Horst Bredekamp

Michelangelo

Cover: Michelangelo
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783803137074
Gebunden, 816 Seiten, 89,00 EUR

Klappentext

Mit ca. 790 meist farbigen Abbildungen. Mit ikonisch gewordenen Werken wie dem David, der Erschaffung Adams in der Sixtinischen Kapelle oder Bauten wie der Kuppel des Petersdoms gehört Michelangelos Schaffen zweifelsohne zum kulturellen Menschheitserbe. Schon zu Lebzeiten wurde 'Il divino', dem Göttlichen, ein übermenschlicher Status zugesprochen. In seiner monumentalen Gesamtdarstellung nimmt Horst Bredekamp das Leben Michelangelos vom Werk aus in den Blick und begreift das Oeuvre als Stimulus der Vita. Bredekamp untersucht jedes einzelne Kunstwerk von der Hand Michelangelos im zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext sowie innerhalb der Entwicklung des höchst gefragten Künstlers. Er präsentiert uns einen von seinen Werken getriebenen, fortwährend vertragsbrüchig und säumig bleibenden Meister, der sich gänzlich dem künstlerischen Imperativ eines jeden Werks verschreibt und sich vom zu bearbeitenden Material selbst leiten lässt. Indem seine Kunstwerke sich dem Prinzip der Vollendung verweigerten, sprengte Michelangelo alle Konventionen. Doch nur so ließ sich seine bedingungslose Weltliebe ausdrücken, seine Pan-Empathie, die ihn zum loyalen Freund und zur Zumutung für seine Umwelt werden ließ. Und nur so gelang es Michelangelo, die existentiellen Fragen nach Sinn, Sinnlichkeit und politischem Schicksal seiner Epoche in der Form der Kunst auf eine Weise zu verhandeln, die bis heute erschüttert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.12.2021

Für Rezensent Arno Widmann gehört Horst Bredekamps "Michelangelo" zu den schönsten Büchern des Jahres. Das liegt laut Widmann am Thema selbst, aber auch an Bredekamps Zugang, der den Leser das Werk Michelangelos wie bei einem Museumsbesuch erleben lässt, bei dem der Audioguide den Betrachter auf die verborgenen Details hinweist. Dass Abbildung und Text hier auf einer Seite Platz finden, vergrößert die Freude und den Sog des Schauens und Lernens für Widmann. So betrachtet Bredekamp als "reflektierter Enthusiast" und mit ihm der verblüffte Leser Davids Hintern, Michelangelos "Treppenmadonna" und das Sexualleben des Künstlers, staunt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.09.2021

Rezensentin Kia Vahland sieht in Horst Bredekamps Michelangelo-Biografie schon das Standardwerk. Gerade Bredekamps Subjektivität und sein Kombinieren von Emotional-Persönlichem, Ästhetischem und Psychischem empfindet Vahland als Gewinn. Das hängt auch mit der Unkonventionalität des Künstlers zusammen, findet Vahland, mit seiner Papstkritik, seinem Entsagen von Macht und Zweckdenken in der Kunst. Die packende Schreibe geht nicht zu Lasten der Genauigkeit in der Dokumentation, versichert Vahland. Bredekamps deutliche Sympathie für seinen Gegenstand verbucht Vahland gleichfalls als Plus des Buches.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2021

Rezensent Ulrich Pfisterer zieht den Hut vor Horst Bredekamps Michelangelo-Monografie. Das Buch preist er ob seiner reichen Bebilderung und Bredekamps ganzheitlichem Ansatz. Sogar den Gedichten widmet sich der Autor, staunt Pfisterer. Bredekamps Analysen, die Michelangelos Genie zwischen "Anmaßung und Demut" verorten und seine Netzwerke wie auch seinen Eros in den Blick nehmen, zeigen Pfisterer die Fortschrittlichkeit des Künstlers, aber auch seine Melancholie. Vielleicht verläuft Michelangelos Lebens- und Schaffensweg bei Bredekamp etwas zu glatt, meint der Rezensent. Die Leistung des Autors aber schmälert das kaum, findet er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.08.2021

Rezensent Michael Opitz ist ganz verzaubert von Horst Bredekamps opulentem Werk über Michelangelo. Ein "Ereignis" nennt er beispielsweise die herrliche Gestaltung, die vor allem durch ihre reiche Bebilderung überzeugt, sodass man immer genau weiß, wovon der Kunsthistoriker gerade schreibt. Und das ist auch notwendig, findet Opitz, um nachvollziehen zu können, wie Recht der Autor so oft hat mit seinen beeindruckend genauen Beobachtungen und Thesen. Dieses Interesse fürs Detail ist es, das den Band vor allem auszeichnet und Bredekamps Begeisterung für den Renaissance-Künstler transportiert, so Opitz. Eine Begeisterung, die in den fünfzig Jahren, in denen sich der Autor nun schon mit Michelangelo beschäftigt, offenbar nicht nachgelassen hat. Das Wissen, das Bredekamp in all den Jahren angesammelt hat, weiß er auf spannendste Weise zu vermitteln. Und dann ist das Buch auch sprachlich noch der reinste Genuss. Alles in allem ein Prachtstück, so der hingerissene Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.08.2021

Rezensent Alexander Cammann verbeugt sich vor diesem "Koloss" von einem Buch, in dem der Kunsthistoriker Horst Bredekamp die Summe seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Michelangelo präsentiert. Und natürlich liefert Bredekamp auf den mehr als 800 Seiten keine schnöde Biografie, sondern eine "Geschichte der Werkformen" ab, erklärt der hingerissene Kritiker, der hier dennoch den Lebensstationen des Künstlers folgt und dabei allerhand Neues, auch Diskussionswürdiges entdeckt. Vor allem aber ergötzt sich Cammann an den "augenöffnenden" Detailanalysen der Werke, die ihm Bredekamp bietet, wenn er ihn schrittweise durch Michelangelos Universum führt. Neunhundert Abbildungen machen das Buch für den Rezensenten auch zu einem visuellen Fest - und selbst von Bredekamps "Quintessenz-Kaskaden" an den Kapitelenden lässt er sich mitreißen. Ein "Meisterwerk", geeignet für Laien und Fachpublikum gleichermaßen, schließt der Kritiker.