Harro von Senger (Hg.)

Die List

Cover: Die List
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783518120392
Kartoniert, 499 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Der Duden präsentiert zwei Definitionen des Wortes "List", eine enge und eine weite. Die enge Definition: Mittel, mit deren Hilfe man, andere täuschend, etwas zu erreichen sucht, was man auf normalem Wege nicht erreichen könnte. Die weite Definition: Mittel, mit deren Hilfe man etwas zu erreichen sucht, was man auf normalem Wege nicht erreichen könnte. Welche Formen und Arten der List es gibt, worin ihre gesellschaftliche und politische Bedeutung besteht, wird in den 21 Beiträgen dieses Bandes in umfassender interkultureller und interdiziplinärer Weise untersucht. Inhaltlich spannt sich der Bogen von der List im alten Hellas, in China, Indien, im islamischen Recht über die christliche Theologie, die westliche Jurisprudenz, die altskandinavische und deutsche Literatur, Zeugnisse aus dem Mittelalter, der Philosophie, Rhetorik und Politik bis hin zur List in der Psychologie, Verhaltensbiologie des Kindes und den "Listen" des Aidsvirus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2000

Täuschungsmanöver als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung: dazu entwickelte der Sinologe Harro von Senger 1995/6 eine interdisziplinäre Ringvorlesung in Freiburg. Die in diesem Rahmen gehaltenen Vorträge von ?Politikwissenschaftlern, Theologen, Sprachwissenschaftlern, Biologen und Psychologen? sind hier gesammelt, und haben Antje Weber, wie es scheint, von Sinn und Ernsthaftigkeit eines solchen Unternehmens durchaus überzeugt. Sie leitet ihre Besprechung ein mit einer schönen Anekdote vom China-Besuch des damaligen deutschen Außenministers Töpfer. Auf seine Mahnung, doch die Menschenrechte zu respektieren, sagte Li Peng: ?Wäre Deutschland bereit, zehn bis 15 Millionen Chinesen jährlich aufzunehmen und für sie zu sorgen?? Daraufhin war Töpfer ?baff, verstummte?. Um eine größere Aufmerksamkeit für eine Kultur von Listen wie dieser geht es in dem Band, und man hat dafür eifrig Beispiele aus der Literatur, - ?Reinike Fuchs?, ?Der brave Soldat Schweijk? - und diverse Täuschungsmanöver aus der Tier-, Pflanzen- und Menschenwelt herbeizitiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.02.2000

Was meint er bloß? Ludger Lütkehaus referiert in seiner Kritik kurz, worum es in dem Band geht: Es soll bewiesen werden, dass die List, die bei den Chinesen ein Teil der Weisheit ist, im Westen ganz ungerechtfertigt einen schlechten Klang hat. Dann zählt Lütkehaus eine Reihe von Beispielen auf, die zeigen, dass auch der Westen berühmte listige Ahnen aufzuweisen hat: etwa Odysseus oder Hegel ("List der Vernunft") oder Schopenhauer, der in seiner "Eristischen Dialektik" 38 listige Kunstgriffe empfiehlt, wie man in einer Debatte recht behält. Ob diese Beispiele aber auch in dem rezensierten Band vorkommen oder Lütkehaus sie gegen die Autoren ins Feld führt, bleibt leider unklar.