Hiromi Goto

Chor der Pilze

Roman
Cover: Chor der Pilze
Cass Verlag, Bad Berka 2020
ISBN 9783944751245
Gebunden, 264 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karen Gerwig. Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet die alte Dame. Sie ist vor zwanzig Jahren aus Japan eingewandert, sitzt unverrückbar im Flur ihres kanadischen Hauses und beobachtet alles. Als sie ins Heim soll, macht sie sich mitten in einem Schneesturm davon, geht mit einem jungen Trucker, der sie aufliest, auf einen Roadtrip. Niemand weiß, wo sie sich aufhält - außer ihrer Enkelin Muriel, eine junge, schon in dem neuen Land geborene Frau, mit der die Großmutter in ständiger telepathischer Verbindung steht. Man erzählt sich drei Leben, ein altes, ein neues, ein mögliches, doppelt gespiegelt und in allen Facetten veränderlich. Eine Geschichte über kulturelle Identität, Feminismus, Rassismus, und eine Hommage an die Heimat, die wir alle im Kopf haben: unsere Sprache.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.12.2020

Rezensentin Sonja Hartl scheint gefesselt von Roman. Wie die in Japan geborene und als Kind nach Kanada ausgewanderte Hiromi Goto darin mit autobiografischen Bezügen von Migrationserfahrungen, dem Aufwachsen auf einer Farm und von Mutter-Tochter-Beziehungen erzählt, knapp, aber aus Sicht unterschiedlicher Familienmitglieder und sprachlich wie rhythmisch divers, scheint Hartl reizvoll und schön und der vielstimmigen Geschichte einer Familie angemessen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2020

Rezensent Steffen Gnam entdeckt einen "dritten Raum" der Diaspora in Hiromi Gotos Roman von 1994. Wie sich eine japanische Drei-Generationen-Familie im kanadischen Alberta durchschlägt, mit "kultureller Aphasie" auseinandersetzt, eigene Mythen pflegt und ein scharf am Rassismus vorbeischrammendes Multikulti erlebt, beschreibt die Autorin laut Gnam "experimentell" im Wechsel der Erzählstimmen von Enkelin und Oma, die in einem "Beinahe-Happy-End" wieder zueinander finden, wie Gnam erläutert. Für den Rezensenten ein ironievoller, verspiegelter Blick auf die Fremde.
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