Ignacio Martinez de Pison

Milchzähne

Roman
Cover: Milchzähne
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2009
ISBN 9783455401516
Gebunden, 382 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Sybille Martin. Als Raffaele Cameroni eines Tages die liebevoll verwahrten Milchzähne seiner Söhne entsorgt, ist es um die Ehe zwischen ihm und Isabel endgültig geschehen. Dabei hatte alles so gut angefangen, 1937, als Raffaele als italienischer Soldat nach Spanien kam, um im Bürgerkrieg auf der Seite der Nationalisten zu kämpfen. Nach dem Krieg bleibt er und versucht, seine italienische Vergangenheit hinter sich zu lassen, aber die holt ihn irgendwann unerbittlich ein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.11.2009

Rezensent Kersten Knipp schätzt den 1960 geborenen Autor Ignacio Martinez de Pison als einen der wichtigsten spanischen Schriftsteller der jüngeren Generation. Dessen Romane kreisen für ihn immer wieder um den Bürgerkrieg, die Franco-Diktatur danach und die Jahre des Übergangs zur Demokratie. Auch in "Milchzähne" sieht er die Themen Verrat und Versagen im Spanischen Bürgerkrieg im Mittelpunkt. Die Geschichte um einen Vater mit einer Doppelexistenz variiert für ihn den Stoff von der Verwandlung eines Menschen unter dem Einfluss des Krieges von einem normalen Bürger zu einem blinden Ideologen. Die Stärke des Buchs besteht für Knipp darin, dass es Martinez de Pison gelingt, seinen Stoff ins Allgemeine zu heben, "das persönliche Leiden der Protagonisten auch als Illustration der conditio humana lesbar werden zu lassen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.05.2009

Franziska Augstein vermutet, dass der Autor, ein alter Hase, zu viel Routine hat. Für einen Roman erscheinen ihr die Figuren in diesem Roman zu oberflächlich geschildert. Hat Ignacio Martinez de Pison zu sehr auf eine Verfilmung geschielt? Die Familiengeschichte um einen alten italienischen Faschisten, der in Spanien dem Bürgerkrieg hinterhertrauert und für ein Mausoleum für italienische Kriegsgefallene eintritt, macht Augstein nur zu Beginn wirklich Freude. Wenn im Lauf der Geschichte das "rein Familiäre" aus dem Leben des Protagonisten, seiner Frau und seinen Söhnen hobbypsychologisch dominiert, steigt Augstein aus. Zu konventionell wird ihr hier erzählt und das Seelenleben der Akteure erfasst.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Auf vierhundert Seiten kein einziger brillanter Satz und dennoch gefällt Paul Ingendaay der Roman von Ignacio Martinez de Pison. An den Formulierungen also liegt es nicht und auch nicht am Geschichtspanorama, das diese über ein halbes Jahrhundert sich spannende Familiensaga grundiert, wenn Ingendaay dran bleibt. Woran liegt es dann? Erstens hält Ingendaay des Autors Handhabung von Zeitgeschichte für ziemlich interessant. Ideologische Grabenkämpfe nicht aufzublasen, sondern ihren Irrsinn im familiären, im privaten Rahmen (hier anhand einer Lebenslüge) sichtbar zu machen, erscheint Ingendaay spannend und effektiv. Zweitens aber ist es gerade der ruhige Gang der Erzählung, der unspektakuläre Stil des Chronisten, der Ingendaay schließlich sympathisch wird. Dies, weil er ihm die Lebensklugheit und die Unparteilichkeit eines Autors offenbart, der geduldig Schicht auf Schicht legt und seine Figuren "alle auf die gleiche Weise liebt".
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