Isabel Allende

Violeta

Roman
Cover: Violeta
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518430163
Gebunden, 400 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Svenja Becker. An einem stürmischen Tag des Jahres 1920 kommt sie zur Welt, jüngste Schwester von fünf übermütigen Brüdern, Violeta del Valle. Die Auswirkungen des Krieges sind noch immer spürbar, da verwüstet die Spanische Grippe bereits ihre südamerikanische Heimat. Zum Glück hat der Vater vorgesorgt, die Familie kommt durch, doch schon droht das nächste Unheil, die Weltwirtschaftskrise wird das vornehme Stadtleben, in dem Violeta aufwächst, für immer beenden, die del Valles ziehen sich ins wild-schöne Hinterland zurück. Dort wird Violeta volljährig, und schon steht der erste Verehrer vor der Tür …Violeta erzählt uns selbst ihr Leben, am Ende ihrer Tage schreibt sie ihrem geliebten Enkel einen langen Brief - sie schreibt von ihren halsbrecherischen Affären, den Jahren der Armut, von schrecklichen Verlusten und tiefempfundener Freude, von historischen Vorkommnissen, die ihr Leben geprägt haben: von dem Kampf für die Rechte der Frauen, dem Aufstieg und Fall von Tyrannen und von zwei schrecklichen Pandemien.Violeta ist die inspirierende Geschichte einer eigensinnigen, leidenschaftlichen, humorvollen Frau, deren Leben ein ganzes Jahrhundert umspannt. Einer Frau, die Aufruhr und Umwälzungen ihrer Zeit nicht nur bezeugt, sondern am eigenen Leib erfährt und erleidet. Und die sich gegen alle Rückschläge ihre Hingabe bewahrt, ihre innige Liebe zu den Menschen und zur Welt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2022

Literatur ist was anderes, aber trotzdem, schöner Schmöcker, findet Rezensentin Elke Schmitter. Die Ich-Erzählerin von Violeta blickt zurück auf ihr Leben, das als Kind aus gutem Hause begann, lesen wir. Als der kriminell gewordene Vater Selbstmord begeht, zieht die Familie aufs Land und hier beginnt Violetas Emanzipationsweg, wenn wir das richtig verstehen: den sozial Entrechteten zugeneigt und als Ehefrau irgendwann erkennend, dass sie subtil unterdrückt wird. Gefahren lauern ihr auf, doch immer geht sie gestärkt daraus hervor. Das hat irgendwie was liebenswertes Demokratisches, Schmitter kann damit leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.08.2022

Rezensentin Rose-Maria Gropp kann sich nicht zu großem Lob entschließen angesichts von Isabel Allendes neuem Roman, der 100 Jahre aus dem Leben einer 1920 geborenen Chilenin vor dem Hintergrund der historischen Umbrüche im Land in Briefen erzählt. Das liegt vor allem daran, dass Allende alle Ereignisse, von der Demokratie Allendes bis zu Pinochets Diktatur, episodisch, mitunter stereotypisch "nivelliert", wie Gropp kritisiert. Auch die Schicksale der Protagonistin bleiben meistenteils blass, findet Gropp. So ist das Buch nur ein "Melodram in Fortsetzungen", das unter einem "naiven Romantizismus" leidet, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2022

Rezensent Burkhard Müller liest Isabel Allendes pünktlich zu ihrem Geburtstag in deutscher Sprache erschienenen Roman als Ergänzung zu ihrem Debüt "Das Geisterhaus". Die achtzig Jahre alte Autorin erzählt hier erneut in der Form einer Saga von einer gesellschaftlich gut situierten chilenischen Familie über vier Generationen hinweg und von deren Katastrophen und Erlebnissen. Die hundert Jahre alte Ich-Erzählerin Violeta berichtet hier aus ihrem Leben zwischen Spanischer Grippe und Corona, ihren Männern, ihrer Unabhängigkeit, resümiert Müller. Tempo und Länge des Buchs erinnern den Kritiker an Allendes Debüt, doch der Verzicht auf magischen Realismus tut dem Roman gut, meint er. Momente unfreiwilliger Komik schaden dem Buch nicht, und eine Saga ist eben eine Saga und keine Geschichtsschreibung, räumt Müller ein. Und so hofft er für die vielen Fans, dass Allende ihnen noch mindestens zehn weitere Romane bescheren wird, schließt Müller.
 


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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.07.2022

Rezensentin Sigrid Brinkmann ist enttäuscht von diesem Briefroman von Isabel Allende. Allende und ihre Mutter schrieben sich bis zu deren Tod im Jahr 2018 jahrzehntelang täglich Briefe, hier lässt die Autorin eine Hundertjährige ihrem Enkel, den sie nach dem frühen Drogentod der Mutter aufzog und der sein Leben inzwischen der katholischen Kirche gewidmet hat, briefschreibend aus ihrem Leben berichten, klärt die Kritikerin auf. Sie erzählt ihm vom Leben in einer Diktatur, Gewalt in der Ehe, von Emanzipation, "schlaffen Großmütterbrüsten" und nie versiegendem sexuellen Appetit - für Brinkmann die "Tiefpunkte" des Romans. Trotz einiger gelungener Szenen und Nebenfiguren versinkt der größte Teil des Romans leider in endlosem "Geplauder", seufzt die Rezensentin.