Heiner Müller

Heiner Müller: Werke 11

Gespräche 2. 1987-1991
Cover: Heiner Müller: Werke 11
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518420416
Gebunden, 997 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Frank Hörnigk unter Mitarbeit von Kristin Schulz, Ludwig Haugk, Christian Hippe und Ingo Way. Nach den Gedichten, der Prosa, den Stücken, Schriften und der Autobiographie - basierend auf intensiven Gesprächen im Jahre 1991 - erscheinen zum Abschluß der Ausgabe Heiner Müllers in drei Bänden insgesamt 175 Interviews / Gespräche aus drei Jahrzehnten. In ihrer chronologischen Abfolge bezeugen sie zudem ihre zunehmende Bedeutung als Spielformen Müllers im Umgang mit den neuen Medien. Müller wird in den letzten zehn Jahren seines Lebens so selbst zum Medienereignis, er wird als Interviewpartner gesucht - und er läßt sich mehr als je zuvor auf diese Form des Gesprächsangebots im Sinne der in ihm liegenden Produktionsmöglichkeit, aber auch der Chance zur Subversivität gegen die Erwartungsmuster und Rollenklischees der Mediengesellschaft ein. Sie liefert ihm Gründe zu denken und zu formulieren, zu kritisieren - und sich immer wieder neu zu bestimmen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2009

Alexander Cammann hat sich durch die auf 3000 Seiten verteilten 175 Gespräche mit Heiner Müller aus der Zeit von 1965 bis 1995 gearbeitet und festgestellt: Einer wie Müller fehlt heute ungemein. Nicht unbedingt als Dramatiker, aber als Kommentator. So gern Cammann Müller auch heute das Wort erteilen würde, so viel Historisches aus dem Theater und aus Müllers Hausgötterolymp begegnet dem Rezensenten hier. Bekanntes und weniger Bekanntes aus dem Nachlass, das laut Cammann eine bessere Kommentierung verdient hätte. Die schiere Masse der versammelten Gespräche aus Müllers letzten Lebensjahren lässt Cammann schließlich Schlüsse auf das Werk ziehen. Ihm erscheint sie als Ausdruck einer Schaffenskrise und Fluchtort zugleich.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.01.2009

In einer sehr ausführlichen Besprechung stellt Stephan Schlak drei jeweils fast tausend Seiten umfassende Bände mit Gesprächen Heiner Müllers vor, die den Abschluss seiner Werkausgabe bilden. Schalk betont die Bedeutung des Gesprächs als eigene Kunstform bei Müller, die in ihrer "epischen" Ausführlichkeit beinahe ein ästhetisches Gegen- oder Ergänzungsprogramm zur "kristallinen Erzählstruktur" seiner Stücke böten. Er verweist auch auf unterschiedliche Funktionen, die die Gespräche im Lauf der Zeit für Müller hatten: Erfüllten sie anfangs eine Kommentarfunktion zu seinen Stücken, die sie auch gegen Angriffe der Kulturfunktionäre verteidigen sollten und zu einem Ort des Taktierens und der Masken in einer Verhörsituation werden konnten, so gerieten sie seit den 80er Jahren immer mehr ins eigentliche Zentrum seiner Produktivität und schienen schließlich in ihrer Bezogenheit auf die Ruinen Europas und die Schrecken des 20. Jahrhunderts seine Ratlosigkeit zu "überdröhnen", insofern Müller zur friedlichen Revolution und der Gegenwart der 90er Jahre wenig Neues zu sagen gewusst habe. Inhaltlich zeichne sich Müller vor allem in den 80er Jahren durch große "historische Unbefangenheit" und "innere Freiheit" aus, als er nicht nur einen Abgesang auf den sozialistischen Block geschaffen habe, sondern mit Lektüren von Carl Schmitt und Ernst Jünger auch noch die westlich-linke Diskurspolizei provozieren konnte.