Herfried Münkler

Marx, Wagner, Nietzsche

Welt im Umbruch
Cover: Marx, Wagner, Nietzsche
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783737101059
Gebunden, 720 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Mit ca. 60 s/w-Abbildungen. Marx, Wagner, Nietzsche - diese drei Denker haben das 19. wie das 20. Jahrhundert tief beeinflusst. Als Zeitgenossen, die sich wechselseitig mit Verehrung, Ablehnung oder Ignoranz gegenüberstanden, prägten sie eine Zeit von enormer wissenschaftlicher Vielfalt und gesellschaftlicher Dynamik. Ihre Antagonismen und Widersprüche führen ins Herz der deutschen Entwicklung. Herfried Münkler folgt diesen drei faszinierenden Gestalten und ruft damit eine ganze Epoche wach. Er schildert die verblüffenden Parallelen im Leben von Marx und Wagner: die Beteiligung an der 1848er-Revolution, Flucht, Vertreibung und Exil, vielerlei Wirren und dann doch das Schaffen eines überragenden Werkes, die Bildung einer großen Anhängerschaft und die schwierige Verantwortung für das, was diese Anhängerschaft aus den Entwürfen gemacht hat. Nietzsche, der etwas Jüngere, ist dann ein philosophisches Ereignis, wie Marx prägt er Generationen. Alle drei sprengen die Konventionen der bürgerlichen Welt, erschaffen Neues - das aber dann zu einer anderen, unerwarteten Wirklichkeit wird: Das so vielversprechende, reiche deutsche 19. Jahrhundert geht über ins Zeitalter der Extreme, der politischen Katastrophen. - Ein Buch über drei große Denker, die Signatur der modernen Welt und, nicht zuletzt, die Mentalität der Deutschen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.10.2021

Rezensent Cord Aschenbrenner liest mit Gewinn, wie Herfried Münkler mit seinem Buch über Marx, Wagner und Nietzsche die Umbrüche des 19. Jahrhunderts vor Augen führt. Wirklich Neues erfährt er natürlich nicht über die drei Geistesgrößen, aber wie sich hier drei Männer auf je eigene Art gegen die Weltgeschichte stemmen, das führt ihm der Politikwissenschaftler imposant vor Augen. Und wenn Münkler ihre Ideen- und Gedankenwelt, ihre Werk, ihre Lebensumstände, Krankheiten und auch ihren Antisemitismus beleuchtet, stößt der Rezensent auf kluge Einsichten und einleuchtende Interpretationen. Münklers klare Prosa weiß Aschenbrenner dabei ebenso zu goutieren wie seine lakonischen Kommentare.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2021

Rezensent Dieter Thomä ist hellauf begeistert von Herfried Münklers Buch über das Dreigestirn Marx, Wagner, Nietzsche. Auch wenn sich die drei nie wirklich nahegekommen sind, kann der Autor anhand "zentraler Themen" und Ereignisse (Antisemitismus, Fortschritt, "Ring"-Uraufführung etc.) ein Gespräch der drei untereinander entfachen und sie in einem Spiel aus Distanz und Nähe zueinander ins Verhältnis setzen, staunt Thomä. Dass der Autor dabei durch die zensierten Texte zu den Werkentwürfen vorstößt, findet Thomä famos, Münklers "Gedankenreise" scheint ihm gelehrt wie gründlich. Redundanzen und ein gewisser Mangel an Differenzierung bei der Nietzsche-Analyse fallen dem Rezensenten zwar auf, und den Gegenwartsbezug muss er auch selber herstellen, das Buch möchte er dennoch wärmstens weiterempfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.08.2021

Rezensent Arno Orzessek fehlt ein bisschen der Zusammenhang zwischen den drei großen Namen. Immerhin haben die drei voneinander keine oder kaum Kenntnis genommen. Herfried Münklers Buch überzeugt den Rezensenten denn auch weniger in der Zusammenschau von drei Lebens- und Werkgeschichten, über die der informierte Leser auch nichts Neues erfährt, wie Orzessek feststellt, und mehr durch Münklers Kontextualisierung von Problemfeldern: Antisemitismus, Revolution, Antike etwa. Hier glänzt der Autor laut Rezensent durch Ruhe, Gelehrsamkeit, Gründlichkeit. Wirklich bezwingend aber erscheint ihm das Ganze nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.08.2021

Rezensent Johan Schloemann hört Herfried Münkler gern zu. Seine "geistige Offenheit" beweist der Politikwissenschaftler dem Rezensenten pünktlich zu seinem Siebzigsten einmal mehr, wenn er die Jahrhundertgestalten Marx, Wagner und Nietzsche vorstellt. Die Zusammenschau der drei führt zwar zu nichts, räumt Schloemann ein. Dafür entdeckt der Rezensent im Buch viel Interessantes zu Marx als Kapitalismuskritiker, zu klasseninternen Scharmützeln in Wagners Nibelungen oder auch zum "Fall Wagner". Die Vergleiche, die der Autor anstellt, sind jedenfalls stets scharfsinnig, versichert Schloemann. Ein Opernführer mit kenntnisreichen Ausflügen in die politische Ideengeschichte, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.08.2021

Rezensent Alexander Cammann erhofft sich Rat für den Umgang mit den Zeitläufen, wenn Herfried Münkler sich dem Leben und Werk des "Trio infernale" Marx, Wagner und Nietzsche zuwendet. Eine Dreifach-Biografie bekommt er jedenfalls nicht, eine Zentralthese auch nicht. Stattdessen bietet Münkler dem Rezensenten Episodisches, Lebensnahes und Werkanalytisches und präpariert Konstellationen heraus, etwa wenn er Marx' Kritik an Bayreuth dokumentiert und als Eifersucht deutet, die Erfüllungsgehilfen Friedrich Engels, Cosima Wagner und Elisabeth Förster-Nietzsche oder die physischen und psychischen Leiden seines Dreigestirns ins Spiel bringt. Für Cammann birgt das nicht unbedingt immer Neues, doch Münklers Beobachtungen scheinen ihm exakt und überraschend genug. Münkler erweist sich weniger als Autor einer Geniegeschichte denn als Gruppentherapeut des deutschen Geistes, freut sich Cammann.