Hermann Lenz

Neue Zeit

Roman
Cover: Neue Zeit
Insel Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783458175674
Gebunden, 430 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Mit einem Anhang: Briefe von Hermann Lenz und Hanne Lenz 1937-1945. Peter Handke, der den "neben draußen" schreibenden Autor Hermann Lenz in den siebziger Jahren dem Publikum bekannt machte, hielt "Neue Zeit" für "poetischen Geschichtsunterricht". Die "neue Zeit", die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, ist für Hermann Lenz' Alter Ego Eugen Rapp eine Zeit der Ausgrenzung, des äußeren Zwangs. Der Münchner Kunstgeschichtsstudent, schon bald verlobt mit Hanne Trautwein, muss 1940 als Soldat zunächst den "Frankreichfeldzug" mitmachen, danach wird er nach Russland kommandiert. Ihn rettet allein sein stoisches Verhalten: nur das zu tun, was ihm ausdrücklich befohlen wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.04.2013

Pünktlich zu Hermann Lenz' hundertstem Geburtstag ist die Neuausgabe seines Weltkriegs-Romans "Neue Zeit" erschienen, berichtet Rezensent Christopher Schmidt, der dringend die Wiederlektüre empfiehlt. Denn selten hat der Kritiker so eine beeindruckend stille und subversive Schilderung der Erlebnisse an der Front gelesen, wie sie dem zu Unrecht als "provinzieller Traditionalist" verkannten Lenz hier gelinge. Und so folgt Schmidt gebannt Eugen Rapp, dem Alter Ego des Schriftstellers, der sein verträumtes und schöngeistiges Leben in der Schwabinger Studentenbude gegen den Schützengraben eintauschen muss und mit Mörike-Gedichten im Gepäck die archaischen Gewalttaten, Stapel nackter Leichen und "Desaster-Sex" erlebt. Lenz schildere diese Erlebnisse nicht nur mit der Erkenntniskraft einer "stoischen Subjektivität", sondern gewähre auch Einblicke in seine Sorgen um seine spätere Frau Hanne Trautwein, die als Halbjüdin im Straßenbahndepot Tramwagen putzen musste. Dankbar ist der Kritiker auch für die vom Verlag leider etwas "lieblos" ausgewählte Anzahl von Briefen, die diesem Roman beigefügt wurden und den Hass des Autors auf die Nazis noch offenkundiger als im Roman werden lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.02.2013

Wie der ruhige, freundliche alte Herr Lenz zum gefeierten Suhrkamp-Autor wurde, erzählt Jochen Hieber noch einmal für alle, die von Peter Handkes vehementer Fürsprache für den doppelt so alten Autorenkollegen nichts wissen. Aber eigentlich geht es um die Neuauflage von Hermann Lenz' 1975 erschienenem Soldatenroman, den Hieber wegen seiner genauen Darstellung eines der Hauptthemen des Autors so schätzt: der unbedingten Teilhabe auch des introvertiertesten Menschen am Zeitgeschehen, hier: Krieg. Für Hieber legt der Roman das Subversive des Autors offen, indem er Momente zeigt, da gerade das Nicht-Mitmachen Schuld erzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.02.2013

Den "übersehenen" Autor Hermann Lenz bringt uns Rainer Moritz in Erinnerung. Dass der Suhrkamp Verlag die anlässlich des 100. Geburtstags des Autors erscheinende Neuausgabe von Lenz' Soldatenroman "Neue Zeit" nicht mal mit einem Nachwort ziert, kann Moritz zwar nicht verstehen, das Buch aber begrüßt er dennoch. Für Moritz handelt es sich um eines der bedeutendsten deutschsprachigen Bücher über den Zweiten Weltkrieg. Erzählt wird die Zeit zwischen 1937 und 1946 aus Sicht des Frontsoldaten wider Willen Eugen Rapp. Moritz schätzt vor allem die minutiöse wie ungeschminkte Beobachtung des Soldatenalltags im russischen Morast. Die dem Band beigegebenen Auszüge aus der Korrespondenz zwischen Lenz und seiner Frau Hanne zeigen dem Rezensenten den Autor darüber hinaus als einfallsreichen Liebenden.