Iain Levison

Abserviert

Mein Leben als Humankapital. Roman
Cover: Abserviert
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2006
ISBN 9783882218657
Gebunden, 256 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans Therre. Er ist gebildet und höflich, sieht ordentlich aus, hat einen Hochschulabschluss - und ist auf Arbeitssuche. Den Wunsch, einen Beruf ergreifen zu können, in dem er sich selbst verwirklichen kann, hat er aufgegeben, längst geht es nur noch darum, einen Job zu machen, mit dem er sich über Wasser halten kann. Allerdings ist er so anständig wie er aussieht und so klug wie sein Lebenslauf es verspricht, aber auch individuell und Selbstdenker genug, um für viele Jobs nicht in Frage zu kommen. Gezwungenermaßen nimmt er sie dennoch an, erweist sich jedoch stets wie erwartet als völlig unbrauchbar. Besonders dann, wenn es um 'Kompetenzen' wie als 'Teamgeist' bezeichnete Willenlosigkeit geht, Anpassungsfähigkeit, Arschkriecherei oder Sadismus. Und so ist er jeden Job auch bald schon wieder los?
Iain Levison erzählt in dieser bitter-witzigen Gesellschaftssatire voll Galgenhumor von einer Odyssee durch über 40 verschiedene Jobs in 6 Staaten. Er beschreibt eine erbarmungslose neue Arbeitswelt, in der man sich nur mit zynischem Humor und listigen Überlebensstrategien durchzuschlagen vermag.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2006

Sebastian Domsch hat diesen autobiografischen Erlebnisbericht mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Diese Geschichte eines von Erfolglosigkeit gezeichneten Menschen sei schon harte Kost. Domsch gelingt es, seinen Blick auf die literarischen Qualitäten des Buches zu lenken, anstatt auf die Fährnisse Iain Levisons. Kein Leichtes, wenn Erzähler und Autor so miteinander verschmelzen. Mit der Lektüre hat Domsch so seine Probleme. Hat das jemand lektoriert? Weiß der Erzähler, was er tut? Denn so "plakativ" die enthaltene Gesellschaftskritik von unten auch daher kommt, so unverständlich bleiben dem Rezensenten die Entscheidungen der Erzählerfigur und ihr Selbstverständnis in der (arbeitenden) Gesellschaft. Dass ganz hinten im Buch Passagen stehen, die schön surreal, "aber vermutlich authentisch" sind, lässt Domsch darüber sinnieren, was aus diesem Buch hätte werden können: Eine große Parabel über die Arbeit, ein "literarisches Pendant" zu den Dokumentarfilmen von Glawogger und Geyrhalter.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.03.2006

Einen schalen Beigeschmack hat dieser Roman bei Ulrike Meitzner hinterlassen, in dem Iain Levinson ein Leben in der harten amerikanischen Arbeitswelt schildert. Als Fischfiletierer, Kellner, Möbelpacker und Heizölfahrer verdingt er sich, muss sich von Videos überwachen, von seinen Kollegen kontrollieren und von seinen Vorarbeitern schikanieren lassen, bis er gefeuert wird, weil jemand anderes seinen Job für weniger Geld macht. Jede Menge miese Erfahrungen hat Levison gemacht und reiht sie in "Abserviert" alle aneinander. Was er damit bezwecken will, ist Meitzner allerdings nicht klar geworden. Eine Entwicklung des Protagonisten ist für sie nicht auszumachen, in "nüchtern-schnodderigem Ton" hake Levison seine Erlebnisse von ganz unten ab. Ganz schlimm findet sie die "pseudoabgebrühten Sprüche", die "Harte-Jungs-Rhetorik" überschreitet für ihren Geschmack deutlich zu oft die Grenzen der Peinlichkeit. Im Grunde, so ihr Fazit, ist dieses Buch reaktionär, und Levison alles andere als ein Günter Wallraff: Nie begehrt hier einer auf, ärgert Meitzner sich, immer behält Levison die Pose des unbeteiligten Beobachters bei, der nur anständig seinen Job machen will.
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