Samuel Beckett

Was bleibt, wenn die Schreie enden?

Briefe 1966-1989
Cover: Was bleibt, wenn die Schreie enden?
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428375
Gebunden, 1008 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Chris Hirte. Dieser Band beschließt die vierbändige Ausgabe der Briefe Samuel Becketts. Er enthält Briefe aus den letzten 23 Lebensjahren, in denen sich das Werk des seit "Warten auf Godot" (1953) berühmten Autors weiter entfaltet. 1969 erhält Beckett den Nobelpreis - und flieht nach Tunesien. Aus der Lawine der Glückwünsche und sonstigen Zuschriften kann er, der gewissenhafte Korrespondent, sich kaum befreien. Immer wieder, zum Beispiel zu den Geburtstagen, wird er in dieser Weise verschütt gehen, sich beklagen und aufs Neue berappeln. Denn weiterhin drängen Texte ans Licht. Zahlreiche Theater- und Fernsehstücke entstehen ebenso wie Prosa, so die Trilogie "Gesellschaft", "Schlecht gesehen schlecht gesagt" und "Aufs Schlimmste zu".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.04.2019

In Samuel Becketts Briefen lernt Rezensent Friedhelm Rathjen den Autor als glücklichen Verzweifelten kennen. Dass sich Beckett in seiner Korrespondenz beständig kleiner macht, als er ist, bezeugt der Abschlussband der vierbändigen Briefausgabe laut Rezensent auf fast penetrante Weise. Wie schön, dass auf jede Klage doch immer wieder eine neue literarische Idee folgt, meint Rathjen. Becketts ästhetische Strenge und sein Pflichtethos treten für ihn hier gleichfalls zutage. Für Rathjen eine durchweg faszinierende Lektüre, nicht zuletzt auch, da jeder Satz mit dem Werk zu tun hat, wie er schreibt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.04.2019

Als Schriftsteller, der sich selbst als Scheiternder verstand, stellt uns Peter Kümmel den Briefeschreiber Beckett vor. Nichts, das über die Bedeutung für sein Werk herausragte, durften seine Herausgeber in die Werkausgabe - davon alleine vier Bände Briefe - aufnehmen, so hat es der Autor frühzeitig verfügt. Deshalb gibt es hier keinen Tratsch, keine Klagen, keine Angeberei zu besichtigen. Es bleiben Mitteilungen der nüchternen Art, Beschreibungen von Zusammenarbeit mit Schauspielern und Regisseuren, von  Spaziergängen in Straßen und Parks, der Gang in die Kneipe am Abend - in den 1960er und 1970er Jahren häufig in Berlin und Stuttgart. Sie bringen in manchen Abschnitten "Glanz, Elend und Komik eines gepeinigten Genies" zusammen, so der Rezensent. Als Beispiel zitiert er einige in wenigen Tagen aufeinander folgenden Briefmitteilungen über Zahnprothesenverlust und Erhalt des Nobelpreises. Kümmel ist beeindruckt und angerührt von der klugen und niederschmetternden Lakonie Becketts: Eine Interviewanfrage vom Kollegen Federman beantwortet er 1980 mit der kurzen und höflichen Bemerkung "No views to inter. Forgive." Erwähnt wird Becketts Hilfsbereitschaft, die sich immer wieder in fast wie nebenbei gemachten Geldgeschenken an darbende Freunde äußert. Auch dies taugt bei Beckett, so verstehen wir, nicht zum Tratsch, ist 'nur' die alltägliche Großzügigkeit eines grundsätzlich von seinem Scheitern überzeugten Mannes.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.02.2019

Martin Grzimek verneigt sich in Ehrfurcht vor der Übersetzung- und Herausgeberleistung von George Craig und Chris Hirte. Die Masse von Samuel Becketts Briefen aus den Jahren 1966-1989 derart sorgfältig und übersichtlich zu präsentieren, hält er für eine Meisterleistung. Für den Leser ist das ein zur Lektüre von Becketts Werk anregendes Ereignis, findet Grzimek, schon da die veröffentlichten Briefe dem Wunsch des Autors folgend ausschließlich um das Werk kreisen, Privates praktisch nicht vorkommt und Becketts höfliche Lakonie auch seine Korrespondenz prägt. Tages- und Arbeitsprotokolle, Konkretes zu Becketts Theaterarbeit, Musik und Literatur bestimmen die Texte, so Grzimek.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2019

Rezensent Simon Strauß empfiehlt die Lektüre von Samuel Becketts "letzten" Briefen trotz aller Schwere und Schwärze, die von Anbeginn aus ihnen spricht. Nichts großartig Nennenswertes zur Politik, Zeitgeschichte, Kollegen, erst recht keine Liebespost kommt vor, meint er, bloß Arbeit, Arbeit, Arbeit. Technische Erläuterungen zur Prosa und zur Inszenierungspraxis prägen die Korrespondenz, stellt Strauß fest. Mit der Auswahl entsprechen die Herausgeber Becketts Wunsch, nur Briefe zu veröffentlichen, die sein Werk betreffen, erklärt er.
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