Helga Bürster

Als wir an Wunder glaubten

Roman
Cover: Als wir an Wunder glaubten
Insel Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783458643883
Gebunden, 285 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Ende der 1940er Jahre: Der Krieg ist endlich vorbei - doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum in ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Die alten Gewissheiten haben sich als falsch erwiesen, alles, woran man glauben und woran man sich festhalten konnte, taugt ebenso wenig als sicherer Grund wie das Moor. Wanderprediger verkünden den nahenden Weltuntergang und versprechen zugleich Heilung und Erlösung. Die elfjährige Betty Abels und ihre Mutter Edith kommen gerade so über die Runden. Der Vater ist im Krieg geblieben. Als Betty eines Nachts verschwindet und ihr Freund Willi grün und blau geschlagen im Ort auftaucht, gibt es nur eine Erklärung: Da sind Hexen am Werk. Und wer könnte es wohl eher gewesen sein als die hübsche Edith, die sich zu fein ist für die Männer, die noch übrig sind? Betty und Edith wird zunehmend das Leben schwergemacht. Doch während das Gerede über Hexen immer lauter wird, rückt mit der Trockenlegung des Moors der Fortschritt heran und verspricht den Menschen in Unnenmoor einen Neuanfang …Helga Bürsters neuer Roman taucht atmosphärisch und intensiv in die Zeit der Verlorenheit nach dem Zweiten Weltkrieg ein und erzählt von Menschen, denen die Orientierung abhandengekommen ist, und von ihrer Sehnsucht nach einem Leben ohne die Schatten der Vergangenheit.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.10.2023

Gern liest Rezensent Oliver Pfohlmann Helga Bürsters Roman, der den um sich greifenden Okkultismus im Deutschland der ersten Nachkriegsjahre fiktional verarbeitet. Die Handlung ist vier Jahre nach Kriegsende in einem ostfriesischen Dorf angesiedelt, die Hauptfigur ist ein rothaariges Mädchen, das für eine Hexe gehalten wird, während eine ihrer Freundinnen aus dem weit verbreiteten Aberglauben Profit zu schlagen versteht, lesen wir. Gut recherchiert ist das alles, lobt Pfohlmann, die Geschichte basiert auf realen Vorbildern und zeigt auf, dass die Wende zum Okkultismus viel mit dem Verlust an Sicherheit durch das Ende des NS-Regimes zu tun hatte. Sprachlich reißt das Buch keine Bäume aus, gesteht der Rezensent, aber als Aufarbeitung einer wenig erinnerten historischen Epoche ist es für ihn unbedingt lesenswert.