und jüdische Soldaten sich zu Recht davon betroffen fühlten, dass deren Intention jedoch eine andere war: Die Antisemiten hatten eigene Statistiken und die jüdischen Organisationen (zur eigenen Verteidigung) desgleichen. Um auf die Beschuldigungen und Behauptungen der einen oder anderen Seite nicht mit den Statistiken der jeweiligen Gegenseite antworten zu müssen, wollte das KM zu eigenen kommen. Das war der Grund für den Oktober-Erlass von 1916. Die jüdische Publizistik, jüdische Organisationen und Reichstagsabgeordnete kritisierten ihn zwar zu Recht, aber kaum einer mutmaßte dahinter eine antisemitische Intention. Wenn heute kritisiert wird, dass damals die Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, so wird übersehen, dass seinerzeit es praktisch ausschließlich Antisemiten waren, die diese Forderung erhoben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.06.2018

Für Michael Epkenhans ist Hans-Joachim Beckers Studie über die "Judenzählung" in der deutschen Armee keine Neubewertung zum Thema. Zwar kann der Verfasser laut Rezensent viele neue Quellen vorlegen, wertet sie aber nicht sachlich aus, sondern behandelt sie emotional, unter Verwendung von Auslassungen und Invektiven gegen Historiker und Journalisten und mit moralisierenden Urteilen. Epkenhans stellt fest, dass der Autor einem überholten Preußen-Bild nachhängt, einer allzu positiven Einschätzung Hindenburgs. Seine These, dass der Antisemitismus im Kaiserreich vor 1914 an Boden verloren habe, kann der Autor dem Rezensenten nicht schlüssig vermitteln.
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