Heinz Helle

Wellen

Roman
Cover: Wellen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518430774
Gebunden, 284 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Zum zweiten Mal ist er Vater geworden. In der einen Nacht will und will die kleine Tochter nicht aufhören zu schreien, und in der nächsten fragt er sich, ob sie noch atmet. Am Tag findet er sich zwischen Windeln und Fläschchen und dem Playmobil des ersten Kindes wieder. Und während seine Frau die Hauptverdienerin ist, träumt er von einem Leben in einem großen Haus am Meer oder von Sex mit anderen. Er ist überfordert als Vater, verunsichert als Mann. Wieso fällt es ihm so schwer, sich in seine Rolle einzufügen? Und welche dunklen Seiten hat sein Mann-Sein, welches Potenzial an Wut und Gewalt schlummert in ihm? Mit seinem Kind im Arm sucht er nach Antworten und findet Momente der Liebe, der Nähe und des Glücks. "Wellen" ist ein Roman über das Auf und Ab im Alltag eines jungen Vaters, eine Auseinandersetzung mit dem Wunder des Lebens und der Liebe zum eigenen Kind. Er erzählt von einem modernen, um Gleichberechtigung bemühten Mann in einer Gesellschaft, in der immer noch alte Ideale und Geschlechterverhältnisse vorherrschen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2022

Rezensent Ekkehard Knörer erlebt mit den Büchern von Julia Weber ("Die Vermengung") und Heinz Helle ("Wellen"), wie die Autofiktion eine weitere Dimension erhält. Die beiden Schriftsteller sind ein Paar, sie haben zusammen Kinder bekommen und erzählen in ihren jeweiligen Büchern von ihrem gemeinsamen Leben. Man kann die beiden als Romane ausgewiesenen Bücher sehr gut unabhängig voneinander lesen, findet Knörer, es seien kluge Selbstbeobachtungen, mal mehr, mal weniger fiktionalisiert. Aber interessanter noch erscheint ihm, sie als "literarische Parallelaktion" zu verstehen und nachzuvollziehen, wie aus dem Du in dem einen Roman ein Ich im anderen wird und umgekehrt. Ausgesprochen raffiniert ist für Knörer dann die "doppelte Belichtung" einer Erfahrung, in der sich wiederum Leben und Schreiben vermengen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2022

Rezensentin Meredith Haaf besucht das Ehepaar Julia Weber und Heinz Helle in Zürich, um mit den beiden Schriftstellern über Familienleben, Doppelbelastung, Isolation und Kinderbetreuung während der Pandemie zu plaudern. Denn genau darum geht es in den autofiktionalen Romanen, die das Paar unabhängig voneinander vorgelegt hat. Und doch ergänzen die Bücher einander, erkennt die Kritikerin, die hier aus zwei Perspektiven von Freiheit, Zwang, Gleichberechtigung und deren Grenzen liest. Weber und Helle lassen ihre nahe an den Autoren angelegten Ich-Erzähler sehr persönlich von Schreibkrisen, Überforderung und Zweifeln berichten,  fährt Haaf fort, die sich vor allem von Helles tackernden Sätzen fasziniert in die "männliche Intimsphäre" führen lässt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.09.2022

Rezensentin Wiebke Porombka erkennt mit jedem neuen Buch von Heinz Helle den Zusammenhang zwischen seiner Biografie und seiner Literatur deutlicher - so auch mit seinem neuen Roman "Wellen". Der 1978 geborene Autor beschreibt darin vor dem Hintergrund des ersten Pandemie-Jahres von dem abwechselnd prosaisch und existenziell denkenden Ich-Erzähler, einem zum zweiten Mal Vater gewordenen Autor, der sich vermehrt mit der deutschen Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt und daneben die Tätigkeiten seines Alltags, darunter das Pflegen des Haushalts und das Kümmern um die Kinder protokolliert, erklärt Porombka. Man könne dieses Buch sicherlich als einen Prototyp der Autofiktion betrachten, doch der Rezensentin zufolge ist es viel eher eine sensible, tiefsinnige und berührende Reflexion über Vaterschaft, Rollenmodelle und Liebe, die trotz der erzählten Unruhe mit langen, musikalischen Sätzen Harmonie stiftet. Hier wird Unglück mit sprachlichen "Wellen"-Bewegungen in einen glücksähnlichen Zustand verwandelt, schließt Porombka.
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