Isaak Babel

Wandernde Sterne

Dramen, Drehbücher, Selbstzeugnisse
Cover: Wandernde Sterne
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446272705
Gebunden, 848 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Bettina Kaibach und Peter Urban. "Immer wieder ist es ein Glück Isaak Babel zu lesen." Manfred Papst, Neue Zürcher ZeitungIsaak Babel ist ein hinreißender Erzähler von Weltrang; menschenfreundlich und liebenswürdig, und doch auf unbestechliche Weise der Wahrheit verpflichtet. Er wurde in finstere Zeiten hineingeboren, geprägt von Kriegen, politischen Umstürzen und antisemitischer Verfolgung. Diesen setzte er ein Werk entgegen, das durch seine menschliche Aufrichtigkeit und seinen künstlerischen Rang besticht. Die hier versammelten Dramen, Drehbücher, Reiseberichte, Erzählungen und sein Tagebuch von 1920 beschreiben Isaak Babels Weg vom gefeierten Autor der "Reiterarmee" bis zu seinem Ende unter Stalins Terror.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2024

Rezensent Christian Thomas zollt der Isaak-Babel-Werkausgabe größten Respekt. Die in den zwei Bänden gesammelten und von Bettina Kaibach und Peter Urban übersetzten Texte, im einen Band Erzählungen, im anderen Dramen, Drehbücher und Selbstzeugnisse, bieten tiefe Einblicke in das Leben und Schreiben des in Odessa geborenen jüdischen Autors und Reporters und in seine große Zwiespältigkeit, wie Thomas erklärt: einerseits "ideologisch eingespannt" als Journalist bei der Roten Armee, der über den Polnisch-Sowjetischen Krieg berichtete, andererseits unterschwellig zweifelnd an den brutalen Methoden, sich einer "literarischen Wahrhaftigkeit" nicht verwehren könnend, die der Kritiker vor allem in metaphorischen Ausbrüchen der ansonsten kühlen Berichte angelegt sieht: In einem "schwarzen, aufgequollenen Himmel" etwa zeigt sich ihm das leise Aufrührerische in Babels Prosa, das ihm - aufgebauscht freilich zum Spionagevorwurf - schließlich sein Leben kostete. Wie Kaibachs und Urbans punktgenaue Übersetzungs- und "akribischste" Herausgabearbeit nicht nur in den Berichten, sondern auch in den Erzählungen über die mafiösen Strukturen im Moldawanka-Quartier Odessas, Babels unverwechselbare Stimme und seine "revolutionsrote Bewusstseinsspaltung" der Leserschaft näherbringt, findet der Kritiker höchst verdienstvoll.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2022

Nach der "wundervoll edierten" Ausgabe von Isaak Babels Erzählungen im Hanser Verlag freut sich Rezensentin Sabine Berking nun ebenso über die neu erschienenen und teils auch neu übersetzten Dramen, Drehbücher und Selbstzeugnisse des Autors. An den Dramen und Drehbüchern, mit denen der dreifache Vater gegen seine dauernde finanzielle Notlage anschrieb, so Berking, liest die studierte Slawistin viel über den politischen Drahtseilakt ab, den der jüdische Schriftsteller und Revolutionsanhänger unter Stalin vollführen musste - seine Familie lebte im Exil, und seine ersten Werke waren von Stalins Vertrautem Budjonny öffentlich kritisiert worden, erklärt Berking. Aus den Tagebüchern Babels erfährt sie zudem Interessantes über seinen Schaffensprozess, den er dort selbst als das stetige Arbeiten an einem zugleich "bedeutungsschweren, einfachen und schönen" Adjektiv beschreibt, wie Berking fasziniert zitiert. Die dabei entstehende "hybride Kunstsprache" Babels aus Jiddisch, russischer Hochsprache, Jargon und Dialekt, so die Kritikerin, sei von Bettina Kaibach "großartig" ins Deutsche übertragen worden. Ein toller Einblick in Leben und Schaffen des Schriftstellers, lobt sie, der 1940 im Gefängnis ermordet wurde.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.05.2022

Cornelius Wüllenkemper liest den von Bettina Kaibach übersetzten und mit Anmerkungen versehenen Band mit Drehbüchern, Dramen, Reportagen und Tagebuchaufzeichnungen von Isaak Babel mit Spannung. Zu erkennen ist an den Texten für Wüllenkemper, dass Babel sich nicht unbedingt als Drehbuchautor verstand. Vor allem aber stellt sich dem Rezensenten angesichts von Babels Reportagen die Frage, ob der Autor hier nicht "lupenreine Staatspropaganda" verfasst hat. Selbst Babel-Fans müssen nun erkennen, dass Babels Texte nicht frei sind von politischer Anpassung, glaubt der Rezensent.